Glaswelt: Herr Dr. Spenke, investieren noch viele Bauherren in der gegenwärtigen Lage in Wintergärten? Wie entwickelt sich der Markt?
Dr. Spenke: Die Entscheidung für einen Wintergarten wird langfristig vorbereitet und geplant. Nach einer GfK-Studie geht man von einem Entscheidungszeitraum von rund 14 Monaten aus. Die wirtschaftliche Entwicklung zum Ende 2008 bis heute wirkt sich so noch nicht spürbar aus. Wir erwarten im Hochpreissegment eher einen stabilen Markt. Im unteren Preissegment spüren wir eine Abnahme der Kaufentscheidungen für den Wintergarten hin zu einer stärkeren Entscheidung für das offene Terrassendach.
Glaswelt: Die gesetzlichen Auflagen zur Energieeinsparung werden weiter verschärft, was bedeutet das für die Wintergartenbauer?
Dr. Spenke: Verschärften Auflagen kann nur mit intelligenter neuer Technik, insbesondere bei Profilen und Verglasungen begegnet werden. Die steigenden Ansprüche aus der EnEV erfordern eine neue Qualität und Breite in der Nutzung moderner Rechenprogramme bei der Konstruktion und Fertigung sowie der Planung der bauphysikalischen Parameter, wie Transmissionswärmeverluste, der Oberflächentemperaturen, Bestimmung des Heizwärmebedarfs und der Behaglichkeit. Dem müssen sich Wintergartenfachbetriebe, Systemgeber und Architekten stellen. Mit heute verfügbaren fortgeschrittenen Systemen für den Alu-Wintergartenbau, Materialkombinationen mit Holz sowie PVC und mit entsprechenden Glasprodukten lassen sich die Anforderungen der EnEV 2009 erfüllen. Wenn wir an die EnEV 2012 denken, dann wissen wir, dass auch im Wintergartenbau Vorlauf durch Forschung und Entwicklung notwendig ist, die vom Handwerksbetrieb, der für eine solide Endfertigung unverzichtbar ist, nicht geleistet werden kann. Für grundsätzliche Neuentwicklungen sind die Wintergartenbauer, wie das Handwerk generell, auf wissenschaftlich-technische Vorleistungen der Profilhersteller und der Zulieferindustrie angewiesen. Dabei geht es nicht nur um den Wärmeschutz in der Heizperiode, sondern auch um den sommerlichen Wärmeschutz. Die Zukunft sehe ich in der Entwicklung neuer Materialien oder Materialkombinationen für hochwärmedämmende Wintergartensysteme unter Einsatz neuer Verglasungen und Nutzung moderner elektronischer Steuerungen. Wir werden zur Hightech-Branche und der Glasanbau zum „Akkumulator“ für solare Gewinne sowie zur Wärmequelle für den Einsatz von Wärmepumpen zur Gebäudeheizung, also die verstärkte Nutzung des Wintergartens über die Wohnraumerweiterung hinaus.
Glaswelt: Was sind in diesem Zusammenhang die wichtigsten Ziele Ihres Verbandes?
Dr. Spenke: Wir werden die Bemühungen von BF, VFF und des BV Rollladen + Sonnenschutz unterstützen, die solaren Wärmegewinne sowohl in den Primärenergie-Verbrauchsbilanzen nach EnEV als auch im Nachweis der Transmissionswärmeverluste zu berücksichtigen, um den tatsächlichen Wert großflächig verglaster Außenwände nachzuweisen. Begrüßenswert für den Nachweis effektiver Energieeinsparungen wäre die Einführung eines „äquivalenten spezifischen Transmissionswärmetransferkoeffizienten HT‘ equ“, der die solaren Gewinne im Winter und in den Übergangsmonaten berücksichtigt.—