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Interview mit Thomas Stukenkemper

Wir schauen positiv in die Zukunft

Glaswelt – Trotz voller Auftragsbücher klagen viele Branchenvertreter. Wie schätzen Sie die aktuelle Marktsituation für Glasverarbeiter und für Isolierglashersteller ein?

Thomas Stukenkemper – Die Nachfrage nach Interieur- und Fassadengläsern ist derzeit mengenmäßig auf einem guten Niveau – Beleg dafür sind die Berichte unserer Mitglieder über eine gute bis sehr gute Kapazitätsauslastung. Problematisch ist – wie so häufig – die Preissituation: Glasveredler und Isolierglashersteller sind in einer typischen „Sandwich-Situation“: mittig in der Wertschöpfungskette. Sie kämpfen derzeit im Einkauf mit stetig steigenden Preisen beim Basisglas, während es ihnen vertriebsseitig aufgrund der Wettbewerbsintensität in ihrer Marktstufe schwer fällt, diese Mehrkosten zu erlösen.

Dabei ist der schon als ruinös zu bezeichnende Preiswettbewerb insbesondere bei Isolierglas nicht nachvollziehbar, weil das Basisglas auf breiter Front und mit mehreren Preiserhöhungen innerhalb der letzten 12 Monate sehr deutlich teurer wurde und somit alle Verarbeiter erheblich höhere Kosten haben.

Glaswelt – Wie können die Glasbetriebe dem entgegentreten?

Stukenkemper – Dem Marktumfeld kann sich kein Anbieter entziehen. Hilfreich ist es jedoch, wenn die Unternehmen sich immer wieder ihre Leistung und ihre Stärken bewusst machen und nicht jeden vom Kunden geforderten Preis akzeptieren. Die Erfahrung zeigt, häufig genug werden aus „abtrünnigen“ dann wieder treue Kunden, da beispielsweise der Service des angestammten ISO-Lieferanten von dem billigeren Wettbewerber doch nicht geboten wird.

Glaswelt – Wo sehen Sie mittel- und langfristig neue Chancen und Märkte für die Branche?

Stukenkemper – Quantensprünge im Sinne bahnbrechender neuer Produkte oder Anwendungen sehe ich in unserer Branche derzeit leider nicht. Eine Chance für Isolierglasanbieter sehe ich im Angebot adaptiver Gläser, z. B. durch integrierte Systeme. Für solche Produkte ist auch eine engere Zusammenarbeit mit den Kunden im Vertrieb dieser Produkte sinnvoll. Gerade weil viele regional agierende Fensterbauer heute auf der Suche nach alternativen Produkten und Marktnischen sind, bringt eine solche gemeinschaftliche Marktbearbeitung Vorteile für beide Beteiligten.

Für Anbieter von RaumGlas-Produkten bietet sich die Chance, die vielfältigen Möglichkeiten zur Gestaltung von Glas zu nutzen, um individuelle Produktlösungen zu bieten. Hier denke ich, wird die Nachfrage nach Designgläsern und Designprodukten mit Glas weiter steigen. Zudem lohnt es sich, wenn die Verarbeiter ihre (Interieur-)Produkte dem Endkunden auch präsentieren, insbesondere in ansprechenden Ausstellungsräumen. Nur so kann der Verbraucher auch sehen, was alles mit Glas machbar ist und es kann bei den Endkunden, ebenso wie bei Architekten, eine „Lust auf Glas“ erzeugt werden.

Glaswelt – Welche Rolle spielt für den Verarbeiter die Mitgliedschaft in einer Kooperation?

Stukenkemper – Das Wesen einer Kooperation ist es, sich in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter auszutauschen, Lösungen zu erarbeiten und Synergien insbesondere bei der Umsetzung dieser Lösungen zu schaffen. Ein weiterer Aspekt ist es, mit der Kooperation ein Netzwerk aufzubauen, das unterschiedliche Kompetenzen zusammenführt und für die beteiligten Mitglieder nutzbar macht. In diesem Sinne hat der Flachglas MarkenKreis eine Reihe innovativer Produkte entwickelt, welche die Mitglieder produzieren oder vertreiben - u. a. mit Partnern aus gänzlich anderen Branchen. Weiter betreiben wir eigene Objektberatungsaktivitäten, helfen unseren Mitgliedsbetrieben bei technischen Fragen mit eigenen Anwendungstechnikern und geben zudem auch Marketingunterstützung.

Glaswelt – Der Flachglas MarkenKreis feiert dieses Jahr ein Jubiläum. Wie sind er und seine Mitglieder für die Zukunft aufgestellt?

Stukenkemper – Da die Flachglas MarkenKreis GmbH im Jahr 2001 gegründet wurde, sind wir nun in dieser Konstellation seit 15 Jahren unterwegs. Dieses „Jubiläum“ werden wir innerhalb unseres Jahrestreffens im Juni entsprechend würdigen und diesmal einen etwas festlicheren Rahmen wählen.

In den letzten 15 Jahren haben wir uns von einer Isolierglaskooperation zu einem umfassenden Glas-Netzwerk entwickelt, dessen Aktivitätsfelder neben dem FassadenGlas auch RaumGlas und den GlasService umfassen. Weil wir in dieser Konstellation mit den vielfältigen Angeboten unserer Mitglieder ein umfassendes Produktportfolio bieten können, sind wir zu einem kompetenten Ansprechpartner für die unterschiedlichsten Beteiligten geworden, das sind insbesondere Architekten und Fachplaner, ebenso Bauherren und Weiterverarbeiter von Glasprodukten.

Die Kontakte zu den unterschiedlichen Kundengruppen und die Zusammenarbeit der Netzwerk-Partner untereinander ist die Basis, um als zentraler Dienstleister das Netzwerk auch in Zukunft mit bewährten sowie neuen und innovativen Services erfolgreich zu unterstützen. Deshalb schauen wir positiv in die Zukunft.—

Das Gespräch führte Matthias Rehberger.

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