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Im Interview mit Uli Neumair

Smart Home stellt uns vor neue Herausforderungen

Glaswelt – Wie sehen Sie nach einer R+T 2015 die Entwicklungen im Smart Home Bereich?

Uli Neumair – Wir haben uns auf der R+T sehr intensiv mit dem Thema Smart Home befasst und die vorgestellten Produkte analysiert. Auf der Herstellerseite kann man eine stetige Weiterentwicklung der Branche feststellen, während wir auf der Seite der Fachhändler eine deutlich zu erkennende Sättigung von denen feststellen konnten, die bereit sind sich mit der Gebäudeautomation auseinanderzusetzen.

Glaswelt – Wie äußert sich das Verhalten der Fachhändler denn im Einzelnen?

Neumair – Sucht man den Dialog mit den Fachhändlern, so sind deren Meinungen beim Umgang mit der neuen Technik im Bereich Smart Home durchaus geteilt. Gründe gibt es dafür mehrere. Die einen wollen gewohnte und für sie sichere Verfahren beim Verkauf und der Montage wie z. B. die Funksysteme verwenden, andere scheuen bei Smart Home Systemen die höheren Angebotspreise und den höheren Aufwand bei Beratung und Montage.

Glaswelt – Aber man sieht doch in der Händlerlandschaft viele Beispiele, wo Smart Home hervorragend in die Ausstellungskonzepte integriert wurden?

Neumair – Das ist richtig und bestätigt ja auch gleichzeitig, dass wir mit dem Thema Smart Home auf dem richtigen Weg sind. Gerade diese Händler haben große Erfolge bei den Kunden, weil man die Systeme in der Ausstellung optimal zeigen und erklären kann. Natürlich ist das auch mit einem gewissen Investitionsaufwand verbunden und erfordert eine ständige Weiterbildung der Mitarbeiter. Im Grunde genommen sind das aber die gleichen Parameter, wie bei anderen Produkten in den Händlerportfolios. Die Zeichen stehen also auf Qualifikation, denn genau das macht ja meist den Unterschied zwischen einem Fachbetrieb und den vielen „Garagenbetrieben“ oder Angeboten aus dem Internet aus.

Glaswelt – Stichwort Internet, wie geht die Herstellerbranche mit den meist günstigeren Verkaufspreisen Ihrer Artikel auf diversen Verkaufsplattformen um?

Neumair – Das ist ein strukturelles System. Natürlich sind wir generell darüber nicht erfreut, zudem uns die eigenen Händler stetig damit konfrontieren. Die Grundproblematik liegt aber auf der rechtlichen Seite, denn wir können es nicht untersagen, dass unsere Artikel auf Verkaufsplattformen im Internet gehandelt werden. Auch andere Branchen und Hersteller wie Adidas oder Dornbracht aus dem Sanitärbereich müssen sich diesen Entwicklungen stellen. Gerade im Fall Dornbracht hat es ein wegweisendes Urteil gegeben, das Herstellern ausdrücklich verbietet bei bestehenden Lieferantenverhältnissen nicht mehr zu liefern, wenn im Internet verkauft wird. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch die notwendige Kundenberatung, wenn es darum geht Gebäudeautomation und Sonnenschutz oder andere Haustechnik sinnvoll zusammenzubringen. Denn zum Steuern gehört natürlich auch die Produktkenntnis der angeschlossenen Systeme, und das ist der Joker der Fachbetriebe gegenüber dem Verkauf ohne jede Beratung.

Glaswelt – Wie gehen denn andere Branchen mit dem Thema Gebäudeautomation um?

Neumair – Generell zeigt sich eine deutlich zunehmende Tendenz bei den Elektrounternehmen, die natürlich aufgrund ihrer Berufsausbildung mit dem Anschlussthema bestens vertraut sind. Initiativen wie Elektro+ (siehe Ausgabe Glaswelt 02/15) sollen die besondere Qualifikation der Elektrobranche hervorheben und zeigen deutlich, dass diese Branche Gas gibt und damit einem größeren Teil von Kuchen wie bisher erobern möchte.

Glaswelt – Ist das eine Gefahr für die R+S Branche?

Neumair – Ja und Nein. Natürlich muss man das Elektrohandwerk allein wegen der Anzahl der Fachbetriebe sehr ernst nehmen. Allein der Kölner Elektroinnung sind mehr Betriebe angeschlossen, wie es bundesweit R+S Fachbetriebe gibt. Auf der anderen Seite verfügen aber in der Regel nur die Fachbetriebe in unserem Bereich über die notwendigen Produktkenntnisse der R+S Produkte und sind so in der Lage, Smart Home Systeme optimal zu konfigurieren. Zusätzlich sind sie beim Verkauf von Sonnenschutz am Mann und können so den Mehrwert Smart Home direkt und zielgerichtet mit anbieten.

Glaswelt – Sie sehen also durchaus Potenzial für die Branche?

Neumair – Ich sehe zuerst einmal den Nutzwert für den Verbraucher. Bequemlichkeit, das Sicherheitgefühl, thermischer und visueller Komfort stehen heute ganz oben auf der Wunschliste. Energieeffizienz ist sowieso das Thema bei Gebäuden, auch im Renovierungsfall. Sinnvolle Gründe gibt es also genug, um Smart Home Systeme zu verkaufen, man muss es nur tun. —

Das Gespräch führte GLASWELT Redakteur Olaf Vögele bei Somfy in Rottenburg.

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