Glaswelt – Frau Sage, worauf führen Sie den Rückgang der Einbruchsdelikte in NRW zurück?
Silvia Sage – Ich möchte den Rückgang der Zahlen gerne als Beleg erfolgreicher Polizeiarbeit betrachten, sowohl präventiv als auch repressiv. Unter anderem haben wir in 2011 die Kampagne „Riegel vor! Sicher ist sicherer.“ ins Leben gerufen, die Bürger zum Thema Einbruchschutz sensibilisieren und eine Kultur des Hinsehens schaffen soll. Dabei wird dazu aufgerufen, auf verdächtige Personen und Situationen zu achten, im Verdachtsfall die 110 anzurufen und sich kostenlos von der Polizei in puncto Einbruchschutz beraten zu lassen.
Glaswelt – Wird die kostenlose Beratung viel genutzt?
Sage – Allein in NRW hat die Polizei 2016 mehr als 86 000 Bürger beraten, die meisten in den kriminalpolizeilichen Beratungsstellen. Zudem hat die Polizei NRW zahlreiche Kooperationen, z. B. mit Wohnungsbaugesellschaften. Ziel ist es, die Bürger hinsichtlich Einbruchschutz weiter zu sensibilisieren und den Einbruchschutz im Wohnbereich weiter zu verbessern. Sehr häufig werden Türen oder Fenster aufgehebelt. Dort müssen wir mit Verbesserungen ansetzen.
Glaswelt – Haben Sie denn den Eindruck, dass nachgerüstet wird?
Sage – Seit 2009 ist der Anteil der Einbruchsversuche von 39,1 auf 45,6 Prozent gestiegen. Täter scheitern vermehrt an Sicherheitsmaßnahmen oder werden durch aufmerksame Zeugen beobachtet und brechen den Einbruch ab.
Glaswelt – Berät die Polizei denn auch Handwerker und Errichter in Sachen Einbruchschutz?
Sage – Die gelisteten Errichter stehen im Dialog mit den örtlichen Präventionsdienststellen der Kreispolizeibehörden und können sich in den Beratungsstellen zur polizeilichen Beratungspraxis informieren. Darüber hinaus gibt es besondere Schulungen, an denen auch die Polizei teilnimmt. Eine Liste mit Anbietern solcher Schulungsmaßnahmen, das „Verzeichnis der anerkannten Schulungsanbieter zum bundeseinheitlichen Pflichtenkatalog“, ist online zu finden, unter anderem auf der Seite des LKA Bayern, das diese Liste pflegt.
Glaswelt – Damit kommen wir zu den Errichterlisten. Welche Handwerker werden dort aufgenommen?
Sage – Die Errichterlisten sind kein Branchenverzeichnis, in das sich jeder eintragen lassen kann. Die Polizei will mit den Errichterlisten den Bürgern eine Empfehlungsliste von Handwerkern liefern, die sich in puncto Montage von Sicherheitstechnik qualifiziert haben. Entsprechend müssen sich die Unternehmen qualifizieren. Sie müssen Schulungsnachweise vorweisen und den Pflichtenkatalog der Polizei anerkennen. Dieser Katalog umfasst zahlreiche Pflichten und Vorgaben, die der Handwerker zu erfüllen hat. Zum Beispiel darf er grundsätzlich nur geprüfte und zertifizierte Produkte montieren. Diese Produkte sind nach Vorgaben des Herstellers und unter Beachtung der einschlägigen Normen zu montieren. Selbstverständlich muss der gelistete Errichter ein entsprechendes Handwerk betreiben, z. B. Metallbauer, Schreiner, Tischler oder Ähnliches. Der Handwerker muss entsprechend qualifiziert sein. Das bedeutet nicht unbedingt den Meisterbrief, er muss aber eine Eintragung in der Handwerksrolle nachweisen. Zudem ist auch eine berufliche Erfahrung wichtig. Schließlich pflegen noch, zumindest bei uns in NRW, die Kreispolizeibehörden einen engen Kontakt zu den Errichtern vor Ort. Die Anforderungen an die Errichter sind hoch. Wer auf die Liste der empfohlenen Profis will, muss eben auch Gewähr für gute Arbeit bieten. Alles in allem sollte der Bürger sicher sein können, dass ein Handwerker aus der Errichterliste sein Handwerk versteht.
Glaswelt – Wenn ein Errichter den Sprung auf die Liste geschafft hat, kann er sich dann gemütlich zurücklehnen oder muss er regelmäßig Anforderungen bestätigen?
Sage – Solange er vernünftige Arbeit leistet und es keine Beschwerden gibt, erfolgt keine Überprüfung seiner Arbeit. Alle vier Jahre muss er allerdings an einer Fortbildungsmaßnahme bei einem anerkannten Schulungsanbieter teilnehmen. Neben den Vorträgen der Polizei zum Thema polizeiliche Empfehlungspraxis sind dort auch Hersteller vertreten, die ihre Produkte vorstellen und die fachgerechte Montage erklären. Solch eine Fortbildung ist sinnvoll, schließlich entwickelt sich ja auch die mechanische Sicherheitstechnik immer weiter. —
Das Gespräch führte GLASWELT Redakteur Camillo Kluge.