Glaswelt – Herr Hilzinger, Ihre Firmengruppe verfügt über zahlreiche Produktionsstandorte in Deutschland, Frankreich und in Tschechien. Wie haben Sie ihren Glaseinkauf organisiert? Versorgt sich jede Produktionseinheit selbstständig mit Isolierglas und anderen Flachglaserzeugnissen, oder wird dieser Einkauf zentral gesteuert?
Helmut Hilzinger – Grundsätzlich ist der strategische Einkauf natürlich länderspezifisch zentral gesteuert, d. h. die Auswahl der Lieferanten, die Definition des Produktportfolios sowie natürlich auch die kaufmännischen Verhandlungen werden durch die Muttergesellschaft durchgeführt. Der operative Einkauf erfolgt nach entsprechender Lieferanten- und Stammdatenfreigabe jeweils vom Produktionsstandort. Dies gilt von der Vorgehensweise gleichlautend auch für die französischen und tschechischen Standorte.
Glaswelt – Wie qualifiziert man sich zum Glasanbieter für das Unternehmen Hilzinger? Welche Voraussetzungen müssen Ihre Zulieferer beim Thema Glas erfüllen?
Hilzinger – Wichtig ist ein breites Produktspektrum, das nicht nur die Standardglastypen abdeckt. Darüber hinaus ist es aufgrund der Auftrags- und Produktionslogistik sehr wichtig, dass der Glaslieferant in der Lage ist, mehrere Standorte zu beliefern, da die Fensterprodukte innerhalb der Unternehmensgruppe ausgetauscht werden. Darüber hinaus ist selbstverständlich sowohl die Kapazität als auch das Preis-Leistungsverhältnis ein wichtiger Aspekt, der geprüft wird.
Glaswelt – Gibt es bei Ihnen auch Isolierglas-Zulieferer, die nicht aus Deutschland kommen? Und wenn ja, aus welchen Ländern?
Hilzinger – Nein, wir halten in diesem Zusammenhang noch immer die Fahnen hoch und kaufen in Deutschland ausschließlich von deutschen Isolierglasherstellern, in Tschechien ausschließlich von tschechischen und in Frankreich ausschließlich von deutschen und französischen Isolierglaslieferanten. Ich halte dies auch moralisch für sehr wichtig, die Wertschöpfung im Inland zu halten, da es meines Erachtens der falsche Weg ist und scheinheilig wäre, sich dem Vertriebs- und Preisdruck aus Osteuropa dahingehend zur Wehr zu setzen, dass man selbst den eigenen Zukauf in diese Richtung verlagert.
Glaswelt – Ihre Einkäufer werden sicher die Preise der einzelnen Glas-Zulieferer miteinander vergleichen – werden daraus auch entsprechende Konsequenzen gezogen?
Hilzinger – Sicherlich kann sich kein Einkäufer und auch kein Unternehmer der Prüfung von Einkaufskonditionen entziehen. Der Einkaufspreis ist neben anderen wichtigen Kriterien ein wesentlicher Bestandteil. Jedoch ist der Einkaufspreis oft nur der finale Themenpunkt, der in der Regel zwischen den einzelnen Lieferanten nur geringfügig variiert. Die Glasbranche zeigt hier oft, im Gegensatz zum Fensterbaumarkt, eine sehr hohe Homogenität und Einigkeit.
Glaswelt – Verkaufen Sie auch Fenster ohne „Warme Kante“?
Hilzinger – Die Vorteile der „Warmen Kante“ sind unbestritten und für uns schon immer ein wesentliches Argument für Qualität des Gesamtprodukts Fenster. Schon seit Jahren fertigen wir alle unsere Fenstersysteme mit der „Warmen Kante“, da dies eines der wesentlichen Merkmale und Vertriebsargumente eines hochwertigen Produkts ist. Dabei unterscheiden wir neben der Standard „Warmen Kante“ auch eine Version bzw. Ausführung mit einem nochmals verbesserten Psi-Wert.
Glaswelt – Werden Sie die glasstec besuchen? Was werden Sie sich dort anschauen?
Hilzinger – Wir werden auf jeden Fall vor Ort sein. Es gilt für uns, die Trends und Innovationen der Isolierglasindustrie frühzeitig zu erkennen, um ggf. die Chancen für uns zu nutzen. Gleichzeitig ist es auch eine wichtige Plattform für neue Kontakte sowie die Pflege des Netzwerks.—
Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.