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Der Bundesverband Flachglas begrüßt die anstehenden Verschärfungen der EnEV

Wir sehen gute Chancen

Jochen Grönegräs

ist seit Anfang 2007 Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Flachglas e.V. BF und Geschäftsführer der RAL-Gütegemeinschaft Mehrscheiben-Isolierglas GMI in Troisdorf. Mit ca. 180 Mitgliedern und 45 Fördermitgliedern versteht sich der BF als die Vertretung der Bauglasbranche in Deutschland.

GLASWELT: Die in Planung befindliche EnEV 2009 stellt erhöhte Wärmeschutzanforderungen, die sich bei Fenstern/Fassaden oft nur mit Dreifach-Isolierglas umsetzen lassen. Was kommt hier auf die Branche zu?

Grönegräs: Wir haben im BF frühzeitig den Dialog mit der Politik zu den kommenden Versionen der EnEV geführt, die bekanntlich 2009 um 30% höhere Anforderungen stellen wird – und bei der nächsten EnEV 2012 noch einmal um 30% höhere. Wir haben unsere Position mit allen im Verband vertretenen Kreisen – Isolierglasherstellern, Basisglasindustrie, Beschichtern, Zulieferern – abgestimmt und erfreulich einmütige Zustimmung zu diesen Plänen erzielen können.

Es gibt ganz klar einen politischen Willen, die Anforderungen der EnEV so weit zu verschärfen, dass sie nach solchen Produkten verlangen, die bis heute den „High-end“-Bereich der Lieferpaletten darstellen. Solche Gläser werden in Zukunft zu Standardprodukten werden. Man kann diese Entwicklung auch daran ablesen, dass Dr. Wolfgang Feist, der die Bedeutung von Dreifach-Wärmedämmglas im Rahmen seines Passivhauskonzeptes früh betont hat, jetzt Berater der Bundesregierung bei der EnEV ist. Wir sind auch mit ihm im Gespräch; er wird übrigens auf unserer diesjährigen Hauptversammlung referieren.

Unsere Botschaft gegenüber der Politik ist klar: Die Glasbranche hat die Zeichen der Zeit erkannt und ist bereit und in der Lage, die benötigten Dreifach-Wärmedämmgläser zu liefern.

GLASWELT: Welche Auswirkungen haben die anstehenden Anforderungen für Isolierglashersteller?

Grönegräs: Dreifach- statt Zweifach-Wärmedämmgläser bedeuten nicht nur 50% mehr Floatglas. Sie bedeuten auch 100% mehr beschichtetes Float, 100% mehr Butyl, 100% mehr Abstandhalterprofile, 50% mehr Trockenmittel und 50% mehr Dichtstoff. Aber auch die Produktion wird sich natürlich ändern: Taktzeiten sinken, und höhere Scheibengewichte stellen andere Anforderungen an das Handling. Dickere Einheiten haben Auswirkungen auf die Gestellkapazität und die LKW-Tourenplanung.

Beim Verband erarbeiten wir derzeit einen „Leitfaden zur Verwendung von Dreifach-Wärmedämmglas“. Dreifachgläser sind ja keine ganz neue Erfindung, aber durch ihre kommende „Karriere“ vom Nischen- zum Massenprodukt stellen sich einige Fragen eben doch neu.

Natürlich sind Produktpaletten neu zu definieren – alle zusätzlichen Funktionen wie Sonnenschutz, Sicherheit etc. müssen in Zukunft auch mit Dreifach-Wärmedämmgläsern abgedeckt werden. Der BF hat derzeit gemeinsame Schalldämm-Messungen für wichtige Dreifach-Aufbauten in Arbeit. Mitglieder werden die Zeugnisse gegen eine Gebühr nutzen können. Wir möchten damit zu einheitlichen, abgesicherten Aussagen der Branche beitragen.

Nicht zuletzt werden thermisch verbesserte Abstandhalter sicher an Bedeutung gewinnen. In unserer Stellungnahme gegenüber den Ministerien zum Entwurf der EnEV 2009 haben wir sogar eine Verpflichtung oder zumindest einen Anreiz zur Verwendung der „Warmen Kante“ gefordert.

Bei unserer Hauptversammlung im April veranstalten wir ein Symposium, bei dem die Zulieferer Gelegenheit haben werden, ihre Lösungen zu allen diesen Fragen vorzustellen.

GLASWELT: Was bedeuten die verschärften Wärmeschutzanforderungen für den Fensterbauer?

Grönegräs: Die künftigen Anforderungen werden auch bei den Rahmen zu verbesserten Produkten führen müssen. Alle großen Systemhäuser arbeiten zweifellos bereits an der Verbesserung der Wärmedämmung. Aber auch das handwerklich gefertigte Fenster wird aus unserer Sicht die Vorgaben nicht nur durch die Verwendung von Dreifach-Wärmedämmglas erfüllen können. Bei der kommenden EnEV 2009 wird das vielleicht noch funktionieren, aber spätestens mit der nächsten Verschärfung im Jahr 2012 werden auch hier neue Lösungen im Fensterbau notwendig werden. Das kann man beklagen – oder als Chance zur Vermarktung hochwertiger Produkte sehen. Ich bin jedenfalls froh, dass sich die Glasbranche für ihre Erzeugnisse einheitlich zu der letzteren Sichtweise entschieden hat und die verschärften Anforderungen als Chance versteht.|

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