Glaswelt – Herr Broich, wie sieht der aktuelle Stand der Einführung der Glas DINaus?
Markus Broich – Die Teile 1 und 2 (diese ersetzen die TRLV) sind bereits im Dezember 2010 erschienen und können seitdem über den Beuth-Verlag bezogen werden. Desweiteren liegen seit Oktober 2011 die Entwürfe der Teile 3 bis 5 (als Ersatz für TRPV, TRAV und DIBt-Empfehlung für begehbare Verglasungen) vor. Aktuell wird vom Normengremium NA 005-09-25 AA „Bemessungs- und Konstruktionsregeln für Bauprodukte aus Glas“ an den Teilen 6 „Zusatzanforderungen an zu Instandhaltungsmaßnahmen betretbare Verglasungen“ und 7 „Sonderkonstruktionen“ gearbeitet.
GLASWELT – Welche Vor- und welche Nachteile für den Verarbeiter sehen Sie in den neuen Glasnormen?
Broich – Im Gegensatz zu den TRLV wird das neue Nachweiskonzept der DIN18008 den Materialeigenschaften von Glas (Veränderlichkeit der Materialeigenschaft in Abhängigkeit der Belastungsdauer) gerecht, was jedoch den Rechenaufwand erhöht.
In der DIN18008 Teil 4 (TRAV) dürfen die Isolierglasaufbauten der Tabelle B.1 (Ersatz für Tab. 2 der TRAV) mit ESG auf der Angriffsseite und VSG auf der Absturzseite ohne weitere Prüfungen um ESG- und ESG-H-Mittelscheiben ergänzt werden. Die max. Breiten (Zeile 4, 19, 26 und 27) und Höhen (1, 3, 18-21 und 23-24) der Verglasungen in der Tabelle B.1 sind erhöht worden. Ebenso sind teilweise die min. Breiten (Zeile 15) und die min. Höhen (Zeile 16) reduziert worden
Im Anhang C der DIN18008-4 ist ein „Nachweis der Stoßsicherheit von Glasaufbauten durch Rechnung“, welcher von Prof. Jens Schneider (TU Darmstadt) entwickelt worden ist, hinzugekommen. Hierbei handelt es sich um ein genaueres Verfahren gegenüber dem im Anhang C der TRAV angegebenen Verfahren.
GLASWELT – Wie kann der Bundesverband Flachglas die Verarbeiter und andere Anwender bei der Umsetzung unterstützen?
Broich – Der „AK Glasbemessung“ des Bundesverband Flachglas hat einen „Anforderungs- und Bewertungskatalog für Glasdickenempfehlungs-Software“ erstellt. Mit diesem Dokument können entsprechende Softwarelösungen, die nach DIN18008 rechnen, bewertet werden. Die TU-Darmstadt führt im Auftrag des BF anhand dieses Katalogs eine Überprüfung / Bewertung der verschiedenen Softwareprodukte durch. Dadurch werden geprüfte Softwareprodukte vorliegen, die dem Anwender bei der Umsetzung helfen.
GLASWELT – Welche praktischen Tipps können Sie den Glasfachleuten und Planern für die Umsetzung der neuen Normen geben?
Broich – Die DIN18008 Teile 1 bis 5 sollen gemeinsam über die Musterliste der Technischen Baubestimmungen baurechtlich eingeführt werden. Dies könnte auch ohne den Teil 6 (Ersatz für GS-Bau 18) geschehen. Bei der Glas DIN18008 sind die Normenteile 1 und 2 bereits heute Stand der Technik; sie können damit vom Verarbeiter – in Absprache mit dem Prüfingenieur – bereits heute angewendet werden
GLASWELT –Was ist in nächster Zeit hinsichtlich der Glasnormung aus Europa zu erwarten?
Broich – Auf europäischer Ebene wird an der Glasbemessungsnorm EN 13474 gearbeitet. Die Arbeit des entsprechenden Normengremiums TC129 WG8 wird auch vom BF begleitet. —
Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.