_ „Die Belieferung von Fensterfabriken“, so Wolfgang Franz, „ist das Geschäft von vollautomatisierten, hochgerüsteten ISO-Produktionen mit hohem finanziellen Aufwand, bei einem niedrigen durchschnittlichen Quadratmeterpreis.“ Er unterstreicht: „Wir machen das anders.“ Das Geschäftsmodell seines Isolierglasbetriebs sieht er als Gegenmodell zur voll automatisierten Fertigung.
Die Fränkische Thermoglas, die er zu 85 % von Scheuten aus Venlo übernommen hat und bei der seit über 30 Jahren Peter Lerchenmüller, Dieburg, mit 15 % beteiligt ist, könne man eher mit einer Manufaktur vergleichen. Dort spielt der motivierte Mitarbeiter eine Schlüsselrolle. „Sind meine Leute motiviert, ist das der erste Schritt hin zu zufriedenen Kunden. Zudem war die Mitgliedschaft im Flachglas MarkenKreis bei der Umsetzung unserer Philosophie ein wichtiger und richtiger Schritt.“
Als Kunden-Zielgruppe richtet der Geschäftsführer seinen Fokus auf kleine und mittlere Metallbauer, die rund zwei Drittel seiner Klientel ausmachen. Er und sein Team kennen diese Kunden meist seit vielen Jahren und daraus seien mit der Zeit enge, langjährige Bindungen gewachsen.
Franz: „Neben der Qualität muss erst einmal die Kommunikation mit den Kunden stimmen. Auch muss der Kollege an der Maschine mit dem Herz dabei sein. Denn sie können die beste Maschinentechnik besitzen, dennoch wird in der ISO-Produktion das Ergebnis letztendlich durch die Bediener bestimmt“, davon zeigte sich Franz im Gespräch mit der GLASWELT überzeugt. Im Unternehmen fertigen heute mehr als 70 Mitarbeiter die ganze Palette an Funktions-Isoliergläsern in Größen bis 2700 x 5000 mm und mit Gewicht von bis zu 600 kg/ Scheibe. Eine Glasveredelung mit Schleifen, Bohren u. a. rundet das Angebot ab.
Beratung lässt sich vermarkten
„Meine Kollegen haben eine große Eigenverantwortlichkeit, da wir im Betrieb flache Strukturen haben und diese seit Jahren leben. Das führt zu einer starken Identifikation mit unserem RAL-Betrieb sowie unseren Produkten. Das ist für meine Kollegen die Basis, um die Besonderheiten der Produkte dem Kunden sehr gut zu kommunizieren. Wir versuchen immer herauszukitzeln, was der Fenster- oder Metallbauer genau braucht, wenn er Spezialgläser anfragt. So lassen sich vorab bereits Missverständnisse minimieren, damit alles zur Zufriedenheit aller geliefert werden kann.” Im Objektbau habe sein Betrieb zudem die Chance, das Wissen seiner Mitarbeiter in der Beratung zu verkaufen.
Und dies sei ein weiterer Baustein für einen langfristigen Erfolg. Die Kunden schätzten insbesondere die Beratung durch die Glasspezialisten und in der Produktion sowie die Flexibilität in der Auftragsbearbeitung. Franz: „Auch wenn es einmal beim Kunden zeitlich eng wird, lassen wir ihn nicht stehen, sondern machen Überstunden, wenn es notwendig ist.“
Sondergläser für Metallbauer im Sortiment
Metallbauer benötigten fast ausschließlich ISO-Kombinationen mit Sicherheitsgläsern. Dabei sind die Durchschnittsgrößen der Scheiben erheblich größer als die im Fensterbau geforderten Formate. Das gefertigte ISO teilt sich bei der Fränkische Thermoglas zu einem Drittel in Standard-ISO und zu zwei Dritteln in Sonder-Isoliergläser auf.
Das Praxiswissen der Mitarbeiter komme gerade bei Modellscheiben, sprich Sonderkonstruktionen und -formen zum Tragen, wie sie vielfach von den Metallbaukunden angefragt werden. Die Fränkische Thermoglas bietet hierfür u. a. Spezialaufbauten mit Stufen, SG-Verklebungen und Beschattungen im Scheibenzwischenraum an. Bei den Sondergläsern werden zudem Systeme mit integriertem Sonnenschutz angeboten, etwa von Screenline (Pellini), Kuzman Glas, Rottler&Rüdiger sowie Photovoltaik Lamellen im Isolierglas. Gerade solche Spezial-Produkte erfordern in der Herstellung und bei der Vermarktung eine besondere Sorgfalt sowie jahrelange Erfahrung in der Produktion, um die gewünschte Qualität umsetzen zu können.
Für die Metall- und Fensterbauer werden zudem permanent die unterschiedlichsten Größen, Formen und Farben von Spacertypen vorgehalten und viele hundert unterschiedlicher Glasaufbauten pro Jahr gefertigt. Der Betrieb hat die Abstandhalter als Stangenware vorrätig, um vielfältige Farben und verschiedene Stärken abdecken zu können. Franz: „Wir sind für alle Fälle gut gerüstet, indem wir die entsprechenden Vorprodukte immer bevorraten, um schnell und flexibel liefern können.“
Sicherheitsglas auf dem Vormarsch
Doch nicht nur ISO steht bei dem RAL-Gütebetrieb auf der Agenda: Eine Spezialität im Objektbereich ist die Fertigung von Isolierglasscheiben mit Alarmkralle und VdS-Zulassung.
Am Standort der Fränkische Thermoglas wird auch ESG hergestellt und somit das Portfolio abgerundet. So sei auch beim Sicherheitsglas eine schnelle Reaktionszeit und Auslieferung gewährleistet. Die verarbeiteten Sondergläser bestehen großteils aus Sonnenschutzgläsern, wobei rund 60 Prozent des Outputs auf 3-fach-ISO aus ESG und VSG Kombinationen entfallen. Sicherheitsglas werde aufgrund der geforderten Absturzsicherung (TRAV, DIN 18008) im Objektbau zunehmend von den Metallbauern nachgefragt.
Weiter hält der Betrieb immer eine sehr große Anzahl an Sondergläsern als Bandmaße vor. Dies sei den immer komplexer werdenden Fassadenkonstruktionen geschuldet. Rund 60 VSG-Typen in verschiedenen Dicken werden immer bevorratet. Weiter findet man im Glaslager rund 35 Floattypen sowie eine Reihe von Gussgläsern.
Das Lernen hört nie auf
Um das Wissen der Mitarbeiter auf dem neuesten Stand zu halten, verfolge man gemeinsam die BF-Webinare und diskutiere im Nachgang immer intensiv die Aussagen der Referenten. Und etwas ganz besonderes soll in Kürze an den Start gehen: ein Mitarbeiter-Prämiensystem, das sich auf die drei Säulen Qualität, Produktivität und Krankheitstage gründet.—
Alarm-isolierglas aus eigener Fertigung
Neben vielfältigen Fassaden- und Sicherheitsgläsern hält FTG auch eine Reihe von Spezialgläsern vor. Dazu zählt ein Alarm-Isolierglas aus eigener Produktion. Bei diesem wird eine elektrisch leitende Leiterschleife in die Glasoberfläche einer ESG Scheibe eingebrannt. Diese kann zu Isolierglas (VdS-Nr.: G114001) oder zu Verbundsicherheitsglas (VdS-Nr.: G11400) verarbeitet werden.