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Verträglichkeit mit selbstreinigenden Beschichtungen

Versiegelung: Besser ohne Silikon

Speziell bei Gläsern mit Fotokatalyse und Hydrophilie besteht für Ver-arbeiter in Sachen Verträglichkeit ein erhöhter Aufklärungsbedarf. Im Gespräch mit der Glaswelt erläutert Dieter Fritschen von Soudal, wie man diese Verträglichkeitsprobleme mit Dichtstoffen vermeiden bzw. ihnen vorbeugen kann.

GLASWELT – Auf welche kritischen Punkte muss der ISO-Hersteller in der Produktion heute sein besonderes Augenmerk richten?

Dieter Fritschen – Isolierglas-Einheiten sind nicht mehr nur einfache Doppelgläser. Die ISO-Einheit besteht heute aus einem System das viele Funktionen umfasst: Wärme-, Sonnen- und Schallschutz und oft auch Selbstreinigungsfunktion sowie deren Kombinationen. Hierfür müssen in der Fertigung eine Vielzahl von Einzelkomponenten genau miteinander abgestimmt werden. Mittlerweile kommt noch die statische Belastung bei verklebten Fenstersystemen hinzu. Dabei ist es zwingend erforderlich, die Verträglichkeiten der einzelnen Komponenten im System sicherzustellen.

GLASWELT – Gilt das nur für ISO-Hersteller?

Fritschen – Nein, auch Verarbeiter, die ISO-Einheiten in ein Bauelement montieren, müssen umfassend über die Verträglichkeit der eingesetzten Materialien Bescheid wissen. Dies umfasst sowohl Angaben über die Materialien, die bei der ISO-Produktion eingesetzt werden (z.B. Abstandshalter, Primär- und Sekundär-Dichtstoffe) als auch Dichtmaterialien für die Anschlussfuge des Bauelements mit dem Gebäude. Das Wissen um die genauen Angaben dieser Materialien mit Hersteller, Typ und Charge wäre sinnvoll, um die Weiterverarbeitung optimal im Sinne des Nutzers sicherzustellen. Nur so kann er den richtigen Dichtstoff für die Versiegelung der ISO-Einheit beim Einbau in den Rahmen auswählen.

GLASWELT – Und wie sieht es bei beschichteten Gläsern (mit Selbstreinigungsfunktion) aus?

Fritschen – Speziell bei Gläsern mit Fotokatalyse und Hydrophilie besteht ein erhöhter Aufklärungsbedarf. Deshalb haben die Anbieter sehr ausführliche Verarbeitungsrichtlinien herausgegeben. Zusätzlich haben der VFF, der IVD und das ifz Informationsschriften zum Thema „Selbstreinigende Gläser“ herausgegeben (Red.: Mehr dazu im Kasten „Praxistipps ordern“). All diese Schriften sollte der Verarbeiter kennen, um Verträglichkeitsprobleme zu vermeiden bzw. diesen vorzubeugen.

GLASWELT – Was muss der Verarbeiter/Monteur beim Einbau bzw. im eingebauten Zustand von selbstreinigenden Gläser beachten?

Fritschen – Zuerst muss die Einbausituation sehr genau geplant sein. Dort wo die Gläser keinen Kontakt mit Regenwasser erhalten können, macht es keinen Sinn diese zu verbauen, da die Funktion der Selbstreinigung nicht optimal stattfinden kann. Weiter muss er entsprechend der Verarbeitungsrichtlinien ausschließlich die empfohlenen Dichtstoffe und Hilfsmittel verwenden.

GLASWELT – Muss man bei der Versiegelung von selbstreinigenden Gläsern und bei der Montage von Fenstern/Fassaden mit solchen Gläsern prinzipiell auf Silikon verzichten?

Fritschen – Es kommt darauf an wo. Bei der Versiegelung muss man unbedingt auf Silikone verzichten, da es sonst zum berühmten „Bilderrahmeneffekt“ kommt. Gefährlich wird es auch, wenn beispielsweise die Bauanschlussfuge zwischen Wintergarten und Gebäude im Glasdachbereich mit Silikonen ausgeführt wird. Denn dann können Silikonbestandteile durch Regen ausgewaschen werden und über das selbstreinigende Glas fließen. Die Gläser sind dann nicht mehr ­hydrophil und verlieren somit ihre selbstreinigende Funktion. Generell sollte man bei der Verarbeitung von selbstreinigenden Gläsern eigene Werkzeuge, Handschuhe und Hilfsmittel verwenden, die ausschließlich für die Verarbeitung von selbstreinigenden Gläsern genutzt werden.

GLASWELT – Welche Materialalternativen gibt es zu Silikon?

Fritschen – Im Rahmen einer Entwicklungskooperation aus Rohstoffherstellern, Glasproduzenten und Dichtstoffcompoundierern wurde bereits 2004 ein Alternativprodukte zu Silikon gefunden. Es handelt sich hierbei um silanterminierte Polymere mit „Self Cleaning Glass Technology“. Diese Materialien sind speziell für die Nassversiegelung von Titandioxid beschichteten Gläsern entwickelt worden. Diese Alternative verfügt im Vergleich zu älteren Technologien über eine deutlich verbesserte UV Stabilität. Soudal war mit Soudal SMX 505 das erste Unternehmen, das ein Produkt mit dieser Technologie anbot.

Die Fragen stellte GLASWELT Chefredakteur ­Matthias Rehberger. Weitere Informationen zum Unternehmen unter https://www.soudal.com/

Praxistipps ordern

Informationen zur Verträglichkeit von Dichtstoffen mit „selbstreinigenden Gläsern“ geben auch der VFF (mit Merkblatt V.04-10/2005), der IVD (mit den Merkblätter 10 und 13) und das ifz (mit VE-11/1-10/2007).

https://window.de/

https://www.ivd-ev.de/

https://www.ifz-rosenheim.de/

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