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Tipps zu Klebeverbindungen

„Kleben ist nicht ohne“

Interdiziplinäres Denken ist bei der Entwicklung neuer Technologien, Anwendungen und Produkte eine Notwendigkeit, das gilt insbesondere für Klebeverbindungen, so Bernhard Feigl von Glas Marte. Das Unternehmen entwickelt und fertigt geklebte Glas-Metall-Systeme. Im folgenden erläutert Feigl, worauf Verarbeiter achten sollten, die mit der Klebetechnick arbeiten möchten. „Kleben ist nicht ohne. Wer intelligente Konstruktionen entwickeln will, muss das Produkt, die Technik und die Anwendung aufeinander anpassen und abstimmen. Nur durch eine Gesamtbetrachtung können beim Kleben die richtigen Entwicklungsschritte gesetzt werden. Wer im Baubereich meint, er könne Baustoffe ersatzlos streichen und bei gleicher Bauart Klebungen einsetzen, wird vermutlich Schiffbruch erleiden“, so Feigl.

Qualität „Für geklebte Glaskonstruktionen gibt es Richtlinien und die Anwendungen müssen durch Fremdüberwachung (Notifizierungs-, Prüfüberwachungs- und Zertifizierungsstellen) überprüft werden. Zudem sind hohe Qualitätsstandards in der Produktion erforderlich: nur durch eine perfekte Applikation lassen sich alle Klebstoffvorteile ausschöpfen.“ Um optimale Ergebnisse zu erreichen, gehöre dazu u.a., dass man direkt an die Produktion ein Prüflabor anschließt, in dem zeitnah und effektiv, produktbegleitend (je nach Anforderung) auch auftragsbegleitend Kontrollen durchgeführt werden können.

Kritische Betrachtung der Applikation Feigl: „Oft werden Hochdruckdosier­anlagen eingesetzt, auf denen unterschiedliche Materialien verwendet werden. Selbst wenn die Materialien miteinander verträglich sein sollten, so kann eine optimale Qualität nur erreicht werden, wenn pro Material eine Dosieranlage zur Verfügung steht. Denn man sollte Material- und Farbwechsel, ebenso wie den Wechsel des Lieferanten, tunlichst vermeiden. Mischzustände unterschiedlicher Materialien, lange „Offenzeiten“, Luftkontakt und Änderungen der Druckverhältnisse können den Prozess maßgeblich beeinflussen. Eine konstante und hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit muss gewährleistet werden, damit ein kontinuierlicher Materialfluss sichergestellt ist. Die Steuerung der Dosieranlage muss eine Vielzahl von auftragsbezogenen Parametern verarbeiten. Wichtig sind hier die automatische Stückerkennung und die Programmierung von Rampen bei Applikationsstart und Applikationsende.“

Mischprozess Was die Mischqualität von 2K-Silikon angehe, so der Fachmann, sei diese bei schwarzem Silikon mit dem Schmetterlingstest nicht detailliert sichtbar. Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich mit einem andersfarbigen Material, z.B. mit Dow Corning 993 grau die unterschiedlichen Komponenten optisch signifikant unterscheiden. Feigl: „Eine optimale Mischung muss homogen sein (), was sehr wenige Systeme tatsächlich leisten können. Dabei sollte man einer allmählich kontinuierlichen Beimischung den Vorzug gegeben (). Eine gleichbleibende Qualität ist besonders bei Prozessunterbrechungen wichtig, denn bei vielen Systemen kann bei einer Unterbrechung die flüssigere Komponente vorschießen und bei jedem Stopp ein erhebliches Mischungsungleichgewicht herbeiführen. Mit dem genannten grauen Silikon zeichnen sich durch die Farbveränderung klar die unterschiedlichen Härter oder Basisüberschüsse ab ().“

Einwegmischer contra Reinigung Ein Relikt aus den Anfängen der Silikonverklebung sei das Ausspülen mit Reinigungsflüssigkeit. Derartige Flüssigkeiten hätten heute in Klebeprozessen selbst nichts mehr verloren. Hier sei der Einsatz von Einwegmischern eine gute Lösung. Durch Einwegmischer könnten einerseits die Mischer so lange benutzt werden, bis sie tatsächlich verlegt sind. Andererseits könnten diese dann gleich bzw. am nächsten Tag ausgetauscht werden. Der Materialverlust im Mischer sei unerheblich und ein Reinigen am Schichtende hinfällig. Zudem gäbe es keine Abhängigkeit mehr von der Funktionstüchtigkeit von Rückschlagventilen und 100%ige Sicherheit, dass sich keine Reinigungsmittelrückstände in die nächste Verklebung verirren.

Systemgedanke „Verarbeiter, die mit geklebten Konstruktionen arbeiten wollen, müssen diese als System betrachten. Es ist vorab zu testen, ob alle Produkte für eine Klebung geeignet sind. Wenn ja, muss man sie auf die geplante Anwendung abstimmen. Die jeweilige Klebetechnik muss kontrolliert, überprüft und kontinuierlich begeleitet werden. Die Entwicklung eines eigenen Mischersystems, kann einen Qualitätsvorsprung unterstützen.“

Zusammenfassung „Die Verklebung ist eine komplexe Technologie. Ein sachlicher Umgang ohne falsche Euphorie ist eine spannende Aufgabe für die Zukunft. Wer verstanden hat, dass Kleben eine technologische Herausforderung ist, wird sich manchmal mit Wehmut an die Zeiten erinnern, als man einfach eine Mutter auf ein Gewinde gedreht oder einen Glasstab eingeklippst hat. Wer sich jedoch dem Kleben mit voller Konsequenz, Geld und Zeit widmet, dem wird die Technologie vielfältige neue Chancen eröffnen.

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