„Der Begriff Sicherheit bezieht sich bei Verglasungen auf die Reduzierung des Verletzungs- und Unfallrisikos durch Glasbruch oder durch Splitter“, so Denise Goldau von der Anwendungstechnik der Pilkington Deutschland AG. Der Begriff Schutz werde dagegen meist im Zusammenhang mit Gläsern verwendet, die ein zusätzliches Plus an Sicherheit bieten, z. B. Schutz gegen gezielte Angriffe, wie Einbruch oder Beschuss. Dabei steigen die Anforderungen an diese speziellen Gläser stetig. Beispielsweise soll die erhöhte Widerstandsfähigkeit nicht zu Lasten der Lichtdurchlässigkeit oder der Durchsicht gehen.
Doch wie lässt sich feststellen, was bestimmte Gläser im Bauwesen tatsächlich aushalten, also wie viel manueller Einwirkung sie standhalten können? Verschiedene Testverfahren, zur Klassifizierung von Flachglasprodukten hinsichtlich des Stoß- und Bruchverhaltens, geben Aufschluss.
Eines der Standardverfahren ist der sogenannte Pendelschlagversuch, bei dem mithilfe eines 50 kg schweren Zwillingsreifens Tests durchgeführt werden. Dabei wird der Reifen gemäß der Europäischen Norm (EN) 12600 aus drei unterschiedlichen Höhen gegen eine Verglasung gependelt.
„Damit will man den Aufprall eines Erwachsenen mit unterschiedlichen Energien oder Geschwindigkeiten simulieren“, meint Goldau. Getestet werden die Fallhöhen 190, 450 sowie 1200 mm.
Wie die Bezeichnung eines Sicherheitsglases letzten Endes aussehen kann, verdeutlicht folgendes Beispiel: „Die Bezeichnung 2(B)2 bezieht sich etwa auf eine Verbundsicherheitsglasscheibe (VSG), die nach einem Pendelschlag aus 450 mm Höhe entweder nicht bricht oder zumindest nicht durchschlagen wird“, so Goldau weiter.
Bei Sicherheitssonderverglasungen kommt es hingegen darauf an, den Schutz, also die Widerstandsfähigkeit gegen manuelle Angriffe zu prüfen. Bei den Klassen P1A bis P5A erfolgt dies im Kugelfallversuch. Das Besondere bei diesem Test: Das Glas darf durch die Stahlkugel, die einen Durchmesser von 100 mm und ein Gewicht von 4,11 kg hat, zwar brechen, jedoch auf keinen Fall durchschlagen werden.
Verglasungen dieser Widerstandsklassen sind vor allem im Bereich von Wohngebäuden und Kindergärten üblich.
Manchmal kommen allerdings noch härtere Geschütze zum Einsatz, etwa wenn es gilt, Sicherheitsglas der Widerstandsklassen P6B bis P8B zu klassifizieren. Testmittel hier ist eine maschinelle Axt. „Je mehr Schlägen das Glas widersteht, desto höher ist auch die Widerstandsklasse. Zu den höchsten Klassen zählen Gläser für sichere Verglasung von Juweliergeschäften oder Museen. Auch diesen beiden Testverfahren liegt eine einheitliche Europäische Norm zugrunde: die EN 356.
Widerstand gegen Beschuss
Sicherheitssonderverglasungen, die noch mehr aushalten müssen, als die bereits genannten, sind Gläser mit durchschusshemmenden Eigenschaften (Klasse BR1 bis BR7), wie sie heute bereits in Banken und Justizvollzugsanstalten verwendet werden. Dahinter steht die EN 1063. Um die Klassen BR1 bis BR7 erreichen zu können, werden Angriffe mit Faustfeuerwaffen ebenso simuliert wie mit Gewehren.
Bei Schrotflinten kommen noch zwei weitere Klassen hinzu: SG1 sowie SG2. Dabei werden aus jeder Waffe jeweils drei Schüsse auf eine Glasprobe abgegeben.
Grundlage der Prüfung bildet ein gleichschenkeliges Dreieck: Wird das Glasmuster nicht durchdrungen, ist die erforderliche Klasse erreicht. Je nachdem, ob das jeweilige Glas splittert oder splitterfrei bleibt, wird der Widerstandsklasse zusätzlich ein „S“ oder „NS“ beigefügt. Eine Spezialverglasung, die dem Beschuss mit einer Waffe Kaliber 0,357 Magnum, einer Geschossmasse von 10,25 g und einer Geschossgeschwindigkeit von 430 m/s aus 5 m Entfernung widersteht, kann z.B. als BR3-S bzw. BR3-NS klassifiziert werden.
Der zweite Artikelteil in der nächsten GLASWELT-Ausgabe beleuchtet die Vorteile, die ESG und VSG jeweils erbringen, und wo man welches Glas optimal einsetzt. http://www.pilkington.de