Bei der Glasabdichtung von Fenstern wird manchmal ein Abrieb von Dichtstoffen festgestellt. Dies ist als der sogenannte „Radiergummieffekt“ bekannt. Liegt dieser Effekt bei einer Isolierglasscheibe vor, können in der Nähe der Glasabdichtung dann störende Schlieren auf der Glasoberfläche entstehen. Dem kann der Verarbeiter allerdings durch die richtige Dichtstoffauswahl vorbeugen.
Liegen optische Schlieren vor, wird häufig der Glashersteller auf einen vermeintlichen Mangel an der Scheibe angesprochen, da diese Schlieren auf der Glasoberfläche sichtbar sind. Laboruntersuchungen einer ganzen Reihe von Schadensfällen haben jedoch gezeigt, dass es sich bei der Schlierenbildung um eine optisch sichtbare und lichttechnisch messbare Kontamination der Glasfläche durch Dichtstoffbestandteile und/oder Dichtstoffinhaltsstoffe handelt.
Diese wird durch mechanische Belastungen (Abrieb) z.B. bei der Fensterreinigung und durch die angewandten Reinigungsmethoden und/oder die Eigenschaften der eingesetzten Dichtstoffe beeinflusst. Das Phänomen betrifft Glasabdichtungen mit spritzbaren Dichtstoffen sowie Fenster mit Trockenverglasungsprofilen und kann sowohl auf den inneren als auch auf den äußeren Glasscheiben auftreten. Besonders deutlich sichtbar wird der Effekt bei direkter Sonneneinstrahlung auf das Fenster.
Was kann man gegen solche Verunreinigungen tun?
Falls es aufgrund des „Radiergummieffekts“ zu einer Verunreinigung der Glasoberfläche gekommen ist, erreicht man allenfalls mit Spezial-Reinigungsmitteln, wie etwa Glaspoliermitteln, unter hohem Arbeitsaufwand ein schlierenfreies Glas.
Bei Beschichtungen auf der Außenseite des Glases scheidet dieses Verfahren jedoch aus. Daher sollte die Dichtstoffoberfläche grundsätzlich mit einem feuchten, weichen Stofftuch mit handelsüblichen Fensterreinigungsmitteln gereinigt werden. Bei starker Verschmutzung hilft auch Spiritus, die Dichtstoffoberfläche zu säubern. Abrasive Reinigungsmittel und Putztücher sollen auf jeden Fall vermieden werden.
Wichtig: Vor der ersten Fensterreinigung muss der Dichtstoff nach Herstelleranweisung mehrere Tage aushärten, um eine Beschädigung der Versiegelung zu vermeiden.
Vorbeugen durch die Wahl des richtigen Dichtstoffs
Auf den richtigen Dichtstoff kommt es an, aber welcher ist der Richtige? Hier empfehlen die CLIMAplusSECURIT-Partner dem Verarbeiter bei der Auswahl eines Dichtstoffs die DIN 18545 zu konsultieren und zu berücksichtigen.
Das Problem der Schlierenbildung war schon vor Jahren Thema einer Arbeitsgemeinschaft, an der u.a. der Industrieverband Dichtstoffe e.V. (IVD) und das Institut für Fenstertechnik in Rosenheim (ift) beteiligt waren. Ergebnis dieser gemeinsamen Arbeit ist eine Richtlinie zur Prüfung und Beurteilung von Schlierenbildung und Abrieb von Verglasungsdichtstoffen, die bereits im Jahr 2001 in die DIN 18545 aufgenommen wurde.
Die nach dieser Richtlinie erfolgreich geprüften und klassifizierten Dichtstoffe weisen eine sehr hohe Abriebfestigkeit und Schlierenfreiheit auf. Beim Einsatz dieser Dichtstoffe werden Abrieb und Schlierenbildung bei fachgerechter Verarbeitung und sachgemäßer Reinigung an Fenstern und Türen verhindert.
Unabhängig vom Dichtstoff besteht auch die – unwahrscheinliche – Möglichkeit, dass sich flüchtige Bestandteile aus angrenzenden Bauteilen, z.B. aus Wandfarben, auf der Scheibe niederschlagen („fogging“). Diese lassen sich jedoch meist durch eine gründliche Reinigung dauerhaft entfernen.—
Der Autor
Wolfgang Böttcher ist im technischen Marketing von Saint-Gobain Glass Deutschland tätig. Tel. (02 41) 5 16-28 74