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Quo Vadis, Flachglasindustrie?

Wohin geht die Industrie? Das wüssten wir alle gerne – und ich werde sicher nicht den Versuch wagen, hier definitive Aussagen zu machen. Nach fast 40 Jahren Tätigkeit in dieser Branche blicke ich mit Stolz auf das Erreichte aber ohne Wehmut zurück, denn es gibt immer neue, interessante Dinge zu entdecken und zu unternehmen! Ich werde mir aber erlauben, ein paar Dinge herauszustellen, die ich für beachtenswert halte.

In den letzten Jahren oder sogar Jahrzehnten war eine starke Tendenz zu großen Einheiten festzustellen. Das hat allerdings nicht dazu geführt, dass der Wettbewerb einfacher geworden wäre, oder dass Überkapazitäten vom Markt verschwunden wären.

Neuerdings ist zu beobachten, dass große Einheiten über Verkäufe wieder verkleinert werden. Ob der Markt aber jemals lernen wird, die Überkapazitäten abzubauen, bleibt zu bezweifeln.

Was in diesem Umfeld nach meiner Beobachtung aber immer ein Erfolgsfaktor war, ist gutes Personal.

Schaffen Sie ein attraktives Umfeld für Mitarbeiter

Es scheint so eine einfache Weisheit zu sein – dennoch fällt es wohl vielen Betrieben schwer, hier ein attraktives Umfeld zu schaffen bzw. bereitzustellen – wo doch die Unterschiede im Markterfolgt mehr als greifbar sind. Hier gilt es, noch mehr Augenmerk darauf zu verwenden!

Nicht nur die Überkapazität wird einfach ignoriert, die Schaffung von Standards im Markt liegt noch viel mehr im Argen. Ich habe selber sehr viele Male versucht, direkt oder über Verbände initiativ zu ­werden.

Oft gelang es sogar, Arbeitsgruppen einzurichten – das Ergebnis war aber immer negativ. Wie oft habe ich an Arbeitsgruppen aktiv teilgenommen, in denen 2 oder 3 Teilnehmer (einer davon ich) wirklich etwas erreichen wollten, während mehr als ein Dutzend der Anwesenden nur dabei waren, um zu lernen, was diskutiert wird und zu verhindern, dass etwas dabei herauskommt.

Das Ergebnis: Ein und dasselbe (physische Produkt) hat nicht einmal innerhalb einer Firma nur eine Artikelnummer. Je nach Vertriebsausrichtung und Mitarbeiter nicht einmal den gleichen Preis (mit unterschiedlichen Rabatten – ok – aber nicht einmal den gleichen Basispreis … ).

Die Folge: Es ist faktisch nicht möglich für einen Fensterbaubetrieb direkt bei einem Isolierglas-Produzenten elektronisch zu bestellen, ohne einen erheblichen Abbildungsaufwand zu betreiben. Das Ganze ist so absurd, dass in Deutschland schon mindestens eine Spezialfirma nur von dieser Abbildung lebt!

Dann wundert sich jeder, dass die einfacheren Produkte aus dem östlichen Ausland günstiger zu haben sind. Hier denkt man offenbar pragmatischer. Wenn die Industrie nicht bald wenigstens für die Standardprodukte zu Standards kommt, braucht sie das vermutlich in 10 Jahren sowieso nicht mehr angehen.

Zum Glück gibt es immer Hoffnung …

Dem VDMA, angetrieben von unserem seligen Herrn Glaser, war es tatsächlich gelungen, eine Arbeitsgruppe zu etablieren, die sich mit Standardschnittstellen für Flachglas verarbeitende Maschinen beschäftigt. Hier waren plötzlich nicht nur die namhaften Maschinenhersteller vertreten, sondern auch die Softwarehäuser der Branche und sogar Anwender, hier in erster Linie die Firma Schollglas, vertreten durch IT-Leiter Torsten Brose, den ich eigens nenne, weil eine solche Beteiligung alles andere als selbstverständlich ist und von viel Weitblick zeugt. Zum ersten Mal in meiner Industriegeschichte war ich in Arbeitsgruppen, in denen wirklich jeder zum Ziel einer einheitlichen Schnittstellenstruktur stand und sich persönlich eingebracht hat und zwar mit teils erheblichen persönlichen und auch nennenswerten finanziellen Beiträgen.

Und tatsächlich: Seit letztem Jahr gibt es eine erste, veröffentlichte Version eines gemeinsamen Standards, dem in diesem Jahr eine Detaillierung für Rezepturen in Form eines VDMA Einheitsblatts folgt. An der Verfeinerung wird bereits gearbeitet und wirklich alle sind daran interessiert, das Ganze so bald wie möglich auch im Feld einzusetzen. Darauf freue ich mich wirklich von ganzem Herzen!

So bleibt der Ausblick am Ende versöhnlich und zuversichtlich und ich kann allen Beteiligten nur weiter gutes Gelingen wünschen.

Herzlichst

Ihr Dr. Klaus Mühlhans

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