Als Einstieg referierte Prof. Dr.-Ing. Daniel Pfanner (Bollinger + Grohmann Consulting GmbH) in seinem Vortrag über „Licht und Schatten in der Fassadenplanung“. Dabei unterstrich er die Wichtigkeit von Tageslicht für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit. Bei der optimalen Licht- bzw. Tageslichtplanung ginge es immer darum, verschiedene Zielkonflikte wie der Ausblick nach draußen, sommerlichen Wärmeschutz, Blendung oder gewünschte Raumtemperaturen zu vereinen und – je nach Gebäude und individuellen Projektanforderungen – eine für alle Beteiligten tragbare Lösung zu entwickeln. Dies ließe sich im Rahmen einer Tageslichtsimulation mit „multikriterieller“ Optimierung durchführen – damit bestehe eine gute Entscheidungsgrundlage für Bauherr bzw. Architekt.
Nicht zuletzt zeigte Daniel Pfanner anhand von Projekten wie dem UP! in Berlin – dem ehemaligen Kaufhaus des Ostens – wie wichtig die (Tages-)lichtplanung auch bei Revitalisierungen ist. Bezogen auf die aktuelle Nachhaltigkeitsdiskussion in der Baubranche solle man sich auch immer fragen: „Sind die Gebäude, die wir bauen, so angenehm, ästhetisch und beliebt, dass wir sie in 40-50 Jahren noch erhalten und unter Denkmalschutz stellen wollen?“
Lichtplanung für maximales „Well-being“ der Nutzer
Alexander Rotsch (Europe Lighting Design Lead Arup) ließ seine Leidenschaft für das Wechselspiel von „Licht, Mensch und Raum“ durchblicken – eine Faszination, die den Experten seit vielen Jahren begleitet. Und genau an dieser Stelle knüpfte auch sein Vortrag „Menschzentrierte Lichtplanung“ an. Zunächst skizzierte er den Weg vom in der Gebäudeplanung viele Jahrzehnte lang praktizierten „Design für Effizienz“ hin zum „Design für Menschen“.
Das „Well-Being“ und die Bedeutung des Tageslichts als wichtigste Lichtquelle und Taktgeber des menschlichen Organismus müsse mehr in den Fokus der planerischen Aktivitäten gerückt werden, so der Referent. Und weiter: „Bei Bauprojekten geht es darum, Tageslicht von Beginn an mitzudenken“. Dazu müssten wichtige Kriterien wie Außenbezug oder auch Blendung berücksichtigt werden. Anhand gelungener Projekte wie dem U-Bahnhof Orientkaj in Kopenhagen zeigte Alexander Rotsch, wie intelligente Tageslichtplanung Ästhetik, Nutzerkomfort, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden kann.
Tageslicht als wertvolle Ressource der Zukunft
Wir sorgen dafür, dass sich Menschen durch Licht wohlfühlen“, so Prof. Katja Schiebler von Andres + Partner Lichtplanung (Hamburg). Angesichts der Tatsache, dass sich der Mensch heute zu 90 % des Tages in Innenräumen aufhält, sei eine gute Tageslichtversorgung besonders wichtig. Und durch zunehmende Urbanisierung sowie innerstädtische Verdichtung nehme die Relevanz weiter zu. „Tageslicht wird zukünftig zu einer wertvollen Ressource“, so die Referentin.
Anhand gelungener Projektreferenzen wie zum Beispiel dem „Emporio Tower“ (Hamburg) veranschaulichte Katja Schiebler, mit welchen Konzepten sich eine möglichst hohe Tageslichtmenge weit in den Raum hineinbringen und sich je nach Projekt- und Beleuchtungsanforderung auch sinnvoll mit Kunstlicht ergänzen lässt – eine echte planerische Herausforderung.
Klar sei: „Tageslichtplanung ist immer ein Ringen um die beste Lösung“. Nicht zuletzt blickte die Expertin auch auf die Außenwirkung von Gebäuden in Verbindung mit dem Thema Tageslicht. Bei gekrümmten Fassaden zum Beispiel müsse man in der Planung auch das reflektierte Licht einbeziehen. Dieses könne an Nachbargebäuden oder auch im fließenden Verkehr zu ungewünschten Blendungseffekten führen. Eine ganzheitliche Betrachtung sei daher von größter Bedeutung, so Katja Schiebler.
Parametrischer Digitaldruck auf Glas
Zum Abschluss drehte sich im gemeinsamen Vortrag von Architekt Till Schneider (schneider+schumacher) und Prof. Andreas Fuchs (FAT LAB) alles um eine echte Neuheit in der Fassade: den parametrischen Digitaldruck auf Glas. Dabei erläuterten die Referenten den Weg von der Idee über die Forschung bis hin zu ersten gebauten Referenzprojekten.
Als Sonnenschutz-Komplettsystem ermöglicht die „Desion“ genannte Innovation, durch individuell steuerbare Bedruckungen auf einer oder mehreren Glasebenen einen selektiven Sonnen,- Sicht und Blendschutz mit kalkulierten Werten zu erzeugen. Wesentlicher Bestandteil ist neben der Verglasung selbst das Online-Planungs- und Visualisierungstool VR Cube.
Prof. Andreas Fuchs: „Mit Desion können wir Transparenz und Lichtdurchlässigkeit abhängig vom Einstrahlungswinkel des Sonnenlichts konfigurieren und den Sonnenschutz so genau auf die jeweiligen Anforderungen vor Ort abstimmen. Im Ergebnis entstehen einzigartige, ästhetische und gleichzeitig energieeffiziente Fassadenlösungen mit Glas.“ Die individuelle Beratung von Planern und Architekten zu „Desion“ übernimmt NEXT Partner Flachglas Markenkreis, der über sein Mitgliedsunternehmen Flachglas Wernberg maßgeblich an der Entwicklung von Desion beteiligt war.
Der nächste Fachdialog Fassadenplanung ist schon in der Planung und findet im Frühjahr 2023 statt.