Beim Fassaden Summt unterstrich Wicona Geschäftsführer Dr.-Ing. Werner Jager. In seiner Einleitung die Wichtigkeit von nachhaltigem Bauen unter dem Motto „Think Globally, Build Locally“.
Was das bedeutet, wurde im weiteren Verlauf deutlich: So berichtete Evan Levelle von dem Architektur- und Ingenieurbüros Front Inc., London, über seine Erfahrungen mit anspruchsvollen Fassadenprojekten weltweit. Dabei beleuchtete er, wie sich der Workflow vom Designentwurf über die Daten-Dokumentation der komplexen Modelle bis zur Fassadenkonstruktion und -fertigung mit Unterstützung digitaler Planungstools effizienter gestalten lässt.
Als Beispiel nannte er das von Zaha Hadid entworfene „The Morpheus Hotel“ in Macau mit seinen zwei Stahlbetontürmen, die in den unteren und oberen Geschossen miteinander verbunden sind – die äußere Hülle des 160m hohen Bauwerks ist mit einem Freiform-Exoskelett aus Aluminiumpaneelen bekleidet. Dank modernster Computertechnologie konnten die Experten von Front die zum großen Teil doppelt gebogene Fassadenfläche detailgetreu modellieren und so bis hin zur Produktion echte Präzisionsarbeit leisten.
Pioniere mit 18-stöckigem Holzhaus
Ein spannendes Leuchtturm-Projekt stellte Martin Murphy vom Architekturbüro Störmer Murphy, Hamburg, mit dem 18-stöckigen Holzhochhaus „Roots“ vor. Die Planung und Umsetzung des in der HafenCity gelegenen Gebäudes sei ein echtes Abenteuer gewesen, so der Architekt. Da ein solch hohes Holzgebäude in Deutschland bisher einzigartig sei, war ein intensiver dreijähriger Planungsprozess erforderlich – echte Pionierarbeit.
Ob Brandschutz, Windlasten, Tragwerk und Statik oder UV-Strahlung und Witterungseinflüsse: Jedes Themenfeld bedurfte einer individuellen Herangehensweise und Analyse. Doch die Arbeit habe sich gelohnt: Alle Obergeschosse wurden letztendlich mit Massivholzdecken und -innenwänden errichtet, lediglich Unter- und Erdgeschoss sowie die Erschließungskerne wurden als Betonkonstruktion geplant.
Nachhaltige Gebäudehüllen, das Ticket in die Fassadenzukunft
Fabian Hecker von Zaha Hadid Architects (London) präsentierte drei außergewöhnliche Gebäude – entstanden in unterschiedlichen Regionen der Welt. Dabei beleuchtete der Architekt insbesondere den Faktor Nachhaltigkeit.
Sein Tenor: Bei der Betrachtung der CO2-Emissionen eines Gebäudes gelte es, nicht nur die Nutzungsphase, sondern auch die Herstellungs-, Transport-, Bau- und End-of-Life-Phase zu betrachten – also den gesamten Lebenszyklus. Wie etwa beim ersten, fast komplett in Holzbauweise erstellte, Fußballstadion der Forest Green Rovers in England – ein zukunftsgerechtes Bauwerk mit extrem geringem CO2-Fußabdruck.
Städte brauchen mehr Natur
Zum Abschluss sprach Dieter Brell von 3deluxe (Wiesbaden), über die architektonischen Konzepte und Gestaltungsprinzipien des interdisziplinären Designstudios. Er unterstrich die Wichtigkeit urbaner Räume als freundliche, umweltgerechte und lebenswerte Orte. Wesentlicher Faktor dabei sei die Integration von Natur und natürlicher Begrünung. Ein Beispiel dazu ist das Bürogebäude der New Yorker Organisation WeThePlanet mit einem natürlichen Biotop auf dem Dach – mitten in Manhattan.
Der außergewöhnliche grüne Dachgarten des Gebäudes sorgt für Kühlung, verbessert die CO2-Bilanz und ist zudem für die Öffentlichkeit zugänglich. Dieter Brell: „Gebäude müssen heute mit der Umgebung interagieren und die Menschen einbeziehen – so erhöhen sie die Lebensqualität in der Stadt.“
Auch beim FC-Campus in Karlsruhe standen nachhaltige Konzepte im Fokus. Dieses läuft im Betrieb als Nullenergiegebäude und wurde unter anderem mit einer Fassade aus schaltbaren Flüssigkristallfenstern realisiert.
Alle, die beim Summit nicht dabei waren, haben die Möglichkeit sich die Aufzeichnung der Veranstaltung auf YouTube anzusehen unter https://www.youtube.com/watch?v=kotSc-Mcpc8 oder über den YouTube Kanal des Next Studios. W