GLASWELT – Warum werden für Glasverarbeiter die Markierung und Nachverfolgung der Gläser immer wichtiger?
Dr. Rainer – Mit jedem Fortschritt der Digitalisierung ist der Grad der Automation und Vernetzung gestiegen, doch die Datenbasis für viele Prozesse besteht fast unverändert aus Planzahlen und bestenfalls einem Abgleich des Soll-/Ist-Zustandes nach jeder Produktionsschicht. Durch das Markieren und Tracken der Gläser erhöht sich die Transparenz der Fertigung und macht diese digital und in Echtzeit abbildbar. Zugleich werden wichtige und objektive Daten gewonnen, die damit zur Produktionsplanung, zur Prozessoptimierung oder auch zur Verbesserung der Abläufe bereitstehen. Ist eine Scheibe erst einmal mit einem Data-Matrix-Code versehen, wird bei entsprechender Datenspeicherung der Zugriff auf die Auftragsdaten und auch das Erfassen des Produktionsfortschrittes möglich. Probleme im Glasfluss können so ebenfalls erkannt, dokumentiert und Schwachstellen analysiert werden.
Je nach Konfiguration reicht dann ein Scan aus, um nachzuvollziehen, welche Anlagen und Produktionsschritte eine Scheibe durchlaufen hat. Soll diese identisch nachproduziert werden, ist der Auftrag schnell und bedienerfreundlich etwa über einen Klick in der App PanePro möglich.
GLASWELT – Welche Vorteile bringt die Lasermarkierung direkt auf dem Glas?
Dr. Rainer – Sobald die Markierung mit einem Datamatrix-Code oder einer alphanumerischen Nummer erfolgt ist, kann das Glas über die gesamte Produktlebensdauer eindeutig identifiziert und einem Auftrag zugeordnet werden. Während ein Papierlabel abfallen, eine Kreidekennzeichnung verwischen und beides im weiteren Verlauf der Weiterverarbeitung irgendwann entfernt werden muss, bleibt die Lasermarkierung fester und maschinenlesbarer Bestandteil des Glasoberfläche. So ist bei entsprechender Datenspeicherung die Identifikation der Scheibe noch nach Jahren möglich, die Bearbeitungsschritte bleiben nachvollziehbar und z.B. per Scan stehen die Produktinformationen oder auch das Brandschutzzertifikat sofort zur Verfügung.
GLASWELT – Was genau lässt sich auf- bzw. einlasern und wie wird das ausgelesen?
Dr. Rainer – Die Markierung wird bei unserem patentierten UniColor-Laserdruckverfahren materialschonend auf die Oberfläche aufgetragen, so dass im Gegensatz zur klassischen CO2-Lasermarkierung die Struktur und die Eigenschaften des Glases unverändert bleiben. Je nach Kundenwunsch und jeweiligem Anwendungszweck kann die Kennzeichnung aus einem Logo, einem maschinenlesbaren Datamatrix-Code oder einer alphanumerischen ID bestehen. Wahlweise erfolgt die Markierung mit hohem Farbkontrast, als dezenter Aufdruck, gezielt im Sichtfeld, versteckt im späteren Bereich der Glasleiste oder auf der Kante. Die Kennzeichnung ist kratzfest, wetter- sowie UV-beständig und scan-, bzw. maschinenlesbar. Besonders erwähnt sei hier auch die von Hegla boraident (www.boraident.de) speziell für Härteöfen entwickelte Markierungslösung, die durch Farbwechsel gezielt den erfolgten Härteprozess anzeigt.
Der Laserdruck kann automatisch auf der Linie beispielsweise noch vor dem Zuschnitt oder alternativ mit einem Stand-alone-Gerät erfolgen. Der Scan ist dann ebenfalls automatisch, z. B. an den Bearbeitungsstationen mit fest installierten Lesegeräten, mit einem Handscanner oder einem mobilen Endgerät möglich.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger