GLASWELT: Um den Klimaschutz voranzutreiben sind von der Bundesregierung verschärfte Anforderungen an die Wärmedämm-Maßnahmen bei Gebäuden geplant. Der Flachglas MarkenKreis hat jetzt ein neues KlimaschutzGlas auf den Markt gebracht. Was hat es damit auf sich?
Stukenkemper:
Das Entwicklungspotenzial beschichteter 2-fach-Isoliergläser ist ausgeschöpft. In diesem Aufbau sind Ug-Werte bis 1,0 W/m² realisierbar. Damit ist die Grenze des physikalisch Machbaren erreicht, bessere Werte kann es bei 2-fach-Isoliergläsern zu einem akzeptablen Preis nicht geben. Dies hat der Gesetzgeber erkannt. Seine Erwägung, 3-fach-Isoliergläser als künftigen Standard zu fordern, ist angesichts der Klimaschutzdiskussion folgerichtig. Nur so kann man eine weitere Verbesserung der Wärmedämmung im Fenster erreichen.
Bei unserem neuen Produktprogramm KlimaschutzGlas handelt es sich um spezielle 3-fach-Isoliergläser mit thermisch isolierenden Abstandhaltern, die diesen Standard schon heute erfüllen. Wir bieten zwei Ausführungen an: Thermoplus III verfügt über zwei hochwirksame Wärmedämmbeschichtungen. Die verschiedenen Infrastop III-Typen weisen jeweils eine Wärmedämm- und eine Sonnenschutzbeschichtung auf. Durch die doppelte Beschichtung reduziert KlimaschutzGlas je nach Ausführung den Ug-Wert auf bis zu 0,5 W/m²K.
Neu ist, dass wir Sonnenschutz in Kombination mit Wärmedämmung im 3-fach-Aufbau und in verschiedenen Typen bzw. Leistungsstufen anbieten. Der Einsatz von KlimaschutzGlas in klimatisierten Gebäuden, in denen Energie zum Heizen und zum Kühlen verbraucht wird, führt so zu Energieeinsparungen im Sommer und im Winter.
GLASWELT: Was für Chancen für Verarbeiter aber auch für Endkunden sehen Sie durch das neue Produktprogramm?
Stukenkemper:
Der gesamten Glasbranche bietet sich die Chance, dass Glas in der öffentlichen Diskussion endlich den Stellenwert einnimmt, den es verdient. Bisher haben Endverbraucher, wenn es um wärmedämmende Fenster geht, in erster Linie den Fensterrahmen im Auge. Dem Glas wurde dabei meist wenig Beachtung geschenkt. Mit einem KlimaschutzGlas wird die Leistungsfähigkeit von Isoliergläsern voll ausgeschöpft. Die Bedeutung hochwertiger Isoliergläser für den Klimaschutz wird verdeutlicht und auf dem Markt thematisiert.
Verarbeiter sollten auf das gesteigerte Umweltbewusstsein sowohl privater aber auch öffentlicher Bauherren eingehen und entsprechende Produkte anbieten und einsetzen.
Der Endkunde profitiert vor allem auf der Kostenseite. Wenn wir davon ausgehen, dass die Preise für Heizenergie in Zukunft weiter steigen, dann ist die Investition in wärmedämmende Materialien bei Bau- oder Sanierungsmaßnahmen sinnvoll. Die anfallenden Mehrkosten rechnen sich sehr schnell. Außerdem: Wenn Hausbesitzer eine 3-fach-Isolierverglasung einbauen, verwenden sie bereits heute schon den Standard von morgen und sind auf der sicheren Seite, sollten sich mittelfristig die Anforderungen an die Wärmedämm-Maßnahmen bei Gebäuden weiter verschärfen. Durch die Einführung des Gebäude-Energieausweises wird sich dies bei Vermietung oder Verkauf in höheren Erlösen auswirken.
GLASWELT: Wie steht es mit der Verarbeitung des neuen KlimaschutzGlases, muss sich z.B. der Fensterbauer umstellen? Werden beim Einsatz dieser Gläser neue Arbeitsweisen verlangt?
Stukenkemper:
Für Fensterbauer ist die Umstellung eher gering. Zwar erfordert der Einsatz von KlimaschutzGlas Fenster- und Fassadensysteme, die die gegenüber 2-Scheiben-Isolierglas größeren Dicken der Gläser aufnehmen können. Diese Systeme gibt es aber bereits und sind weit verbreitet. Das Handling bleibt – verglichen mit herkömmlichem Isolierglas – unverändert. Lediglich höhere Scheibengewichte sind zu berücksichtigen, die aber keinen Fensterbauer vor große Probleme stellen werden.|