Die Suche nach dem ältesten Isolar-Dokument, ein zweiter Wettbewerb, führt zurück zu den Wurzeln der Gruppe. „Der Wettbewerb zu den Anfängen war eine Reise bis in die Zeit vor meiner Geburt“, so Hans-Joachim Arnold, Lizenzgeber der Isolar Marken. „Das älteste Dokument ist ein handgeschriebener Auftragszettel vom 31. Oktober 1962, mit dem die Stahl Fensterbau GmbH, Schwäbisch Gmünd bei den Glaswerken Arnold in Miedelsbach bestellte. Was mich besonders freut, bis heute arbeitet Stahl Fensterbau mit unserem Glas.“
Die neue Glas-DIN kommt
Über „Neue Regeln für die Glasbemessung“ und die kommende „DIN 18008 Glas im Bauwesen – Bemessungs- und Konstruktionsregeln“ referierte Hermann Hoegner aus dem Ministerium der Finanzen von Rheinland-Pfalz. Seine Behörde ist dort als oberste Bauaufsichtsbehörde auch für das Bauen mit Glas verantwortlich.
Hoegner: „Die heute angewandten Bemessungsgrundlagen sind teils veraltet und nicht mehr schlüssig. Zudem müssen künftig moderne Bemessungskonzepte zum Tragen kommen, um die Leistungsfähigkeit von Glas optimal nutzen zu können“, so der Baufachmann.
Mit dem neuen Konzept wolle man die zu erwartenden Auswirkungen und die Charakteristika der jeweils eingesetzten Gläser genauer berücksichtigt wissen, um so möglichst realitätsnahe Ergebnisse zu erhalten. Gleichzeitig soll die DIN helfen, eine europaweite Vereinheitlichung der Regelungen zu erreichen. Und sie soll auch die Arbeit für Glasverarbeiter vereinfachen.
In Zukunft soll ein neues, teilstatistisches Bemessungskonzept (semiprobalistisches Modell) angewandt werden. Dabei werden Teilsicherheitsbeiwerte, charakteristische Glaswerte sowie viele Einwirkungskombinationen mit einfließen. Damit will man bei der Bemessung genauer als bisher, unterschiedliches Material- und Systemverhalten sowie die möglichen Einwirkungen auf Glas und Konstruktion berücksichtigen. Positiv für die Verarbeiter ist, dass nach den neuen Regelungen u.a. eine pauschale Erhöhung der Bemessungswerte des Tragwiderstands bei VSG und VG um 10% angesetzt werden darf. Hintergrund: beim Glasbruch bricht meist nur eine der beiden VSG-Scheiben.
Weiter ist im neuen Regelwerk verankert, dass man ab einer Einbauhöhe von mehr als 4 m immer ESG-H verwenden muss, was auch für Mehrscheibenisoliergläser gilt, bei denen ESG ein Bestandteil der Verglasung ist.
Die kommende DIN „Neue Regeln für die Glasbemessung DIN 18008 – Glas im Bauwesen“ entspreche in ihren Teilen 1 und 2 in etwa dem Regelungsinhalt der TRAV. Diese beiden Teile seien fast fertiggestellt und sollen noch in diesem Jahr als Weißdruck erscheinen.
Und die Teile 3 bis 6 stehen kurz vor der Schlussberatung. Nach heutigem Stand gehe man, so Hoegner, davon aus, dass die DIN mit ihren Neuregelungen ab 2012 gelten könne.
Tipp für Verarbeiter: Wer schon jetzt nach den neuen Regeln arbeiten möchte, kann sich bereits heute an die Bauämter wenden.
Objektwettbewerb 2010
Als wichtiger Programmpunkt stand die Preisverleihung des Wettbewerbs „Objekte 2010“ auf der Tagesordnung. Der 1. Preis ging an die Glaswerke Arnold, Merkendorf, für die Glasfassade der St. Bonifatius Kirche im fränkischen Dietenhofen. Das Glasgebäude hat die Form einer Ellipse und ist die erste energieautarke Kirche in Deutschland. Bei der zweistufig aufgebauten Fassade wurden ESG-H Gläser eingesetzt, die nicht zum Alltäglichen gehören: Außen kommen Gläser mit Ornamentstruktur zum Einsatz, die mit einem speziellen Siebdruck versehen sind sowie eine Reihe von künstlerisch gestalteten Scheiben, die als Sonderdruck die Stationen des Kreuzwegs Christi zeigen. Auch das verwendete Druckverfahren war speziell, da ein überlappender Stufensiebdruck zum Tragen kam.
Über den 2. Preis freute sich Axel Schulz von Glas und Spiegel Schulz Kiel (GSK). Ausgezeichnet wurde eine Wohnanlage, bei deren Scheiben das Vogelschutzglas Ornilux eingebaut wurde, das vor Kurzem den red dot award erhielt. Neben dem Vogelschutz bieten die verwendeten Beschichtungen auch Sonnenschutz und Wärmedämmung (Ug-Wert von 1,1, W/m2K). Zudem konnten über den Glasaufbau die Anforderungen der Bauaufsicht an absturzsichernde Verglasungen erfüllt werden. Dazu Axel Schulz von GSK: „Unsere Beratungsarbeit hat sich gelohnt. Wir haben bei diesem Projekt erstmals unser Ornilux Mikado, das Vogelschutzglas der neuesten Generation, zusammen mit Sonnenschutzglas kombiniert. Ich bin überzeugt, dass Ornilux mit seiner Multifunktionalität noch ein großer Erfolg werden wird. Das neue Schichtdesign mit seiner Mikado-Struktur ist so gut wie unsichtbar. Positiv für den Bauherren: das Projekt wurde u.a. wegen dieser innovativen Gläser mehrmals im Fernsehen vorgestellt.
Über den 3. Preis, die „Perfekte Welle“, konnte sich die Hunsrücker Glasveredelung Wagener freuen. Beim Neubau der C&A Filiale in Saarbrücken zeichneten die Glasprofis aus Kirchberg für die Konstruktion, Statik und Herstellung der Glasfassade verantwortlich. Die Außenhaut (5900 m2) des neuen Kaufhauses verläuft über vier Stockwerke in mehreren plastischen Wellen.
Der Wellenverlauf jeder Etage ist dabei unterschiedlich und mit verschiedenen Radien versehen. Die Werk- und Detailplanung sowie die Statik von Glas und Fassade und die Produktion von Pfosten und Riegel mit absturzsicheren, raumhohen Fassadengläsern (Aufbau: VSG/SZR/ESG), stammen dabei komplett aus der Hand des Glasveredlers aus dem Hunsrück.
Neues schaltbares Glas
Interessant war auch die Vorstellung von Christian Irmscher, von den Glaswerken Arnold, der das neue Produkt Dekorex Shelter präsentierte. Bei diesem schaltbaren Verbundglas (Aufbau: Weißglas/VSG-Folie + Shelterfolie/Weißglas) lässt sich über die Folie eine Spannung anlegen, die aus dem opaken Glas, eine durchsichtige Scheibe macht. Damit sind Innen- und Außenanwendungen (UV Stabilität ist gegeben) möglich, bei denen gleichermaßen Durchsicht und Blickdichtigkeit erwünscht sind. Dekorex Shelter reflektiert nicht, sodass auch Rückprojektionen mittels Beamer möglich sind.
Das Glas lässt sich z.B. für Besprechungsräume, in der Gastronomie oder in Krankenhäusern (auch als Röntgenschutzglas) verwenden. Man kann es in 3-fach ISO einsetzen, bei Schall- und Brandschutzgläsern ebenso bei Sicherheitsglas (Angriffshemmung). Die elektrischen Verbindungen/Verkabelungen der Gläser werden über einen einfachen Steckverschluss verbunden. Das System arbeitet mit 30 bis 60 Volt. Die Lebensdauer soll einige Millionen Schaltzyklen betragen.
Dünnschichtmodule auf dem Vormarsch
Thomas Pinnekamp stellte den Bozener Enzian Tower vor, bei dem fassadenintegrierte PV-Systeme zum Einsatz kamen. Das Bauwerk erhielt die Tiroler Zertifizierung als „Klimahaus Gold“, dabei werden alle Materialien u.a. auf Umweltverträglichkeit und thermische Trennung geprüft.
Mit den Dünnschichtmodulen lassen sich mehrere Funktionen kombinieren (z.B. Stromgewinnung, Sicht- und Sonnenschutz).
Beim Enzian Tower sind auf einer Fassadenfläche von 2300 m2 die 2-fach- und 3-fach-Isolierglasscheiben mit Voltarlux-Gläsern (mit integrierter Dünnschicht PV) ausgestattet. Diese liefern 97 kWp. Die Nutzer rechnen mit einem Beitrag von 70000 kW im Jahr. Alle Gläser sowie die Brüstungsplatten lieferte Arnold Glas Merkendorf.
Abgerundet wurden die Beiträge von Thomas Schmitz vom Beratungsbüro mpm:tec und Bernd Hoffmann (Hoffmann GTD), die die Möglichkeiten des digitalen Glasdrucks aufzeigten. Keramischen Digitaldruck auf Glas bietet auch die zur Isolar Gruppe zählende Cristalux GmbH aus Kirchberg an.
Abschließend sprach Rudolf Evers über ressourcenschonende Modernisierung. Am Beispiel der Sparkasse Vorderpfalz zeigte er, wie man vorbildlich Bürogebäude aus den 70er Jahren sanieren kann. So konnte der Energieverbrauch von 115 kW/a auf 41 kW/a gesenkt werden. Das Objekt erhielt den 1. Preis des weltweit ausgelobten Zero footprint re-skinning Awards. —
Matthias Rehberger