GLASWELT: Herr Naumann, welche Nachfragetrends sehen Sie aktuell am Glasmarkt?
Uwe Naumann: Besonders Spezialitäten sind gefragt: Neben den anspruchvolleren beschichteten Gläsern (vorspannbare Wärmeschutz-, Sonnenschutzgläser) in vielen Kombinationen, wie z.B. mit selbstreinigenden Schichten oder in Verbindung mit VSG, spüren wir eine verstärkte Nachfrage nach Abmessungen, die über 6m Standardlänge hinausgehen. Wir in Torgau tragen dem Rechnung und haben kürzlich die erste 7m-Scheibe mit Planitherm UN II beschichtet. In den nächsten Wochen werden wir beginnen, bis zu 8,5 m lange Scheiben zu produzieren (vorwiegend vorspannbare Wärmeschutzgläser und Sonnenschutzgläser).
GLASWELT: Bleiben wir beim Thema Vorspannen. Welche Vorteile bieten die vorspannbaren Varianten von beschichteten Gläsern?
Uwe Naumann: Mit vorspannbaren Schichten kann der Kunde das Glas auf herkömmliche Art weiterverarbeiten. Vor dem Zusammenbau zur Isolierglaseinheit wird dann die Scheibe vorgespannt. Eine zusätzliche Lohnbeschichtung kann so entfallen. Für die Verarbeiter ergeben sich Vorteile wie einfachere Logistik (mit Wegfall aller damit verbundenen Risiken), kürzere Fertigungszeiten und damit höhere Flexibilität.
GLASWELT: Was müssen die Verarbeiter bei der Handhabung der Gläser beachten?
Naumann: Wir in Torgau waren die ersten, die vorspannbare beschichtete Gläser produziert haben. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden, sind diese Produkte in hohem Maße an die Anforderungen der Verarbeiter angepasst. Die Verarbeitungseigenschaften haben sich immer mehr verbessert. Voraussetzung ist natürlich, dass die entsprechenden Parameter der Verarbeitungsrichtlinien eingehalten werden, etwa bei der Lagerung, der Kantenbearbeitung, der Glaswäsche und beim Vorspannen.
GLASWELT: Welche Vorteile bringt der Standort in Torgau für Ihr Unternehmen?
Naumann: Wir bieten hier alles aus einer Hand an. Wir haben aufgrund vieler Faktoren sehr gute Voraussetzungen, unseren Kunden eine breit gefächerte Produktpalette anzubieten. Dazu gehören die Möglichkeiten der Floatglasproduktion am Standort Torgau, unsere Beschichtungsanlage (mit einer eigenen kleinen Entwicklungsgruppe) und die Verbundglasanlage. Dazu kommt der enge Kontakt zu den anderen Werken unserer Gruppe und den Vorteilen, die ein großer Konzern bietet. Dadurch sind wir auch in der Lage, kurzfristig auf Kundenwünsche einzugehen. Die kurzen Wege innerhalb des Werkes wirken sich in jeder Hinsicht positiv aus. Mit der Strategie von Saint-Gobain Glass, alle Produkte an mindestens zwei Standorten herzustellen, erhalten die Kunden zusätzliche Liefersicherheit. Mit unserem Coater sind wir – wie nur wenige andere Beschichter weltweit – in der Lage, gleichzeitig von oben und unten zu sputtern. Das nutzen wir, um Bioclean im Offline-Verfahren u.a. in Kombination mit vorspannbaren Wärme- und Sonnenschutzgläsern in einem Vorgang zu beschichten. Somit ist es uns möglich, auf eine große Bandbreite an Kombinationsmöglichkeiten bei den Funktionsgläsern zurückzugreifen.
GLASWELT: Welche weiteren Neuentwicklungen gibt es noch von Saint-Gobain Glass?
Naumann: Einige, wenn ich das so sagen darf: Ab sofort können Kunden die vorspannbare Basisgläser Planitherm Max II und SGG Planitherm Relax II bestellen. Damit können die Verarbeiter schnell und flexibel auf Anforderungen reagieren, die Sicherheitsgläser erfordern. Darüber hinaus verbessern wir von Saint-Gobain Glass unsere Produkte durch kontinuierliche Weiterentwickelung permanent.—
Produktentwicklung bei SGG
Juni 2007 Climaplus One das erste 1,0-er Glas im Standardisolierglasaufbau wird im Markt eingeführt.
Juni 2008, die vorspannbare Variante von Planitherm One II ergänzt die Produktreihe.
Juni 2009, der g-Wert Planitherm One wird von 49 % auf 50 % verbessert.