GW – Herr Skomda die Fineo-Vakuumgläser sind seit einigen Jahren auf dem Markt, in welchen Bereichen werden Sie am häufigsten nachgefragt?
Roland Skomda – Wir sind seit rund 5 Jahren im deutschen Markt aktiv. Seitdem hat Fineo sich im Restaurationsbereich einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Sowohl bei der Sanierung von Kastenfenstern, wo in der Regel die innere Scheibe getauscht wird, als auch bei einfachverglasten Fenstern ist Fineo eine ideale Alternative. Hier ist derzeit der größte Umsatzanteil zu verzeichnen.
Ebenso sehen wir im Bereich der Sanierung/Renovation einen wachsenden Umsatz, die wir mit dem Tausch von Isolierglas bei gut erhaltenen Fenstern definieren. Hier kommt vor allem unser 22 – 33 mm dickes Fineo Hybrid zum Einsatz.
Bei neuen Fenstern kooperieren wir mit fast allen Profilhäusern. Hier sind Profilsysteme speziell für Fineo Vakuumglas in Vorbereitung.
GW – Wie unterteilen Sie den Markt?
Skomda – Wir (www.fineoglass.eu) unterteilen den Markt in vier Segmente: Restauration, Sanierung/Renovation, Neue Fenster und Sonderlösungen. Restauration ist für uns die handwerkliche Wiederherstellung von historischen Fenstern, die zum größten Teil unter Denkmalschutz stehen. Das Segment Sanierung/Renovation fokussiert sich auf Fenster und Türen, die „erst“ 20 bis 40 Jahre alt sind und bei denen es sich aufgrund ihres guten Zustands lohnt zu ertüchtigen. Das heißt Glastausch, Erneuerung der Dichtungen und Überarbeitung der Beschläge.
Das ist ein sehr nachhaltiger Ansatz, da weder alte Fenster recycelt noch neue Fenster hergestellt werden müssen. Zudem werden die Bewohner viel geringer belastet – es fällt kaum Schmutz an, die Arbeiten gehen schnell von statten und es sind keine Zusatzgewerke (Maler oder Putzer) nötig.
GW – Bitte erläutern Sie die Segmente 3 und 4?
Skomda – Das dritte Marktsegment sind „Neue Fenster“. Hier punktet Fineo durch die extrem lange Nutzungsdauer, wir haben in Tests in der Klimakammer 60 Jahre ermittelt, sowie durch den filigranen Glasaufbau von 6 – 12 mm Dicke mit ähnlichen technischen Werten wie 3-fach-Isolierglas. Das erlaubt zudem ganz neue Profilgeometrien: Fenster werden filigraner, der Rahmenanteil geringer, was zudem hellere Räume mit sich bringt.
Das vierte Segment sind Sonderlösungen, d. h. Funktionsgläser im Bereich Sicherheit, Brand- und Schallschutz. Solche Gläser sind ohnehin schon recht dick. Um die Funktion „Wärmedämmung“ hinzuzufügen genügt beim Einsatz von Fineo eine Bautiefe von 6-12 mm, statt Isolierglas 3-fach-Aufbau mit weit höheren Bautiefen.
GW – Im Neubau werden Vakuum Gläser also relativ wenig eingesetzt, warum ist das so?
Skomda – Das stimmt, den Neubaumarkt erschließen wir derzeit erst. Besonders das Argument der 60 Jahren langen Nutzungsdauer des Glases, seiner Nachhaltigkeit und die konstanten Dämmwerte machen Fineo attraktiv:
Gehen wir von ca. 60 Jahren möglicher Nutzungsdauer aus, überspringen wir ein bis zwei Nutzungszyklen von Standard-Fenstern mit konventioneller Verglasung. Das heißt Nachhaltigkeit aus ökonomischer und ökologischer Sicht.
Dazu kommt, dass Fineo komplett auf metallische und andere Bestandteile verzichtet, die das Recycling aufwendiger machen. Fineo kann, wenn es das Ende seines Lebenszyklus erreicht hat, inklusive Randbereichs eingeschmolzen werden. Das ist durch eine Zertifizierung garantiert.
Im Gegensatz zu Standard-Fenstern bleiben bei Fineo-Fenstern die Dämmwerte über die gesamte Zeit konstant. Bei Fineo gibt es keinen Gasverlust, der zu sinkenden U-Werten führt. Bei konventionellen Gläsern ist das aber normal.
Unser Glas ist sehr dünn bei sehr guten Dämmwerten. Das erfordert passende Profilsysteme, die zu den besonderen Eigenschaften des Glases passen. Die Profilhäuser arbeiten aktuell an Lösungen und wir rechnen in Kürze mit ersten Angeboten für die Fensterbauer. Im Holzbereich gibt es erste Angebote mit Fineo. Hier sind natürlich auch Investitionen der Fensterbauer nötig, um entsprechende Profile herstellen zu können. Wir sind im Neubaubereich auf einem guten Weg. Das Interesse ist groß, und bald werden wir entsprechende Produkte im Markt sehen.
GW – Sie haben verschiedene Varianten von Vakuumgläsern, wo werden diese eingesetzt?
Skomda – Unser Sonnenschutzglas Fineo Solar Control ist für den Einsatz in Südlagen gedacht und Fineo Safety für den Sicherheitsbereich. Bis zur Stufe P5A können wir ein zertifiziertes Glas anbieten. Gläser der B-Stufen sind auch möglich.
Fineo Heritage statten wir mit historisierenden Gläsern von Schott aus, z. B. Goetheglas und Restover, um bei historischen Gebäuden eine authentische Erscheinung zu erhalten.
Fineo Accoustic verfügt über sehr gute Schalldämmwerte bei schlankem Aufbau. Zur Orientierung: Wir können Fineo Accoustic mit Rw von 45dB anbieten, und das bei einer Dicke unter 30 mm und einem Ug-Wert von 0,7 W/m²K.
Fineo Hybrid ist die Sonderlösung für den Ersatz alter Isoliergläser. Durch die Kombination eines klassischen ISO-Aufbaus mit Fineo Vakuumglas erzielen wir U-Werte um 0,5 W/m²K. Die Dicken von 22 – 33 mm entsprechen den alten Gläsern.
Die Kooperation mit unserer Markenschwester Pyrobel bieten wird Vakuumglas mit Brandschutz an und können u. a. ein Ei30 Glas mit einem U-Wert von 0,7 bei einer Dicke von 28 mm liefern.
Unser neustes Glas ist Fineo-T. Die Verwendung von ESG als Basisglas eröffnet uns hier neue Möglichkeiten. Derzeit liefern wir Gläser von 150 × 200 mm bis ca. 1500 × 2500 mm.
GW – Generell geht der Trend zu größeren Gläsern, wird es bald größere Vakuumgläser geben?
Skomda – Die Einführung von Fineo-T erlaubt uns ab 2025 maximale Höhen von bis zu 3000 mm. Wir arbeiten an der Erweiterung dieser Grenzen. Die physikalischen Besonderheiten von Vakuumglas machen die Entwicklung größerer Formate recht anspruchsvoll. Da wir unseren Kunden immer ein sicheres Produkt an die Hand geben, gehen wir eher konservativ vor. Alle unsere Gläser sind zertifiziert und wir gewähren 20 Jahre Garantie. Das ist einzigartig in unserem Marktsegment.
GW – Wie schätzen Sie den Markt ein, wie lange wird es dauern, dass Vakuum Gläser eine breitere Marktdurchdringung bei uns erfahren?
Skomda – Seit Markeinführung haben wir ein starkes Wachstum der Absatzmengen erlebt. In 2025 wird eine zweite Produktionslinie eröffne, was under Kapazität verdreifacht. Man kann also sagen, dass die Marktdurchdringung stetig wächst. Ich rechne mit einem Schub, wenn die ersten Profilsysteme marktreif sind. Im Bereich Kunststoffprofile gab es auf der Fensterbau die Vorstellung eines Prototyps. Mit steigender Absatzmenge können wir auch die Preise anpassen.
Eine konkrete Zeitspanne anzugeben, ist schwer. Die Vorteile von Fineo wie das geringere Gewicht, hervorragende Recycelbarkeit, dauerhaft konstante Werte, eine sehr große Vielfalt an Glastypen und Glasformen usw. werden aber immer breitere Käuferschichten überzeugen. Mittel- bis langfristig wird so ein erheblicher Anteil des Isolierglasmarktes mit Vakuumglas bedient werden. Und Fineo ist das einzige Vakuumglas, das in Europa (Belgien) gefertigt wird und den EU-Vorschriften entspricht.
Das Interview führte Matthias Rehberger