Glaswelt – Herr Pigorsch, wo sehen Sie die großen Trends in der Glasbranche?
Jacek Pigorsch – Wir erleben schon seit einiger Zeit eine Entwicklung in der Glasbranche. Der Markt verändert sich und immer mehr kleinere Unternehmen investieren immer weniger in neue Maschinen, stattdessen wird bereits fertig bearbeitetes Glas zugekauft, was wiederum bedeutet, dass wir als Maschinenhersteller automatisierte Anlagen und Maschinen in unserem Portfolio haben müssen, die sich über passende Schnittstellen in den Betrieben integrieren lassen. Weitere Trends bei den Glasprodukten sehe ich in Richtung Vakuum-Isoliergläser, vernetzte Gebäude-Fassaden mit schaltbaren Gläsern mit variablem g-Wert sowie bei der fassadenintegrierten Photovoltaik und in der Solarindustrie.
Glaswelt – Mit welchen Techniken können die Glasverarbeiter von der Produktionsseite her die meisten Potenziale für sich heben?
Pigorsch – Die größten Chancen sind sicherlich in den Segmenten Produktionslinien für große Stückzahlen, Einsatz von automatischen Be- und Entladesystemen an Produktionslinien und Einzelmaschinen sowie bei Sortieranlagen zu finden. Weiter bei der Verwaltung bzw. Supervisor Software, die zur Prozessoptimierung immer wichtiger wird, sowie in der Bereitstellung von Schnittstellen zwischen Software für Auftragseingänge und der Maschinensoftware.
Glaswelt – Wo sehen Sie für Glasverarbeiter heute und künftig die Herausforderungen?
Pigorsch – Die größte Herausforderung für die Glasverarbeiter ist es, qualifiziertes Personal für die Produktion zu finden. Dies führt zur Anforderung an die Maschinenhersteller, die Maschinen- und Anlagenbedienung sowie die Programmierung so einfach und intuitiv wie möglich zu gestalten. Eine weitere Herausforderung ist die Just-in-time-Lieferung von immer komplexeren Gläsern. Dies stellt die Produktion immer wieder vor neue Herausforderungen. Aufgrund der fortschreitenden Globalisierung sind energie- und kostengünstige Produktionen weitere Herausforderungen, der sich die Verarbeiter stellen müssen.
Glaswelt – Die Digitalisierung ist das Thema in der Branche. Was heißt es, wenn man von einer digitalisierten Glas-Produktion spricht, welche Prozess- und Arbeitsschritte umfasst diese?
Pigorsch – In einer digitalisierten Produktion sind alle üblichen Schritte, wie Weitergabe und Verarbeitung von Informationen an die Produktion und alle weiteren nachgeschalteten Produktionsprozesse bis hin zum Versand der Glasprodukte, digitalisiert. Hinzu kommen die Übersicht über die Verfügbarkeit der jeweils benötigten Maschinen, die Vergabe von Bearbeitungsslots sowie die Überwachung der Lager, um sicherzustellen, dass alle benötigten Materialien an jedem Arbeitstag ausreichend zur Verfügung stehen, und die Materialverfolgung in Echtzeit.
Glaswelt – Wo sehen Sie den größten Vorteil bei der Digitalisierung und Vernetzung?
Pigorsch – Digitalisierung und Vernetzung ermöglichen maximale Effizienz bei der Fertigung und der Glasveredlung, die Produktivität wird gesteigert, bei gleichzeitiger Senkung der Kosten sowie der Ausschuss- und Reklamationsquote. Dazu kommt eine gesteigerte Prozessstabilität und generell eine verbesserte Fertigungsqualität.
Glaswelt – Und wo sehen Sie Herausforderungen für Verarbeiter bei der Digitalisierung?
Pigorsch – Die größte Herausforderung ist die Vernetzung von Maschinen unterschiedlicher Anbieter und das Zusammenspiel der dabei eingesetzter Software, wenn diese wiederum von unterschiedlichen Herstellern kommt. Es müssen Schnittstellen geschaffen werden, um den Datenaustausch unterschiedlicher Datenformate zu ermöglichen sowie die Datenübertragung selbst.
Eine weitere Herausforderung ist die schnelle Entwicklung in den Bereichen Steuerung / PC und Software. Dies macht kontinuierliche Investitionen in Hard- und Software erforderlich. Weiter braucht der Betrieb entsprechende Spezialisten, um diese Systeme zu pflegen und up to date zu halten. Eine zusätzliche Herausforderung ist der Schutz dieser Systeme vor Cyberangriffen.
Glaswelt – In welchen Prozessschritten macht eine Digitalisierung am meisten Sinn?
Pigorsch – Mit der Weitergabe der einmal im Auftragseingang erfassten Daten an die Materialwirtschaft und weiter in die Produktion und die dortige Weiterverarbeitung inklusive Maschinenprogrammerstellung ohne Neueingabe, und natürlich für den Versand.
Die Digitalisierung steigert die Produktivität, bei gleichzeitiger Senkung der Kosten und bringt eine verbesserte Fertigungsqualität.
Foto: Intermac
Glaswelt – Intermac hat kürzlich das neue IC-Software-Paket vorgestellt, geben Sie Details?
Pigorsch – IC ist eine auf der Basis von ICam entwickelte Software, die als Schnittstelle zur jeweiligen CNC gesteuerten Maschine dient. Mit fünf Klicks ist es möglich, in kürzester Zeit ein fertiges Bearbeitungsprogramm zu erstellen. Von Kunden erstellte DXF-Dateien können einfach importiert werden, IC erkennt dann selbstständig das Element, das für die Bearbeitung notwendig ist. Es ist die richtige Antwort auf die Bedürfnisse des aktuellen Markts für Stand-Alone-Maschinen. Die Software ermöglicht eine einfache Programmerstellung für jedermann.
Glaswelt – Welche Rolle spielt heute die Software im Portfolio von Intermac, früher lag der Schwerpunkt eher auf Maschinen?
Pigorsch – In der heutigen Zeit lassen sich diese beiden Schwerpunkte nicht mehr trennen. Vielmehr geht es hier um die Kombination aus Maschinen und Software. Wie bereits erwähnt, IC ist die Schnittstelle zwischen Auftragseingang und Bearbeitung auf der Maschine. Die Software ist einfach und intuitiv zu bedienen. Eine Nachfrage nach derartig intuitiven und benutzerfreundlichen Software nimmt immer mehr zu.
Glaswelt – Es gibt am Markt verschiedene durchgängige Software-Lösungen für Glasverarbeiter, sehen Sie die neue IC-Software hier als eine Ergänzung oder als Wettbewerb?
Pigorsch – Ich sehe die IC-Software als Ergänzung. Sie erleichtert die Programmierung der Intermac Maschinen-Serien Master, Vertmax und in Zukunft auch Primus. Fast alle Glasbetriebe haben Ihre ERP Systeme von unterschiedlichen Anbietern, die Kunst ist es, die IC sinnvoll in die Softwarestruktur des Betriebs via Schnittstellen anzubinden und zu integrieren.
Glaswelt – Sie sagen, die IC-Software lässt sich einfach auf den Maschinen nutzen, wie?
Pigorsch – Die Software ist einfach zu bedienen, in fünf Schritten hat man das fertige Bearbeitungsprogramm sowie die Sauger und die Anschlagspositionen programmiert. Zusammengefasst sind das folgende Vorteile: schnelle, einfache intuitive Programmerstellung. Die Rückverfolgung der Programmierung im Fehlerfall. Der einfache Import und Filter von DXF-Daten sowie eine Softwareoberfläche für verschiedene Maschinen.
Glaswelt – Was bietet Intermac noch als ergänzende Service-Dienstleistungen an?
Pigorsch – Wir bieten einen leistungsstarken Service sowie eine Hotline für Fragen und Probleme rund um die Maschinen. Ergänzt wird dies durch eine schnelle Ersatzteilversorgung. Nicht zu vergessen unsere Sophia-Software, die durch Vernetzung dazu beiträgt, die Produktion der Verarbeiter und die Qualität der Produkte zu optimieren. Mit Sophia IoT arbeitet Intermac proaktiv, um Maschinenstillstände und Zeitverluste zu minimieren. Und mit der Software Sophia Parts bietet Intermac ein Tool zur einfachen und schnellen Auswahl und Bestellung von Ersatzteilen.
Glaswelt – Haben Sie schon ein Feedback von Verarbeitern zur IC-Software erhalten?
Pigorsch – IC wurde erst kürzlich auf der Vitrum Messe in Mailand vorgestellt, es wurden erst einige Maschinen mit der Software ausgeliefert und installiert. Jedoch sind die ersten Rückmeldungen sehr positiv. Weitere Auslieferungen stehen an. Wir als Maschinenhersteller (G www.intermac.com) und Partner sind sehr dankbar für jedes Feedback, das wir von den Nutzern erhalten, um unseren kontinuierlichen Weiterentwicklungsprozess voranzutreiben.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger.