GLASWELT – Herr Ripberger, wie hat sich Glassolutions in Deutschland entwickelt?
Ingolf Ripberger – Anders als in vielen Nachbarländern verlief die Konjunktur 2012 ja insgesamt noch positiv. Wir haben unsere Umsätze in einigen Segmenten gesteigert. Insbesondere die energetische Modernisierung lag und liegt auf hohem Niveau. Dadurch konnten wir ein deutliches Wachstum bei unseren 3-fach-Isoliergläsern sowie beim Swisspacer (Warme Kante Abstandhalter) erzielen. Auch der Neubau ist wie erwartet gewachsen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Hier hätte ich allerdings stärkere politische Signale erwartet: So gibt es noch keine Steuererleichterungen für energetische Modernisierungen und die KfW-Fördermittel lagen 2012 deutlich unter dem Niveau von 2009/2010. Leider wurde auch die Novellierung der EnEV verschoben. Von dieser hätte ich eine stimulierende Wirkung erwartet.
GLASWELT – Wo sehen Sie positive Trends?
Ripberger – Das sogenannte „Homing“, also der Trend sein Eigenheim zu verschönern, hat sich stark entwickelt. Darauf haben wir reagiert und in Technik, insbesondere für Innenanwendungen, investiert, z.B. in Lackiermaschinen für farbiges Glas und in Digitaldrucker. Diese Aktivitäten, zusammen mit unserem Partnerschaftskonzept „Glas nach Maß“, das wir deutlich weiter ausgebaut haben, unterstützen die Verbreitung von Gläsern für den Einsatz im Innenraum.
GLASWELT – Herr Kartaun, was steckt hinter dem Glassolutions Netzwerk? Wie arbeiten darin die verschiedenen Einzelfirmen zusammen?
Joachim Kartaun – Glassolutions Deutschland ist ein flächendeckendes Netz aus Betrieben, die gemeinsam ein komplettes Produkt- und Serviceangebot an Glaslösungen für Neubau und Renovierung, für innen und außen anbieten. Auch wenn nicht jeder Betrieb alle technischen Möglichkeiten hat, um z.B. Glas zu biegen oder Sicherheitsgläser herzustellen, kann er alles anbieten. Dabei liegt gerade in den Spezialprodukten und -fertigungen für unsere Verarbeiter die Möglichkeit, sich vom Standardprodukt abzuheben, das immer weniger Geld einbringt. Im Verbund bieten wir den Kunden das komplette Angebot, marktgerechten Service, Partnerschaft und Zuverlässigkeit. Ziel des Glassolutions-Vertriebs in Deutschland ist also, ein beratender Partner für alle bestehenden Marktsegmente zu sein. Das gilt z.B. für die speziellen Bedürfnisse von großen Fensterbauern sowie für die intensiven Beratungen im Objektbereich (im Planungsvorfeld).
Ripberger – Da nicht jeder unserer fast 30 Standorte alles umsetzen kann und soll, ist es erforderlich, auf ein eng verzweigtes Netzwerk zuzugreifen. Erst so wird es möglich, fast jeden Auftrag, egal wo er erfüllt werden soll, bestmöglich umzusetzen. Das schließt manchmal auch Arbeiten im Ausland ein. Weiter haben wir Zugriff auf das internationale Netzwerk der Glassolutions von Saint-Gobain mit seinen über 200 Standorten.
GLASWELT – Wie weit geht die Vorkonfektionierung in Ihrem Produktangebot?
Kartaun – Service und Kundenorientierung stehen an erster Stelle. Durch unser Netzwerk mit Regionalstandorten, Lkw-Flotte, professioneller Tourenplanung und Logistik können wir nicht nur Großkunden mit ganzen Lkw-Ladungen versorgen, sondern auch kleinere Bestellungen ausliefern. Zudem bieten wir Einbauhilfen mit Kranstellung an, falls gewünscht. Für größere Projekte liefern wir auch direkt auf die Baustelle.
GLASWELT – Wie stehen Sie zu „dünnem“ ISO?
Ripberger – Diesem Trend folgen wir seit Jahren sehr erfolgreich. Dem vielleicht einzigen wirklichen Nachteil von 3-fach-Gläsern, ihrem höheren Gewicht, treten wir mit unserem Produkt Cllimatop light (3 x 3 mm Scheiben) entgegen. Natürlich kann dieses Produkt nicht überall eingebaut werden – es müssen maximale und minimale Scheibengrößen, Lasten und Spannungen berücksichtigt werden. Es bedarf in der Produktion der nötigen Erfahrung und einer ausführlichen Beratung des Kunden. Diese „leichten“ 3-fach-Isoliergläser werden im Markt aber entsprechend nachfragt. Für solche Gläser sowie für konventionelle 3-fach-Verglasungen bieten wir als Zusatzservice für Verarbeiter auch Einbauhilfen an.
GLASWELT – Wie schätzen Sie die kommenden zwölf Monate für die deutsche Glasbranche ein?
Kartaun – Trotz aller Katastrophenmeldungen haben wir in der deutschen Baubranche ein relativ stabiles Umfeld. Und da die Zinsen weiterhin niedrig sind und sich auf den unsicheren Finanzmärkten schwerer als früher Geld verdienen lässt, werden die Menschen weiter in bleibende Werte investieren. Dazu zählt das eigene Zuhause, das verschönert und energetisch saniert wird.
Ripberger – Für 2013 werden zwischen 200000 und 230000 neue Wohneinheiten prognostiziert – bei ungefähr gleichbleibenden Zahlen im Nichtwohnbau. Und bis 2020 sollen die Mittel für das KfW-Programm „Energieeffizient sanieren“ um jährlich 300 Mio. Euro erhöht werden. Das Modernisierungspotenzial ist in Deutschland weiterhin enorm. Wir blicken also – auch wenn unsere Exporte in die krisengeschüttelten Nachbarländer stark abgenommen haben und der Wettbewerb härter geworden ist – insgesamt mit Optimismus in die Zukunft.—
Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.