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Interview mit Glaston CEO Anders Dahlblom

„Mit Blick auf die nächsten 25 Jahre bin ich für die Glasbranche sehr zuversichtlich“

Glaswelt – Herr Dahlblom, Sie sind seit zweieinhalb Jahren CEO und Präsident der Glaston Corporation. Wie hat sich das Unternehmen seit dieser Zeit entwickelt?

Anders Dahlblom – Als ich als CEO von Glaston in die glasverarbeitende Industrie eintrat, wusste ich, dass es große Chancen gibt, von denen viele bereits Wirklichkeit geworden sind. In den letzten Jahren sind wir als Glaston-Team enger zusammengerückt. Unsere Kunden geben uns ein gutes Feedback zu unserer weltweiten Expertise und dem breiteren Angebot, das mit der Übernahme von Bystronic glass im Jahr 2019 begann. Anfang 2021 begannen wir unsere neue strategische Reise, um profitables Wachstum zu erreichen und gleichzeitig Nachhaltigkeit in unsere Strategie einzubinden. Seitdem haben wir die Gruppe mit einer klaren Richtung aufgebaut. Ein starker Fokus liegt auf den Führungsprinzipien, unseren Werten und unserer Kultur, die für uns eine wichtige Grundlage zum Erreichen dieser Ziele sind. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei unseren Kunden und Partnern bedanken, die Glaston ihr Vertrauen geschenkt haben und unser Angebot begrüßt haben, Glaston gemeinsam weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, durch sichere, intelligente und energieeffiziente Glaslösungen eine bessere Zukunft zu schaffen. Ich freue mich darauf, diesen Weg weiterzugehen.

Glaston CEO Anders Dahlblom im Gespräch mit ­ ­Matthias Rehberger von der GLASWELT.

Foto: Matthias Rehberger/ GW

Glaston CEO Anders Dahlblom im Gespräch mit ­ ­Matthias Rehberger von der GLASWELT.

GW – Wie ist die generelle Lage der Glaston Gruppe? Gibt es einen bestimmten Geschäftsbereich, der besonders gut läuft?

Dahlblom – Insgesamt sind alle unsere Geschäftsbereiche (www.glaston.net) seit dem Start unserer überarbeiteten Strategie gewachsen, sowohl beim Nettoumsatz als auch bei der Rentabilität. Globale Megatrends unterstützen unser Geschäft, sei durch die Nutzung neuer Technologien oder wachsender Märkte in Asien. Dazu kommen Kundenindustrien, die von Fortschritten im Bereich der Nachhaltigkeit durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge oder die verstärkte Produktion von Solarenergie profitieren.

GW – Wo sehen Sie gute Chance für Verarbeiter?

Dahlblom – Der Klimawandel und die steigende Notwendigkeit, energieeffizienter zu werden, gerade am Architekturmarkt, wirken sich auf unser Geschäft positiv aus. In der EU z. B. sind Gebäude für 36 % der CO2-Emissionen verantwortlich. Durch die Renovierung von Gebäuden und den Austausch von Fenstern und Isoliergläsern, lassen sich Emissionen erheblich senken. Viele unserer Kunden profitieren von diesem Trend, und wir freuen uns, dass der Umstieg auf 2-fach- und 3-fach-Gläser in vielen Teilen der Welt erfolgt.

GW – Welche aktuellen Entwicklungen bzw. Trends sehen Sie in der Architekturglas-Industrie?

Dahlblom – Im Großen und Ganzen überwiegt dort ein erhöhtes Nachhaltigkeitsbewusstsein, z. B. in Bezug auf Energie- und Materialeffizienz sowie Sicherheitsanforderungen. Auf der Seite der Verarbeitung wünschen die Kunden ein breiteres Spektrum an Lösungen, die den gesamten Lebenszyklus berücksichtigen.

Darüber hinaus sind viele Aspekte im Zusammenhang mit intelligenten Technologien sowohl Trends als auch Alltag in der Branche. Der Bedarf an Technologien, die einen höheren Automatisierungsgrad bei gleichbleibender Qualität ermöglichen und gleichzeitig eine hohe Betriebszeit aufrechterhalten, ist sehr relevant.

GW – Und wie sieht es bei Isolierglas aus?

Dahlblom – Die Nachfrage nach fortschrittlichen Isolierglas-Lösungen nimmt deutlich zu, da Technologien wie TPS eine direkte Antwort auf den steigenden Bedarf an energieeffizienten Endprodukten sowie auf die steigende Automatisierung der Anlagen in der Produktion sind. Die Digitalisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz in Maschinen eröffnen neue Chancen, um die Branche weiterzuentwickeln.

Eine hoher Automatisierungsgrad ist für die Glasverarbeiter ein wichtiger Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg.

Foto: Glaston

Eine hoher Automatisierungsgrad ist für die Glasverarbeiter ein wichtiger Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg.

Foto: Echt Eppelt GmbH / Glaston

TPS für die Isolierglas-Herstellung ist eine der Kernkompetenzen des deutschen Standorts von Glaston.

Foto: Echt Eppelt GmbH / Glaston

TPS für die Isolierglas-Herstellung ist eine der Kernkompetenzen des deutschen Standorts von Glaston.

GW – Wo steht Glaston aktuell bei der Umsetzung der Strategie 2025?

Dahlblom – Heute, also zur Halbzeit, konnten wir uns bei allen strategischen Zielen systematisch verbessern. Es hat sich gelohnt, dass wir uns auf das konzentriert haben, was gut funktioniert. Natürlich gibt es noch viel zu tun. Insgesamt ist Glaston auf einem guten Weg, was die Nettoumsatzentwicklung betrifft, und auch unsere Rentabilität macht gute Fortschritte. 2022 haben wir damit begonnen, auf globaler Ebene sowohl die Kundenzufriedenheit als auch das Mitarbeiterengagement zu messen und die Ergebnisse sind sehr vielversprechend.

Auch im Bereich Sicherheit haben wir gute Fortschritte gemacht, aber jeder Unfall ist einer zu viel. Sicherheit findet jeden Tag statt und die Sicherheitskultur ist der Bereich, in dem wir uns noch verbessern können.

Und was die Emissionen betrifft, so freue ich mich, dass wir bereits in 2022 unser nichtfinanzielles strategisches Ziel erreicht haben, da unsere Treibhausgasemissionen im Verhältnis zum Nettoumsatz um 57 % gegenüber dem Ausgangswert gesunken sind. Wir werden das Ziel aktualisieren und auf die gesamte Wertschöpfungskette, d. h. auf Scope-3-Emissionen, ausweiten.

GW –Wie geht es nun weiter?

Dahlblom – Unser nächster Schritt ist die stärkere Fokussierung auf unsere Meilenstein-Projekte, um Synergien innerhalb von Glaston weltweit voll auszuschöpfen. Auch wenn wir viel über 2025 sprechen, ist es wichtig, für die Zukunft darüber hinaus zu bauen. Die enge Zusammenarbeit mit Kunden und die Berücksichtigung der Marktentwicklung bei der Weiterentwicklung unserer Organisation und des Angebots sind auf lange Sicht von entscheidender Bedeutung.

GW – Woran arbeitet Glaston, um die Bilanz der „grauen Energie“ seiner Anlagen zu verbessern, d. h. dass Glaston Maschinen weniger Energie verbrauchen?

Dahlblom – Die Ereignisse des letzten Jahres haben die Notwendigkeit einer rationelleren Energienutzung noch verstärkt. Bei der Produktentwicklung konzentrieren wir uns seit vielen Jahren auf die Verbesserung der Energieeffizienz der Maschinen, so ist es uns gelungen, den Energieverbrauch der wichtigsten Anlagen deutlich zu senken. Gerade bei den Vorspann-Anlagen konnten wir Einsparungen bei der Erwärmung erzielen sowie durch die Umluftkonvektion beim Härten und durch die verbesserte Steuerung der Gebläse auch bei der Kühlung. Das alles hilft, bei der Verbesserung der Energieeffizienz pro Quadratmeter gehärtetem Glas. Zudem kann der Stromverbrauch unserer Anlagen durch verschiedene Optionen beeinflusst werden.

Eine weitere sichere Möglichkeit, um die Energieeffizienz zu gewährleisten, ist die Wartung der Anlagen in Zusammenarbeit mit unseren Experten und Glaston Originalersatzteilen. Dann führt die Aufrüstung einer bestehenden Linie mit der neuesten Technik zu deutlichen energetischen Verbesserungen, ohne hohe Neuinvestitionen.

Die meisten unserer neuesten Technologien sind auch als Upgrade erhältlich, so dass die Kapazität schnell und effizient erhöht, die Qualität und Ausbeute verbessert, der Wartungsaufwand verringert und die Betriebszeit erhöht werden kann. Sehen Sie sich dazu den Blog auf glastory.net an, dort stehen drei Beiträge mit praktischen Tipps.

Neue Vorspannöfen von Glaston verbrauchen deutlich weniger Energie.

Foto: Glaston

Neue Vorspannöfen von Glaston verbrauchen deutlich weniger Energie.
TPS-Abstanhalter ermöglichen eine hohe Automatisierung bei der ISO-Fertigung.

Foto: Echt Eppelt GmbH / Glaston

TPS-Abstanhalter ermöglichen eine hohe Automatisierung bei der ISO-Fertigung.

GW – Die GLASWELT existiert seit nunmehr 75 Jahren. Wie sehen Sie die Glasindustrie, wenn die GLASWELT das 100-jährige Jubiläum feiert, d. h. im Jahr 2048?

Dahlblom – Glaston blickt auf eine über 150-jährige Geschichte zurück und wir schauen positiv in die Zukunft. Natürlich wollen wir der GLASWELT gratulieren, wenn Sie 100 Jahre alt werden, so wie wir Sie jetzt zum 75-jährigen Jubiläum beglückwünschen.

Die Menge an Glas im ­Gebäude wird zunehmen, ebenso ­intelligente Glasprodukte, ­beides führt zu ­einer steigenden Nach­frage nach ­veredelten Gläsern

Glaston CEO Anders Dahlblom

Matthias Rehberger/ GW

GW – Was geben Sie den Lesern mit auf den Weg?

Dahlblom – Kontinuierliche Verbesserung ist ein Thema, das ich uns allen ans Herz legen möchte. Agilität, Offenheit für Veränderungen und Mut zur Kreativität sind Eigenschaften, die wir uns alle zu eigen machen sollten. Wir müssen für die Zukunft bauen, auch wenn wir sie nicht vorhersehen können.

Ich bin zuversichtlich, dass die Glasindustrie innovativ bleiben wird. Gemeinsam können wir den Fortschritt hin zu mehr Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette beschleunigen. Glas wird auch in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Energieeffizienzziele für Gebäude spielen.

Die Menge an Glas in den Gebäuden wird zunehmen. Die Sicherheitseigenschaften von Glas in Verbindung mit der Möglichkeit, es so zu verarbeiten, dass es immer leichter wird, kommen sowohl dem Architektur- als auch dem Mobilitätsmarkt zugute. Darüber hinaus werden laufend verschiedene intelligente Glasanwendungen entwickelt. Auch die Nutzung von Solarenergie nimmt zu, was zu einer steigenden Nachfrage nach veredeltem Glas führt. Ganz zu schweigen von der eingebetteten, intelligenten Technologie in den Displays um uns herum.

Die Liste der Vorteile der Verwendung von Glas ist lang, und das gilt auch für dessen Lebensdauer. Mit Blick auf die nächsten 25 Jahre werden diese Vorteile bestehen bleiben oder sich sogar noch verstärken. Wo ich mir schnellere Fortschritte erhoffe, ist bei der Recyclingfähigkeit von Glasendprodukten. Ich fordere uns auf, der Entwicklung der Branche gemeinsam mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Das Interview führte Matthias Rehberger ­während der GPD 2023 im finnischen Tampere.

Bei der Produktentwicklung konzentriert sich Glaston seit Jahren auf die Verbesserung der Energieeffizienz der Maschinen, um deren Energieverbrauch zu senken.

Foto: Echt Eppelt GmbH / Glaston

Bei der Produktentwicklung konzentriert sich Glaston seit Jahren auf die Verbesserung der Energieeffizienz der Maschinen, um deren Energieverbrauch zu senken.

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