„Entwicklung wird bei uns großgeschrieben”

Glaswelt – In den letzten beiden Jahren hat Arnold Glas eine ganze Reihe neuer Produkte gelauncht. Wie kam es zu dieser Produkt-Offensive?

Andreas Winter – Der Markt verlangt zunehmend Gläser, die immer mehr Funktionen beinhalten, das reicht von der Technik über das Design bis hin zu zusätzlichen Funktionen, beispielsweise werden heute funktransparente Gläser für Gebäude und den Fahrzeugbereich sehr stark nachgefragt.

Glaswelt – Wie setzen Sie solche Gläser um?

Winter – Vielfach können wir die neuen Spezial-Produkte mit unseren Beschichtungsanlagen umsetzen. Unsere eigene Beschichtung (bei der Unter­nehmenstochter arcon) unterstützt uns in Bezug auf die Sonder­produkte enorm.

Albert Schweitzer – Man sollte jedoch nicht vergessen, dass solchen Produkten immer auch einige Jahre Entwicklungsarbeit vorausgehen, bis wir sie an den Markt bringen können. Dass wir in den beiden letzten Jahren so viele neue Produkte auf den Markt gebracht haben, ist der Spiegel für unsere vorausschauende, konstante Entwicklungsarbeit, die zudem immer mehr an Fahrt gewinnt. Das erkennt man sehr gut am Beispiel unserer Vogelschutz-Reihe namens Ornilux mit unterschiedlichen Produkten.

Bei uns schreitet die Entwicklungs­arbeit weiter mit großen Schritten voran und nimmt immer mehr an Fahrt auf.

Matthias Rehberger

Glaswelt – Können Sie das bitte noch etwas detaillierter erläutern?

Schweitzer – Mit unseren Ornilux-Vogelschutzgläsern haben wir uns weltweit eine marktführende Position erarbeitet. Dem gingen jedoch einige Jahre mit vielen Versuchen und Optimierungen voraus. In den USA sind wir mit Ornilux der Marktführer und zu 100 % anerkannt. Über die Jahre haben wir die Ornilux-Palette zunehmend ausgebaut. So haben wir heute Vogelschutzgläser mit einer für Menschen unsichtbaren Strukturierung im Angebot, sowie welche mit sichtbaren Markierungen. Alle diese Gläser sind umfassend geprüft. Zudem lassen sie sich an den jeweiligen Gebäudeentwurf anpassen. Eine sehr gute aktuelle Referenz für unser Vogelschutzglas ist das Disney Headquarter in New York. Zu den transparenten Vogelschutzgläsern möchte ich ergänzen, dass diese vielfach mit nicht transparenten Vogelschutzgläsern verglichen werden, wobei sie nicht wirklich 1:1 vergleichbar sind.

Winter – Für Vogelschutzgläser hat keiner unserer Wettbewerber so viel Entwicklungsarbeit geleistet wie wir. Im Segment Vogelschutz sind wir neben unseren eigenen Projekten zudem in erfolgreichen Gesprächen und bereits in Kooperationen mit anderen Glasanbietern.

Glaswelt – Und wie sieht es bei den Designgläsern aus?

Winter – Hierfür haben wir die neuen DecoDesign-Gläser im Angebot, auch diese werden mit unseren Beschichtungsanlagen gefertigt. Die Produkte der DecoDesign Serie finden im Interieur und in der Fassade Verwendung. Heute sind neben der Chrom-Beschichtung ab Werk auch Gläser in Gold und Kupfer erhältlich. Für solche Gläser gibt es eine steigende Nachfrage.

Mit unseren Ornilux-Vogelschutzgläsern ­haben wir uns international eine markt­führende ­Position ­erarbeitet.

Matthias Rehberger

Glaswelt – Und welche Neuheiten gibt es für die Fassade?

Winter – Gerade bei Bürogebäuden, die mit beschichteten Gläsern ausgestattet sind, bremsen viele Beschichtungen die Durchlässigkeit der Funkwellen, die für den mobilen Telefon- und Internetempfang verantwortlich sind. Als Lösung haben wir die arconnect-Gläser entwickelt. Diese sorgen für besseren Funkempfang und längere Handy-Batterie-Laufzeiten für die Nutzer, und tragen so einen Beitrag für die CO2-Einsparung bei.

Im Veredlungsverfahren erhält das Wärmedämmglas eine feine, fast unsichtbare Struktur, welche das Glas für alle aktuell gängigen Mobilfunkfrequenzen durchlässig macht, inklusive 5G mit seinen höheren Frequenzen. Unser Glas erlaubt einen optimalen mobilen Datenempfang, der Echtzeitanwendungen ermöglicht. Diese arconnect-Beschichtungen sowie die DecoDesign-Schichten werden in Feuchtwangen bei arcon hergestellt. Dort haben wir unser Beschichtungswerk für hoch komplexe Schichtaufbauten. Zudem haben wir dort Entwicklungslabore.

Schweitzer – Darüber hinaus haben wir die Schichten der Sonnenschutzserie A relaunched, mit verbesserten Eigenschaften, niedrigerer Reflexion und Absorption sowie mit einer neu­traleren Optik sind dies multifunktionale Fassadengläser.

Glaswelt – Welche Unterstützung geben Sie Ihren Kunden bei der Auswahl von Beschichtungen?

Schweitzer – Wir haben auf unserer Homepage einen Beschichtungsplaner (Visualizer) der es erlaubt, verschiedene Designs zu gestalten und miteinander zu vergleichen. Dadurch können Glasverarbeiter, Planer und Architekten im Visualizer simulieren, wie das Glas später wirkt. Das passende Design lässt sich dann direkt an die arcon Spezialisten zusenden.

Glaswelt – Wie sieht es bei Arnold Glas mit den Investitionen aus?

Winter – Hier haben wir einiges an Geld in die Hand genommen. Am Standort Feuchtwangen können wir in Kürze alle Produkte in Jumboformten fertigen. Das reicht vom Vorspannen über die Bearbeitung bis hin zum Digitaldruck und zum Laminieren. Damit lassen sich alle Veredlungschritte in Formaten bis 3,21 × 6,00 m umsetzen.

Schweitzer – Am Standort Kirchberg wurde bei der Hunsrücker Glasveredlung massiv investiert. Wir haben dort nun einen neuen Vorspannofen sowie eine neue VSG-/Laminier-Linie. Die Anlagen kamen von Lisec. Und am Standort Lichtenstein haben wir jetzt eine neue Isolierglas-Linie für Brandschutz-Gläser sowie für Jumbo-Formate installiert. Und in Klagenfurt gibt es bald eine neuen Zuschnitt und eine neue ISO-Linie.

Glaswelt – Was macht die Arnold Gruppe stark?

Winter – Wir haben Top-Mitarbeiter, sind ein gut eingespieltes Team und die Standorte der Gruppe sind sehr gut vernetzt. Zudem haben wir in der Geschäftsleitung sehr kurze Wege und können so schnell Entscheidungen treffen, wenn Bedarf besteht. Und schnelles Reagieren ist gefragt, wenn Kunden, insbesondere Architekten und Planer, uns auf Spezial-Produkte ansprechen, die wollen bald eine Antwort bzw. ein neues Produkt oder eine Neuentwicklung. Vor diesem Hintergrund ist in unserer Gruppe die Entwicklungsarbeit eine wichtige Kernkompetenz, die wir zunehmend ausbauen. Deshalb schreitet bei uns die Entwicklungsarbeit auch weiter mit großen Schritten voran und nimmt immer mehr an Fahrt auf.

Das Interview führte Matthias Rehberger.

Foto: Isolar

Die Geschäftsführer der ­Arnold Glas Gruppe