GLASWELT – Sehr geehrter Herr Dr. Söder, wie schätzen Sie die aktuellen Glastrends ein?
Dr. Bernhard Söder – Wir beobachten zur Zeit eine starke Dynamik im Glasmarkt. Deutlich steigen die Nachfragen aus der Architektur, insbesondere der Sanierung, sowie aus dem Solar- und Automobilbereich. Im Rahmen der Energiewende werden hocheffiziente Verglasungen eine wesentliche Rolle spielen. Der Trend zum 3-fach-Isolierglas wird weiter steigen und somit der Bedarf an beschichteten Gläsern. Immer mehr Spezialgläser werden angefragt. In der Fassade nimmt der Trend von VSG aus TVG zu. Zudem liegen Spezialgläser, sprich spezielle für einzelne Objekte gefertigte Gläser, im Trend. Dies schließt auch die Beschichtung mit ein.
GLASWELT – Welche Glasanwendungen werden heute bei Ihnen am meisten nachgefragt?
Dr. Söder – Energieeffiziente Beschichtungen auf allen möglichen Basisgläsern. Die Kombinationen dieser Beschichtungen mit Sicherheitsglas, beschichtetem ESG und VSG aus TVG, mit und ohne Schallschutz, mit Siebdruck, beschichtete VSG Gläser bis 16 mm mit Folie. Die Vielfalt kennt keine Grenzen. Wir bieten unseren Kunden – den Isolierglasherstellern – neben den Standardprodukten auch Speziallösungen für die Realisierung von Objekten. In den meisten Fällen ESG und VSG aus TVG mit hocheffizienten Wärmedämm- oder Sonnenschutzschichten als Festmaß-Beschichtung. Wir beraten die gesamte Kette: vom Architekten über den Fassadenplaner und den Fassadenbauer bis zum ISO-Hersteller mit der Zielstellung, ästhetisch ansprechende, effiziente Fassaden im Zeitplan und zuverlässig zu realisieren. Hier spielt unser Servicepaket mit kurzen Lieferzeiten, hoher Liefertreue, geeigneter Verpackung und gestellbezogener Verpackungsdokumentation eine große Rolle. Wir sind so auch der geeignete Partner für die Realisierung von Objekten, wenn diese komplex und zeitkritisch sind.
GLASWELT – Welche Produkt-Schwerpunkte sehen Sie für Ihre Firma mittel- und langfristig?
Dr. Söder – Zugesicherte Eigenschaften wie lichttechnische Daten, Emissionsvermögen und Farbkonstanz in Reflexion und Transmission halten wir nicht nur auf Standardmaßen ein. Unsere beschichteten Festmaße werden bezüglich Einhaltung aller Eigenschaften kontinuierlich geprüft und überwacht. Wir sind verantwortlich für die zugesicherten Werte, auch bei Festmaßen. Dies ist gerade beim Trend zu 3-fach-Isolierglas von großer Bedeutung: hier werden zwei beschichtete Scheiben eingesetzt und mögliche Fehler z.B. in der Farbe können sich hier potenzieren. Deshalb beobachten wir mit Zurückhaltung den teilweise arglosen Umgang mit härtbaren Beschichtungen. Wer kontrolliert am fertigen vorgespannten Produkt die Farbe und die Werte? Wer übernimmt die Verantwortung – der Lieferant der härtbaren Beschichtung, das Unternehmen, das vorspannt? Andere Punkte sind Planität und Kurzwelligkeiten, die gerade bei vorgespannten beschichteten Gläsern für die Ästhetik der Fassade von großer Bedeutung sind. Hier sind wir führend.
GLASWELT – Welche Schwerpunkte setzen Sie gegenwärtig in der Fertigung?
Dr. Söder – Unsere Produktion ist darauf ausgerichtet, mit kürzesten Durchlaufzeiten unsere gesamte Palette an vorgespannten Gläsern liefern zu können: z.B. hochbearbeitetes ESG für Innenanwendungen, bedruckte Gläser mit Beschichtung oder auch gebogenes ESG für Schienenfahrzeuge. Dies wird durch eine optimierte interne Logistik möglich. Hier wird zum wesentlichen Vorteil, dass eine unserer Beschichtungsanlagen direkt neben der ESG-Fertigung aufgebaut wurde. Zusätzlich werden so auch mögliche Fehlerquellen minimiert. Wenn man weiterhin berücksichtigt, dass unsere Wärmedämmschichten und auch die Hauptgruppen der Sonnenschutzschichten vom Typ arcon sunbelt wöchentlich produziert werden, versteht man, warum wir kundenspezifische vorgespannte Gläser mit Beschichtung innerhalb kürzester Zeit liefern können.
GLASWELT – Sie arbeiten mit anderen Glasveredlern Hand in Hand, welche Vorteile bringt das?
Dr. Söder – Unser Unternehmen stellt selbst kein Isolierglas her. Wir sehen uns als Partner unserer Kunden, der Isolierglashersteller, wir sind nicht gleichzeitig deren Wettbewerb. Deshalb arbeiten wir eng u.a. mit der Isolar-Gruppe zusammen, die sich aus starken, kompetenten, unabhängigen Isolierglasherstellern zusammensetzt. Hier nehmen wir Bedürfnisse und Trends auf und setzen diese in neue Produkte oder neue Serviceangebote um. Die Zusammenarbeit funktioniert als Symbiose, da unsere Kunden sicher sind, dass wir ihre Partner und keine Wettbewerber sind.
GLASWELT – Welche Ziele hat sich Ihr Unternehmen für 2012 gesteckt?
Dr. Söder – Wir haben das letzte Jahr genutzt, um organisatorisch und technologisch einen großen Schritt nach vorne zu machen. Wir haben unsere Beschichtungsanlagen in Feuchtwangen und Jena erweitert und so umgebaut, dass nun Schichtumstellungen in kürzester Zeit realisiert werden können. Gleichzeitig wird jede Hauptschicht wöchentlich produziert. Weiter haben wir die Durchlaufzeiten unserer Produkte deutlich reduziert, sodass die Zeitskala nun Stunden beträgt. Mit diesen Entwicklungen werden wir in der Lage sein, beschichtete Festmaße mit Lieferzeiten anzubieten, die derzeit noch nicht erreichbar scheinen. In der Summe werden unsere Kunden von einem Lieferservice profitieren, der in Kombination mit unserem Qualitätsniveau einen neuen Standard setzen wird. Unser Weg unterscheidet sich von dem unserer Wettbewerber. Wir sind das verbindende Glied in der Kette Architekt, Planer, Fassadenbauer und Isolierglashersteller. Wir helfen dabei hocheffiziente Glasfassaden zuverlässig zu realisieren, dazu beraten wir alle Beteiligten. Wir bieten unseren Partnern eine klare Linie und verlässliche Produkte auf dem neuesten Stand. Wir freuen uns auf 2012!
Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.
Das Leistungsspektrum von arcon
Zum Angebot des Glasveredlers zählen unter anderem die folgenden Produkte und Leistungen:
hochleistungsfähiges Wärmeschutzglas
Sonnenschutzglas
Schallschutzglas
Einscheibensicherheitsglas ESG
teilvorgespanntes Glas TVG
Siebdruck für Fassaden- und Interieurgläser