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Im Gespräch mit Uwe Risle von Bystronic glass

5 Antworten zur Digitalisierung

Glaswelt – Wird sich die Produktion in den kommenden Jahren grundsätzlich ändern?

Uwe Risle – Die Digitalisierung wird die Isolierglas-Produktion dahingehend ändern, dass sie weiter vernetzt wird, d. h. die Produktionsplanung wird intensiviert werden mit der Folge, dass dadurch die Isolierglasproduktion vermehrt über Produktionsdateien betrieben wird.

Ein weiterer Trend geht in die Richtung „Kaufen bzw. Leasen von Funktionen“, wie z. B. die Verarbeitung von Modell-Formaten oder Produktion von gestuften Isolierglas-Einheiten, die im Fassadenbau verwendet werden. In Zukunft wird es auf jeden Fall verstärkt Cloud-basierte Dienstleistungen geben. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die riesigen Datenmengen sinnvoll verarbeitet werden müssen, um einen Mehrwert für den Kunden darstellen zu können.

Die Digitalisierung verändert aber nicht, dass sinnvolle strategische Entscheidungen immer eine solide Basis brauchen. In Zeiten des digitalen Wandels gehört dazu u. a. die genaue Beobachtung der technologischen Entwicklungen und ihr Abgleich mit den unternehmerischen Anforderungen.

Uwe Risle, Leiter Produktmanagement Isolierglas bei Bystronic glass

Foto: Bystronic glass

Uwe Risle, Leiter Produktmanagement Isolierglas bei Bystronic glass

Glaswelt – Was sind die Gründe dafür?

Risle – Die Gründe dafür können vielfältig sein. Zum einen können sich rechtliche Rahmenbedingungen ändern, sodass z. B. die Gasfüllungen der ISO-Einheiten online, d. h. während der Isolierglasproduktion, ermittelt und dokumentiert werden müssen. Zum anderen ermöglicht die Digitalisierung eine komplette Vernetzung der Isolierglasproduktion, die eine vereinfachte Kommissionierung, etwa batch-, kunden-, baustellen- oder tagesorientiert zur Folge haben könnte.

Weiter kann sich aufgrund wettbewerbstechnischer Rahmenbedingungen die Produktionsvielfalt über den Lebenszyklus der Isolierglaslinien verändern. Daher muss dem Hersteller die Möglichkeit angeboten werden, weitere Funktionen für seine Isolierglaslinie dazu zu bestellen, zu leasen oder zu abonnieren.

Glaswelt – Welche Rolle spielen zukünftig die Software und die Updates?

Risle – Die Software hat aktuell, wie auch in der jüngeren Vergangenheit, einen sehr hohen Stellenwert. Zukünftig tragen Software-Updates auch dazu bei, die Fehlersuche und deren Beseitigung stark zu vereinfachen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Produktionslinien im Netzwerk integriert sind und im Netzwerkverbund betrieben werden.

Glaswelt – Was ändert sich bei der Wartung?

Risle – Das klassische Wartungsmodell „Vorbeugende Wartung bzw. Preventive Maintenance“ wird ausgedient haben bzw. hat bereits heute schon deutlich an Bedeutung verloren. Bauteile, Sensoren, Module und Maschineneinheiten geben Rückmeldung zu Prozessparametern und Auskunft zum aktuellen Maschinenzustand und Produktivitätslevel der Anlage.

Der Schlüssel wird in der intelligenten Kombination von Daten liegen und welche Schlüsse daraus resultierend gezogen werden können. „Condition Monitoring“ und „Predictive Maintenance“ sind intelligente Wartungsmodelle, die genau auf solchen Daten basieren. Wartungen laufen erheblich gezielter ab und führen zu einem deutlich höheren Kundennutzen, was zu reduzierten Wartungskosten führen wird. Drohende Komponentenausfälle können frühzeitig mit einem hohen Grad an Sicherheit vorhergesagt werden, um ungeplante Maschinenausfälle erheblich zu reduzieren oder ggf. sogar komplett zu vermeiden.

Glaswelt – Wie können Verarbeiter von der Digitalisierung profitieren, wie sind die Kosten, wo lauern Gefahren, und gibt es auch Bereiche, die darauf verzichten können?

Risle – Im Zuge der digitalen Transformation müssen sich Unternehmen digital komplett neu aufstellen. Dieser Verwandlungsprozess erfordert in der Regel hohe Investitionen. Es entstehen Kosten für Software, deren Implementierung sowie für das Personal, das mit diesen neuen Anwendungen umgehen soll und muss.

Unternehmen gehen je nach Aufwand ein hohes Risiko ein, damit der digitale Wandel im Zuge von Industrie 4.0 erfolgreich sein wird. Niemand wird genau voraussagen können, in welchem Umfang die Umstellung dann auch Erfolg haben wird. Somit ist von den Betrieben immer auch ein gewisses Maß an Risikobereitschaft gefordert, wenn sie die Weichen ins digitale Zeitalter der Konnektivität stellen wollen.

Eines der größten Risiken ist sicherlich, den digitalen Wandel plan- und konzeptlos „aus dem Bauch“ heraus anzugehen. Die Möglichkeiten, die sich durch den digitalen Wandel ergeben, lassen sich nicht nutzen, ohne die damit verbundenen Investitionen und Herausforderungen ergreifen zu ­wollen.

Die Fragen stellte Matthias Rehberger.

Die Digitalisierung ermöglicht eine komplette Vernetzung der ISO-Produktion. Eine Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich riesige Datenmengen durch die Maschinen und die Software erfassen und verarbeiten lassen.

Foto: Bystronic glass

Die Digitalisierung ermöglicht eine komplette Vernetzung der ISO-Produktion. Eine Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich riesige Datenmengen durch die Maschinen und die Software erfassen und verarbeiten lassen.

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