Glaswelt – Herr Muschiol, seit Jahren steigt die Nachfrage nach Sicherheitsgläsern. Können Sie das als VSG-Anlagen-Produzent bestätigen?
Michael Muschiol – Ja, das stimmt. Und hierfür haben wir mit unseren LamiPress-Linien für jeden Glasveredler die passende Anlage im Angebot, um hochwertige VSG-Produkte selbst fertigen zu können. Diese Möglichkeit hatten mittelständische Unternehmen früher in dieser Form nicht, da die klassischen Autoklav-Vorverbund-Linien häufig zu unflexibel sind und autoklavfreie Systeme oft nicht die notwendige Qualität liefern.
Glaswelt – Welche VSG-Produkte werden heute besonders nachgefragt?
Michael Muschiol – Wir sehen den Trend, dass bei VSG immer mehr Funktionen im Verbund integriert werden. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die „einfachen“ VSG-Produkte. Kurz gesagt, die nachgefragten Laminate werden immer individueller und qualitativ anspruchsvoller.
Wo früher laminierte Floatgläser ausreichend waren, muss es heute immer öfter VSG aus ESG sein. Zudem werden immer mehr geometrisch aufwändige Gläser gefordert sowie VSG mit Kantenbearbeitungen und Ausschnitten. Will ein Glasveredler erfolgreich sein, muss er seinen Kunden solche Premium-Produkte anbieten können.
Glaswelt – Und was für Anlagentechnik haben Sie hierfür im Angebot?
Alexander Muschiol – Wir haben für jedes Business-Modell eine passende LamiPress-Variante: Verarbeiter, die über ein Autoklav-System verfügen, benötigen zudem eine geschickte Ergänzung, um „blockierende“ Laminate vor dem Vorverbund auszuschleußen, um Prozessfluss der VSG-Linie zu optimieren. Mit dieser Lamipress-Autoklav-Symbiose konnten wir bei Kunden an ihrer Basis-VSG-Linie eine Mehrkapazität von bis zu 30 % erzielen. Parallel dazu laufen die anspruchsvollen Laminate dann über die LamiPress, quasi ohne Ausfälle (die Rate liegt unter 1 %).
Glaswelt – Welche Glasformate lassen sich mit der LamiPress abdecken, was geht maximal?
Michael Muschiol – Ja. Durch den modularen Aufbau lässt sich quasi jedes Glasformat laminieren. Die kleinste Anlage steht in der TU Darmstadt, wo sie für F&E-Projekte mit Einzelgläsern und Kleinserien eingesetzt wird. Mit der bis dato größten LamiPress produziert der Glasveredler Glassbel in Litauen seine Multilayer-Laminate bis zum Format von 3,0 × 8,0 m. Geplant haben wir jedoch bereits Varianten bis zu 4,0 × 20 m.
Glaswelt – Welche Basisgläser können mit Ihren Anlagen verarbeitet werden und sind auch VSG-Einheiten aus ESG damit umsetzbar?
Alexander Muschiol – VSG aus ESG ist der LamiPress-Klassiker. Erst letztes Jahr hat für diese Anwendung die Schlatt-Gruppe eine Anlage in Betrieb genommen. Und Flachglas Nord-Ost, vor 7 Jahren als VSG-Neueinsteiger gestartet, beliefert seitdem mit ihrer VSG-Anlage den regionalen Markt schnell und flexibel. Der Kunde bekommt dort innerhalb von rund einer Woche nach Auftragseingang seine Verbundgläser geliefert.
Glaswelt – Im Trend liegen Vakuumgläser, lassen sich diese mit der LamiPress laminieren?
Michael Muschiol – In meinen Augen haben Vakuumgläser das Zeug, den klassischen ISO-Markt zu revolutionieren. Wir sind stolz darauf, dass wir mit der LamiPress weltweit über das aktuell einzige Laminier-System verfügen, das Vakuumgläser (aus Float oder ESG) mit PVB und SentryGlas prozesssicher laminieren kann.
Sicherheitsglas-Laminate aus/mit Vakuum-Scheiben auf ESG-Basis sind sehr gut im Überkopfbereich einsetzbar, z. B. für Oberlichter, Dachfenster etc. Bei Vakuumgläsern bleibt der Wirkungsgrad immer gleich gegenüber dem von Standard-Isoliergläsern, der schlechter wird, wenn sie schräg oder horizontal einbaut werden.
Glaswelt – Welche Folien und Zwischenlagen lassen sich mit Ihren Anlagen verarbeiten?
Alexander Muschiol – Bei der Wahl der Folientypen gibt es keinerlei Beschränkungen, wie auch bei den Gläsern. Unser Fokus liegt allerdings klar auf PVB und SentryGlas. Alle unsere LamiPress-Anlagen sind für verschiedenste VSG-Produkte umfangreich zertifiziert. In jahrelanger Zusammenarbeit mit Kuraray (Trosifol, Sentryglas) und Eastman haben wir den Überdruck-Prozess perfektioniert (gleichwertig zum Autoklaven) und bieten heute das prozesssicherste Verfahren an, das am Markt ist. Wir haben die Anlage bewusst auch für Sonderprodukte entwickelt, deshalb sind Spezialfolien mit Vogelschutz-Eigenschaften, schaltbare Folien und mit PVB laminierte Photovoltaik-Elemente einfach umsetzbar.
Glaswelt – Ihre Anlagen sind modular gefertigt, ist so eine spätere Vergrößerung möglich?
Alexander Muschiol – Ja, das ist der Fall. So kann die LamiPress bei steigendem Bedarf mitwachsen. Das spricht gerade Neueinsteiger an, denn so lässt sich das Investitionsrisiko minimieren. So ist es möglich mit einer kleineren manuellen LamiPress zu starten, die z. B. für 50 m² ausgelegt ist. Weitet der Verarbeiter dann sein Geschäft mit VSG aus, kann er seine Anlage dann Schritt für Schritt mit einem höheren Automatisierungsgrad oder für größere Formate upgraden. Es ist sogar möglich eine zweite Anlage oberhalb der ersten zu installieren und so den Durchsatz auf bis zu 800 m² pro Tag zu erweitern. Dieses Mitwachsen lässt sich bereits im Vorhinein mit einplanen.
Glaswelt – Denken Sie, dass die Nachfrage nach VSG und nach Ihren Anlagen weiter steigt?
Michael Muschiol – Unsere Auftragslage sowie die Anfragen sprechen sehr dafür, dass immer mehr Neueinsteiger die VSG-Fertigung und somit einen Großteil der Wertschöpfung und Kundenzufriedenheit in die eigene Hand nehmen wollen. Zudem bewegt der Fachkräftemangel viele Autoklav-Betreiber dazu, sich von personalintensiven Prozessen wie Vakuumsäcke bauen, Klammern und Re-Autoklavieren zu trennen und auf eine automatisierte LamiPress-Autoklav-Kombination zu setzen. Wir setzen alles daran, jeden unserer Kunden mit der für ihn perfekt zugeschnittenen Laminier-Lösung auszustatten.
Das Interview führte Matthias Rehberger.