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Im Gespräch mit Glaston CEO Anders Dahlblom

„Wir sind gerne das Sieger-Team und wir arbeiten hart daran, das zu erreichen“

Glaswelt – Herr Dahlblom, was ist Ihr Eindruck von der Glasindustrie?

Anders Dahlblom – Die Glasindustrie ist etwas ganz Besonderes. Es gibt so viele schöne Dinge, die man mit Glas machen kann, das ist unglaublich. Und ich sehe viele großartige Chancen. Die globalen Megatrends sprechen für die Glasbranche. Zum Beispiel den Klimawandel: 40 % des gesamten Energieverbrauchs entfallen auf Gebäude; hier spielen Fenster mit Hightech-Isolierglas eine wichtige Rolle, um den CO2-Ausstoß zu senken und die Energieeffizienz zu steigern. Weiter sind intelligente Technologien, z. B. beim Display-Glas, Segmente für die Glasindustrie, um zukunftssichere Lösungen bereitzustellen. Weitere Entwicklungsbereiche sind die Kreislaufwirtschaft im Rahmen von Nachhaltigkeit. Wie können wir dazu beitragen, die Nachhaltigkeit der gesamten Wertschöpfungskette in der Glasindustrie erhöhen?

Glaswelt – Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation beim Glas?

Dahlblom – Auf lange Sicht betrachtet sehe ich den Glasmarkt positiv, dennoch sind die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie von Segment zu Segment unterschiedlich. Während der Wohnungsbau eine positive Tendenz aufweist, sind die Aussichten für den Markt im Objektbau unklar.

Einerseits gibt es in allen Regionen einen hohen Bedarf an Wohngebäuden und Renovierungen. Andererseits wartet die Automobilindustrie noch immer auf eine Belebung des Wachstums. Trotz der schwierigen Situation, die durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde, waren wir von Glaston ununterbrochen in der Lage, unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden und Lieferanten zu erfüllen. Unsere Mitarbeiter haben hart daran gearbeitet, um Maschinen-Installationen termingerecht durchzuführen. Hier hat sich vielfach unser digitaler Support-Service bewährt.

Glaswelt – Wo sehen Sie Chancen?

Dahlblom – Smart Glass ist ein sehr interessanter Markt. Insgesamt arbeiten wir an einer Strategie, um sicherzustellen, dass wir allen Kunden in ihren Geschäftsfeldern helfen, die sie bedienen.

Glaswelt – Wo sehen Sie Chancen für ­Glaston?

Dahlblom – Wir bei Glaston haben uns zum Ziel gesetzt, eine bessere Zukunft durch sicherere, intelligentere und energieeffizientere Glaslösungen zu schaffen. Unseren Kunden zum Erfolg zu verhelfen, ist das Ziel unserer Arbeit. Weiter wollen wir an der Spitze der Technologieentwicklung stehen.

Wir stehen erst am Anfang, wenn es darum geht, die Möglichkeiten unseres erweiterten Angebots und der globalen Reichweite des Servicenetzwerks zu nutzen, kombiniert mit der Anwendung der Digitalisierung und der Schaffung datengesteuerter Produktneuheiten. Ich glaube weiter, dass es Vorteile bringt, innerhalb der Glasindustrie und darüber hinaus Partnerschaften einzugehen, da Innovationen nicht im luftleeren Raum eines einzelnen Unternehmens geboren werden.

Glaswelt – Wie sieht aktuell die Auftragslage bei Glaston aus?

Dahlblom – Wir haben Anfang Februar die Ergebnisse für Q4 und das Gesamtjahr 2020 bekannt gegeben. Der Auftragseingang von 52,1 Mio. Euro hat sich in Q4 im Vergleich zu den Vorquartalen und auch im Vergleich zu Q4 2019 verbessert, und das vergleichbare EBITA war für ein Ausnahmejahr zufriedenstellend. Das positive Marktumfeld hat sich in den ersten Wochen des Jahres 2021 fortgesetzt, was auf eine positive Entwicklung im gesamten Jahr 2021 hindeutet, aber es ist noch zu früh, um abzuschätzen, wie sich die Situation weiterentwickeln wird. Wir werden unsere Q1-Zahlen am 29. April veröffentlichen und können dann noch einmal genauer darauf eingehen.

Durch Digitalisierung eröffnen sich für Glasverarbeiter neue Möglichkeiten für die weitere Auto­matisierung von Vorspann- und Laminierlinien.

Foto: Glaston

Durch Digitalisierung eröffnen sich für Glasverarbeiter neue Möglichkeiten für die weitere Auto­matisierung von Vorspann- und Laminierlinien.

Glaswelt – Heute ist Glaston mit den drei Sparten „Heat Treatment Technologies“, „Insulating Glass Technologies“ und „Automotive & Display Technologies“ aufgestellt, sind hier Änderungen geplant?

Dahlblom – Insgesamt funktioniert diese Struktur gut. Wir können uns auf die Stärken und das Markt-Know-how der einzelnen Segmente konzentrieren, geschäftsübergreifende Möglichkeiten nutzen und die Anforderungen unserer Kunden bedienen. Im Januar haben wir die ’Emerging Technologies’ in unser Forschungs- und Entwicklungsteam integriert. Mit dieser Veränderung können wir uns auf die ganzheitliche Entwicklung von Produkt- und Serviceinnovationen über alle Geschäftsbereiche hinweg konzentrieren und dann die ausgereiften Lösungen in die Angebotsportfolios der einzelnen Geschäftsbereiche übernehmen.

Glaswelt – Worauf fokussiert sich die aktuelle Agenda von Glaston?

Dahlblom – Ein sehr wichtiges Thema auf unserer Agenda ist die Realisierung des vollen Potenzials der Integration mit der ehemaligen Bystronic glass. Wir haben die ersten Schritte erfolgreich unternommen und richten nun unsere Aufmerksamkeit darauf, das volle Potenzial unseres hochprofessionellen und erfahrenen Teams auszuschöpfen, um unseren bestehenden und neuen Kunden das erweiterte Portfolio anbieten zu können. Ich bin wirklich beeindruckt von der Breite und Weite unseres Produktangebots, und sehe gute Chancen, unsere Zukunft gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern als ein Team zu gestalten.

Glaswelt – Bitte sagen Sie etwas über kommende Glaston-Produkte?

Dahlblom – Im Großen und Ganzen beeinflussen die Anforderungen an Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Sicherheit sowie der Bedarf an intelligenten Technologien auch unsere Entwicklung. Die Digitalisierung und die Möglichkeiten wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz, die in Maschinen eingebettet ist, eröffnen neue Möglichkeiten. Um nur einige Entwicklungsbereiche zu nennen: Bedienerassistent zur Erhöhung des Automatisierungsgrads sowie digitale Berichtsdienste für unsere Glaston Vorspann- und Laminieranlagen, und wir stellen bald auch neue Technologien zum Nutzen unserer Isolierglaskunden vor, z. B. beim Kantensäumen. All dies wird unseren Kunden helfen, ihre Kosten zu senken und dazu beitragen, sichere und energieeffiziente Glaslösungen verfügbar zu machen.

Zusätzlich zu neuen Produkten entwickeln wir unsere branchenführenden Technologien wie TPS ständig weiter und suchen nach neuen Bereichen, in denen z. B. unsere Laminier-Fähigkeiten genutzt werden können. Zudem arbeiten wir daran, verschiedene Produktfamilien mit neuen Maschinen zu erweitern, um unterschiedliche Kundensegmente anzusprechen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Ich glaube, dass alle diese Entwicklungen der Branche und dem Endkunden zu Gute kommen werden.

Glaswelt – Sagen Sie uns bitte etwas über aktuelle F+E Schwerpunkte.

Dahlblom – Wir investieren kontinuierlich in die kundenorientierte Produktentwicklung sowie in neue Glastechnologien und Geschäftsmöglichkeiten. Der aktuelle Schwerpunkt unserer F&E liegt auf der Automatisierung aller Maschinen und der Reduzierung von sogenannten menschlichen Fehlern. Dieser Fortschritt wird durch unsere digitale und IoT-basierte Plattform unterstützt. Wir führen die Produktentwicklung in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern durch. In einigen Bereichen haben wir eine führende Rolle, in anderen unterstützen wir andere. So verfolgen wir z. B. aufmerksam die Fortschritte bei intelligenten Gläsern, gebäudeintegrierter Photovoltaik und der Anbindung von Maschinen an die Cloud, wo die Skaleneffekte weiter genutzt werden können. Auch die Möglichkeiten des maschinellen Sehens in Verbindung mit neuronalen Netzen sind interessant.

Glaswelt – Derzeit gibt es Glaston-Produktionen in Finnland, Deutschland, der Schweiz und China, haben Sie Pläne für Veränderungen?

Dahlblom – Diese Technologiezentren bedienen derzeit gut unsere bestehenden Geschäftsbereiche. Aber auch bei Glaston ist eine kontinuierliche Verbesserung unerlässlich, und wir haben mit einer Strategiearbeit bis 2025 begonnen, in der wir alle Aspekte unseres Geschäfts evaluieren werden.

Glaswelt – Die Glass Performance Days (GPD) sind ein sehr wichtiges Event für die weltweite Glasindustrie, werden Sie diese nach 2021 fortführen?

Dahlblom – Wir sehen die Glass Performance Days (GPD) als einen guten und wichtigen Ort, um das Ökosystem der Glasindustrie zusammenzubringen, um voneinander zu lernen, die neuesten Erkenntnisse zu teilen und gemeinsam daran zu arbeiten, diese Industrie in die Zukunft zu führen. Die Pandemie war für viele Events eine Herausforderung, und wir sehen, dass es neue Wege geben muss, sich zu treffen und Wissen auszutauschen. So werden die GPD 2021 (22. bis 24.10.) eine Hybrid-Veranstaltung. Dann werden wir hoffentlich wieder in der Lage sein zu reisen und uns zumindest mit einer begrenzten Anzahl von Teilnehmern in Tampere zu treffen, und wir heißen auch Teilnehmer aus aller Welt herzlich willkommen, die GPD virtuell zu besuchen. Es wird spannende neue Programm-Punkte geben und das GPD-Team freut sich darauf, bald schon weitere Details bekannt zu geben. Und wir freuen uns, dieses wichtige Event auch über 2021 hinaus weiter fortzuführen.

Glaswelt – Was steht auf Ihrer persönlichen Agenda?

Dahlblom – Wir müssen gemeinsam mit den Kunden gewinnen. Deshalb fokussieren wir uns auf langfristige Kundenbeziehungen. Wir machen viel mehr als nur Maschinen zu entwickeln und zu verkaufen, und sind in der Lage, Probleme für die Glasverarbeiter zu lösen. Unsere Kunden müssen mit unseren Produkten Geld verdienen können. Wenn wir gemeinsam mit den Kunden gewinnen, dann sind wir das Sieger-Team. Das umzusetzen ist mein Fokus.

Das Interview führte Matthias Rehberger

Auch im Isolierglas-Bereich von Glaston werden die Produktfamilien bald durch neue Maschinen erweitert werden.

Foto: Glaston

Auch im Isolierglas-Bereich von Glaston werden die Produktfamilien bald durch neue Maschinen erweitert werden.

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