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Im Gespräch mit Dr.-Ing. Michael Drass von M&M Network-Ing

5 Antworten zur Digitalisierung

Glaswelt – Wird sich die Produktion für Glasverarbeiter in den nächsten fünf Jahren grundlegend ändern?

Dr. Michael Drass  – Klare Antwort: Ja und Nein! Es wird Betriebe geben, die mit der digitalen Transformation Schritt halten können und welche, die dazu nicht in der Lage sind. Sofern letztere nicht in einer sehr speziellen Nische agieren, werden sie über kurz oder lang Probleme haben, am Markt weiter profitabel zu arbeiten. Betriebe, die nicht in der Lage sind, sich auf die Digitalisierung einzustellen, werden vom Markt verschwinden. Doch die Digitalisierung ist kein Allheilmittel, sondern ein Prozess, den ein Betrieb durchläuft und der von allen Beteiligten erarbeitet werden muss, allen voran vom Betrieb selbst. Ein interessantes Tool im Rahmen der Digitalisierung ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI): Doch auch hier gibt es Betriebe, denen versprochen wurde, alles mit KI zu lösen und zu verbessern, die aber enttäuscht wurden. Und es gibt Firmen, die versuchen sich über kleine Case Studies unter Anwendung von Künstlicher Intelligenz dem Thema langsam aber sicher zu nähern. Das führt meist zu interessanten Ergebnissen, die den Betrieb weiterbringen. In diesem Feld ist unsere Beratungsfirma (M&M) aktiv und bietet kleine KI-Applikationen für die glasverarbeitende Industrie an.

Dr.-Ing. Michael Drass

Foto: M&M Network-Ing UG

Dr.-Ing. Michael Drass

Glaswelt – Was sind die Gründe für die Digitalisierung der Glasbranche?

Drass – Das Rennen um Daten hat vor Jahren bei den Tech-Konzernen begonnen und greift zunehmend in andere industrielle Bereiche über, u. a. in das Engineering. Dieser Prozess lässt sich nicht aufhalten, da datengetriebene Ansätze die Zukunft einer jeden Industrie bedeuten. Und das schließt die Glasindustrie mit ein. Gerade die Corona-Pandemie lehrt uns, dass Digitalisierung nichts Schlechtes ist, sondern neue Möglichkeiten und Chancen bietet. Wir von M&M sind absolute Verfechter der Digitalisierung und wollen gerade der mittelständischen Industrie durch Beratung ein Wegbegleiter sein, um jedem die Chance zu geben, künftig nicht technologisch abgehängt zu sein.

Glaswelt – Welche Rolle spielen die Software und Qualitätskontrolle (und Künstliche Intelligenz)?

Drass – In unseren Augen ist die Software ein Mittel zum Zweck, um einen Betrieb bzw. eine Produktion effektiv und vor allem auch wirtschaftlich zu steuern. Eine gut funktionierende Software ist zudem wichtig, um eine hohe Qualität bei den Produkten zu gewährleisten. Dabei sollte gerade die in der Qualitätskontrolle eingesetzte Software einfach bedienbar sein. Noch wichtiger sind allerdings die hierbei verwendeten Algorithmen, insbesondere KI-Algorithmen, und deren Anwendung in der Qualitätskontrolle. In unserem Start-up haben wir intern in diversen Case Studies die Umsetzbarkeit von KI in der Qualitätskontrolle bei der Glasveredelung bewiesen. Aktuell arbeiten wir an einem KI-Tool, das automatisiert Aussagen zum Pummel-Wert, also dem Haftgrad einer polymeren Zwischenschicht zum Glas, macht. Die erste Testphase zeigte vielversprechende Ergebnisse, sodass wir nun hoffen, ein Projekt mit einem der führenden Herstellern von VSG-Folien aufsetzen zu können.

Glaswelt – Welchen Service und Support brauchen Sie von den Digital-Partnern?

Drass – Ziel ist es immer, ein einfaches Tool zu entwickeln, das jeder Mitarbeiter spielerisch anwenden kann und letztendlich dann auch anwendet. Infolge zu hoher Komplexität und nicht vorhandener Nachvollziehbarkeit existieren Tools, die durch Mitarbeiter niemals akzeptiert werden können. Hier sollte man den Weg zu einfach bedienbaren Tools schaffen.

Glaswelt – Wo liegen die Chancen der Digitalisierung für Verarbeiter, wo lauern Gefahren?

Drass – Die Chancen der Digitalisierung liegen klar auf der Hand. Mithilfe der digitalen Transformation werden wir künftig, insbesondere auch in der Glasbranche, in der Lage sein, effizientere Produkte zu schaffen. Wir werden uns in der Qualitätskontrolle steigern können und objektive Kriterien zur Qualitätsbewertung über KI-Methoden entwickeln. Dieser Weg kann zwar auf der einen Seite Arbeitsplätze kosten, da u. a. die Qualitätskontrolle ohne Bediener und menschliche Hilfe umsetzbar ist, auf der anderen Seite können jedoch die ausgebildeten Fachkräfte an anderer Stelle effizienter eingesetzt werden – gerade in Bereichen, die mehr Spaß an der Arbeit bringen und nicht monotone, sich wiederholende Arbeitsvorgänge bedeuten. Gleichzeitig kann die Digitalisierung die Betriebe unterstützen, dem Facharbeitermangel Paroli zu bieten.

Lasst uns gemeinsam den Weg der digitalen Transformation im Bauwesen, dem Glasbau und der Glasveredlung gehen!

Die Fragen stellte Matthias Rehberger.

KI-Support für Glasbetriebe

Dr. Michael Drass leitet gemeinsam mit Dr. Michael A. Kraus das Start-up M&M Network-Ing UG, das Unternehmen der Glas- und Fassadenbranche berät. Der Fokus liegt auf Produkionsoptimierung sowie den KI-Prozessen im Bauwesen.

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