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Im Gespräch mit Christoph Baier

Mehr Sicherheit für Türen

Glaswelt – Seit November 2019 existiert eine CE-Kennzeichnungspflicht für Feuerschutzabschlüsse im Außenbereich. Was ändert sich?

Christoph Baier – Die CE-Kennzeichnung bezieht sich konkret auf Feuerschutzabschlüsse, Rauchschutzabschlüsse und Brandschutzverglasungen. Für die Planung und den Einsatz der beiden erstgenannten sind seitdem u. a. die Angaben im CE-Zeichen und der Leistungserklärung zu beachten. Ausschreibung, Planung und Herstellung sind nur noch nach der europäischen Produktnorm EN 16034 zulässig. Das bedeutet auch, dass durch deren Anwendung die bisher bekannten Bezeichnungen wie etwa T30-1-FSA für eine Brandschutztür entfallen

Glaswelt – Was ist bei einbruchhemmenden Sicherheitsgläsern nach EN 1627 relevant?

Baier – Diese Norm beschreibt die Mindestanforderung an das Glas, Ausnahme sind Fluchttüren mit Einbruchhemmung und Antipanikverriegelung bzw. für die Klassen RC5 und RC6. Hier wird das Glas nach EN 1630 geprüft und mit Werkzeugen entsprechend angegriffen. Für die Prüfung von beschuss- und durchschusshemmenden Gläsern sind die Beschusswaffen und die Munition für die jeweilige Widerstandsklassen nach EN 1063 BR 1 – BR 7 S und NS exakt vorgegeben (inkl. Prüfmaße und Abstände). Beschusshemmende Konstruktionen, d. h. Türen, Fenster, Glas und Anbindung werden nach EN 1522/1523 getestet. Um die Beschussprüfungen zu bestehen, müssen Gläser mehr leisten als nach EN 1063.

Glaswelt – Wird durchschusshemmendes Glas auch mit einer Kalaschnikow AK 47 geprüft

Baier – Interessanterweise fehlt in der VPAM-Liste nach EN 1063 der Beschussversuch mit einer Kalaschnikow AK 47, obwohl diese die meist verbreitete Waffe der Welt ist. Da der Gebrauch einer AK 47 (Automatik)in Deutschland verboten ist, simuliert Vetrotech einen entsprechenden Beschuss mit einer vergleichbaren Munition. In unserem Produktangebot finden sich also auch Gläser, die einem AK 47-Beschuss standhalten.

Glaswelt – Lassen sich beschusshemmende Gläser problemlos auch in Türen einsetzen?

Baier – Ja. Allerdings könnten je nach Türmaß und Anforderung an die Beschussklassen Türen zu schwer werden. Dafür gibt eine gute leichtere Alternativ: Der Aufbau von Laminaten mit Glas und Polycarbonat. Diese wurden entwickelt, um bei den hohen Beschussklassen Gewicht einsparen zu können. Bei einem Beschuss wird das Projektil vom Glas zerstört, die Fragmente werden von der PC-Scheibe aufgehalten.

Glaswelt – Lassen sich Sicherheitsfunktionen mit Brandschutz und mehr kombinieren?

Baier – Ja, Sie können multifunktionale Produkte entwickeln. Vetrotech ist in der Lage, ein Glas zu fertigen, das gleichzeitig gegen Einbruch, Feuer, Beschuss und Explosion schützt und zudem noch mit Antipanik-, Wärmeschutz- und Sonnenschutzfunktion ausgestattet ist. Das Resultat sind also echte Multifunktionsgläser in Türen.

Glaswelt –Wie lassen sich barrierefreie Zugänge mit Hochsicherheit kombinieren?

Baier – Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher elektromechanischer Sicherheitslösungen an Türen, z. B. barrierefreie Türen mit Feststellanlagen oder Brandschutztüren mit Zutrittskontrolle und gesichertem Rettungsweg. Auch Schleusenlösungen, etwa in Gefängnissen, sind barrierefrei ausführbar. Vetrotech arbeitet mit verschiedenen Partnern aus der Türbranche zusammen, um solche Lösungen zu realisieren.

Das Gespräch führte Matthias Rehberger

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