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Im Gespräch mit Albert Schweitzer 

Mit Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit

GW – Herr Schweitzer, heute zählen die Digitalisierung, die Automatisierung und die Nachhaltigkeit zu den Top-Themen, die die Glasbranche diskutiert. Wie spüren Sie das in der Praxis?

Albert Schweitzer – Lassen Sie mich zuerst mit der Nachhaltigkeit beginnen, die auch für uns ein wichtiges Thema ist. Wir sehen beispielsweise, dass die Anfragen von Seiten der Kunden nach CO2-armen Gläsern deutlich zunehmen; wir erhalten dazu täglich E-Mails und Anrufe. Insbesondere von Architekten und Bauherren, die im Vorfeld einer Sanierung oder einer Neubauplanung wissen wollen, welche unserer Glasprodukte im Rahmen einer Gebäude-Zertifizierung zu einer besseren Bewertung beitragen.

GW – Sie sprechen CO2-armes Glas an. Worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen diesem und einem Standard-Floatglas?

Schweitzer – Bei der Herstellung von Basisgläsern, die später als CO2-arme Gläser bezeichnet werden, ist im Fertigungsprozess bzw. in der Prozesskette der Energieverbrauch optimiert, sodass weniger CO2 anfällt als bei den bisher üblichen Verfahren. Ein weiterer Punkt ist der verstärkte Einsatz von Recycling-Gläsern als Basismaterial.

GW –  Können auch Glasverarbeiter und Isolierglas-Hersteller ihre Glasprodukte nachhaltiger gestalten, wenn sie ihre Produktion optimieren?

Schweitzer – Sicher. Und nicht nur die Glasexperten können das umsetzen, sondern auch die nachgelagerten Fenster- und Fassadenbauer. Genau das ist auch einer der Gründe, warum wir jetzt stark in die Automation unserer Betriebe investieren. Ziel ist es, die händischen Eingriffe bei der Produktion zu senken sowie die Abläufe durchgängig zu optimieren, um einen stetigen Glasfluss mit minimalen Unterbrechungen zu erzielen.

GW – Aber wie sorgt eine hochautomatisierte Produktion für mehr Nachhaltigkeit?

Schweitzer – Das ist eigentlich ganz einfach. Verfügt der Verarbeiter über eine optimierte Produktion mit automatisierten Abläufen, kurzen Produktionszeiten und minimierten Ausfallzeiten, dann spart das sehr viel Energie und damit auch viel CO2. Denkt man das einen Schritt weiter und überträgt diese Optimierungen auch auf die Anbindung zu den Kunden, sprich die Fenster- und Fassadenbauer, lassen sich weitere Einsparungen an Energie und CO2-Ausstoß erzielen. Steuern lässt sich das über intelligente Software.

Vor diesem Hintergrund macht es wirklich Sinn, möglichst viel in Automation zu investieren. Weitere Gründe sind eine höhere Produktqualität, was wiederum zu weniger Ausschüssen führt. Auch das senkt den CO2-Ausstoß, denn bei Fehlern muss das Produkt neu gefertigt und gegebenenfalls nochmals verschickt werden – also alles wiederum zusätzliche Arbeitsschritte, die CO2 erzeugen.

GW – Lassen Sie uns noch einmal zur Nachfrage nach den nachhaltigen CO2-armen Gläsern kommen. Bieten Sie diese auch selbst an?

Schweitzer – Ja, das tun wir. Aus meiner aktuellen Erfahrung zeigt sich jedoch, dass gerade aus dem Handwerk die Nachfragen sehr verhalten sind und nur vereinzelt solche Gläser gezielt angefragt werden. Bis dato konnten wir nur wenige Projekte mit CO2-armen Gläsern umsetzen. 

GW – Widerspricht das nicht der Debatte zur Einsparung von CO2 und Nachhaltigkeit?

Schweitzer –  Da haben Sie Recht. Wieder spielt der Preis eine entscheidende Rolle, denn solche Gläser sind in der Regel kostenintensiver als herkömmliches Floatglas. Nach meiner Erfahrung ist über die Fensterbauer das Thema CO2-arme Gläser noch nicht in der Breite beim Endkunden angekommen. Zudem finden die Mehrkosten bei den ausführenden Firmen nur vereinzelt Anklang. Bei einigen wenigen Bauherren sieht das teilweise anders aus. Sie sind auch aus Imagegründen bereit, solche Mehrkosten zu übernehmen.

GW – Wie sieht Ihr Fazit zu Automatisierung und Nachhaltigkeit aus?

Schweitzer – Man kann es vielleicht so auf einen Nenner bringen: Automation und Digitalisierung der Produktion bedeuten weniger Verschwendung, da die eingesetzten Materialien optimal ausgenutzt werden. Das bezieht sich sowohl auf die Basismaterialien als auch auf die eingesetzten Energien, Arbeitsstunden und den Personalaufwand. Und das bei jeder Position im Fertigungslauf eines Produkts, inklusive der Montage. Das führt zu sehr nachhaltigen Produkten.

Das Interview führte Matthias Rehberger

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