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Henze Glas aus Hörden/Harz

Der Größe verpflichtet

Dietmar Henze ist ein Tüftler. Wenn etwas sein Interesse geweckt hat, möchte er nicht nur wissen wie es funktioniert – er will es verbessern. Und diese Herangehensweise reicht vom großen, übergreifenden Konzept bis hin zum kleinen Detail. Und so kam er auch zur Spezialität seines Betriebes: Isolierglasscheiben in Riesenformaten.

Den Höhepunkt stellte bis dato das weltgrößte 3-fach-Isolierglas (18 m x 3,30 m, 4,445 t schwer) dar, das Henze auf der glasstec 2010 präsentierte: „Wir wollten damit ans Limit gehen und ausloten, was technisch machbar ist. Dabei war diese Scheibe für uns eine 1 : 1-Studie, keine Scheibe für die Praxis“, so der Glasfachmann. Realistische Grenzen für die Alltagstauglichkeit liegen nach seiner Einschätzung bei Isolierglas-Formaten von maximal 12 x 3,21 m.

Neben Dietmar Henze sind im Führungsteam des Betriebs noch seine Frau als Prokuristin und Matthias Zander als zweiter Geschäftsführer aktiv. Dieser betreut das operative Tagesgeschäft und die Projektabwicklung. Und um die technischen Fragen und die Arbeitsabläufe kümmert sich Henze. Gezielt gehen er und sein Mitgeschäftsführer mit der Mitarbeiterentwicklung um. Von den rund 50 Beschäftigten sind ein knappes Zehntel Auszubildende. Von diesen werden etwa 80 Prozent übernommen.

Maxiformate seit über 20 Jahren

Seit 1990 fertigt das Unternehmen als Zulieferer Sondergläser für andere Isolierglashersteller, insbesondere für Interpane aus dem nahegelegenen Lauenförde. Schritt für Schritt sei man dabei zu den Maxiformaten gekommen, da die Sondergläser immer größer nachgefragt wurden.

Henze: „Über diese Zuliefertätigkeit haben wir uns ein spezielles Know-how angeeignet. Und das wollte ich weiter ausbauen und etwas machen, was andere nicht können. So haben wir uns 2000 dafür entschieden, unseren Fokus auf Großformate auszurichten. Dann haben wir im selben Jahr die neue Halle für die optimierte Fertigung von solchen Maxi-Scheiben gebaut und in die notwendige Maschinentechnik und die Logistik investiert.“ Eigene Wege geht die Firma auch in der Datenverarbeitung und Produktionssteuerung und arbeitet mit eigener Software.

Seinem Konzept als Zulieferer ist Henze-Glas bis heute treu geblieben: Die großen Einzelscheiben fertigt die Firma für andere Glasveredler und für Metallbauer. Nur im Ausnahmefall werden die Scheiben selbst mit dem eigenen Team montiert, ansonsten arbeite der Anbieter mit spezialisierten Glasmontagefirmen zusammen.

Doch zurück zu den Großformaten: Im Jahr 2001 wurde in Hörden die weltweit erste ISO-Linie für 6 x 3,21 m große Scheiben installiert. Dazu kamen zwei Schwergewichtskräne in der Halle sowie eine Saugbatterie (von Pannkoke) für bis zu 4,5 t schweren Scheiben sowie spezielle Lasttransportgestelle. Dietmar Henze war bei allen Sonderentwicklungen mit beteiligt: „Damit die Fertigung unserer Großformate wirklich rund läuft und die Qualität gewährleistet ist, entwickelten wir vieles bis ins kleinste Detail selbst. Bevor wir die große ISO-Linie von Bystronic glass bekommen haben, stand ich gemeinsam mit Karl Lenhardt am Reißbrett. Ich denke anders als ein Ingenieur und das ermöglicht eine Sichtweise, die aus der praktischen Umsetzung kommt.“

Dazu gibt es in der Firma eine kleine Entwicklungswerkstatt. Dort zu tüfteln ist das Hobby von Henze, der seit 1953 im Glasgeschäft ist. Kommt eine seiner Ideen dann in die praktische Entwicklungsphase, stehen neben den Glasfachleuten auch die Schlosser der Firma für alle anfallenden Dreh- und Fräsarbeiten bereit und erstellen die Prototypen.

Die Anlagentechnik muss stimmen

Aktuell sind Henze und seine Mannschaft in der Lage, als Standard 12 m lange Isoliergläser zu fertigen, auf Nachfrage auch bis 15 m. „Das Float können wir bis 12 m vollautomatisch zuschneiden und VSG bis 9 m. Im Zuschnitt arbeiten wir eng mit Hegla zusammen, auch bei diesen Entwicklungen. Und das bewährt sich schon seit 30 Jahren“, so der Glasfachmann. Er und seine Mitarbeiter bringen im Vorfeld von Neuanschaffungen viele Ideen ein, die sie dann gemeinsam mit den Maschinenbauern aus Beverungen umsetzen.

Speziell für die Bearbeitung der Übergrößen hat Hegla zwei Anlagen – eine für VSG und eine für Float – nach Hörden geliefert. Dazu Hegla-Geschäftsführer ­Manfred Vollbracht: „Das Maschinenprojekt bei Henze-­Glas hatte für uns einen besonderen Reiz. Die Planung und Umsetzung der Anlagen für Übergrößen hat unsere Perspektive auf den Markt erweitert und schließlich zu einer Lösung geführt, die zur Weiterentwicklung der Branche beitragen wird. Die gewohnten Wege zu verlassen und gleichzeitig an bewährter Schnittqualität und Maschinenpräzision festzuhalten, war eine Aufgabe, der wir uns gerne gestellt haben“.

Für den VSG-Zuschnitt wurde speziell für ­Henze-Glas die ProLam des Herstellers zu einer ProLam 93 mit einer Schnittlänge von 9,30 m weiterentwickelt. Damit gehe sie weit über das Standardglasmaß hinaus und könne so die steigende Nachfrage nach übergroßen Sonderformaten unter industriellen Maßstäben erfüllen, bzw. diese überhaupt erst ermöglichen.

Auf dem Zuführtisch der ProLam wird das beschichtete VSG (Low-E) zuerst randentschichtet. Danach wird das Rohglas neu ausgerichtet und exakt positioniert. Die Abläufe Ritzen, Heizen und Trennen mit der integrierten Folientrennvorrichtung sind für alle Schnitte automatisiert. Für kleinere Schnittlängen kann die ProLam ebenfalls eingesetzt werden – beispielsweise um Produktionsspitzen abzufangen oder um das großformatige Rohglas für den optimierten Zuschnitt mehrerer Einzelscheiben zu nutzen.

Floatzuschnitt bis 12 m

Und mit der 12 m langen Formline 12033 KT, einer zweiten Schneidanlage von Hegla, realisiert Henze Glas den Zuschnitt von Float. Unabhängig vom Form- oder Geradschnitt erfolgt der Zuschnittprozess automatisch. Besonderes Merkmal dieser Anlage ist ihre Schneidbrücke, die immer eine feste horizontale Warteposition einnimmt. So wird nur der Luftkissentisch zur Glasaufnahme gekippt, die Schneidbrücke verbleibt in der Warteposition und ist damit erschütterungsfrei geparkt. Dies erhalte die Schneidpräzision und gewährleiste so auch langfristig eine wartungsarme Anlage.

Neben den Maxischeiben fertigt seine Firma jede nur denkbare Glasanwendung, wie Henze unterstreicht, jedoch nichts davon in Serie.

Matthias Rehberger

Spezial-Zuschnitt für Überlängen

Für den VSG-Zuschnitt wurde von Hegla speziell für Henze-Glas die ProLam 93 entwickelt. Mit Schnittlängen bis 9,30 m lassen sich die übergroßen Sonderformate überhaupt erst fertigen. Auf dem Zuführtisch wird beschichtetes VSG (Low-E) mit dem Randentschichtungsmodul entschichtet. Die weiteren Abläufe Ritzen, Heizen und Trennen (mit der integrierten Folientrennvorrichtung) erfolgen für alle Schnitte automatisch.

Auch für kleinere Schnittlängen wird die ProLam 93 eingesetzt, etwa um Produktionsspitzen abzufangen.

Der Zuschnitt von Float (für Form- und Geradschnitte) erfolgt auf der wartungsarmen 12 m langen Formline 12033 KT automatisch.

https://www.hegla.com/

https://henzeglas.de/

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