„Unsere Glaswelt wird sich verändern. Wir werden uns mit vielen neuen Themen auseinandersetzen und für unsere Kunden neue Lösungen finden. Solche Herausforderungen spornen uns an“, unterstrich Hans-Joachim Arnold. Manche Themen, gerade unangenehme, würden noch immer gerne beiseitegeschoben. Doch ohne Innovationen ginge es nicht weiter. Und man solle nicht vergessen: irgendjemand wird aufstehen und es umsetzen. „Seien Sie einer davon. Die Zukunft braucht gute Ideen, gestalten sie das Morgen aktiv mit“, so Arnold.
Als gelungenes Beispiel für so ein Herangehen nannte Arnold das Vogelschutzschutzglas: „Zuerst wurden wir belächelt, aber nach 25 Jahren war es eines der Hauptthemen in der Glashalle der BAU 2023, wo nun bei allen großen Glasanbietern entsprechende vogelschutzfreundliche Gläser präsentiert wurden.“
Eine der wohl größten Herausforderungen wird für unsere Gesellschaft der Klimawandel. Hier brauche es Ansätze zur langfristigen Lösung, und Glas wird dabei eine wichtige Rolle spielen.
Dazu Klimaforscher Prof. Dr. Stefan Rahmstorf: „Wir werden mit vielen Hitzetoten kämpfen müssen. Die Kühlung von Wohnungen im Sommer wird bei uns und in ganz Europa deshalb immer wichtiger. Hierbei können uns Isoliergläser helfen, die die Hitze draußen halten.“
Was können ISO-Hersteller tun?
„Betrachten Sie den Klimawandel als vielversprechendes Geschäftsmodell für sich!“ Klimaoptimierte Gebäude benötigen eine optimierte Fassade und damit selbstverständlich auch die passenden Isoliergläser, so Prof. Dr. Rahmstorf.
Insgesamt sehe er die Politik und die Unternehmen in der Verantwortung, da wir strukturelle Veränderungen benötigen, die Einzelpersonen allein nicht umsetzen können.
Susanne Stolper, Associate Director beim internationalen Ingenieur-Büro Arup, führte zum Klimawandel weitere Überlegungen aus: „Nachhaltiges Bauen wird für Investoren immer interessanter, u.a. aufgrund steigender gesetzlicher Anforderungen sowie auch von Seiten vieler Bauherren, die sich nachhaltige Gebäude wünschen. Alte unsanierte oder nicht sanierbare Gebäude wecken kein Interesse mehr. Weiter wächst das Interesse der Kapitalmärkte an nachhaltigen Investitionen, u.a. bei institutionellen Anlegern und Vermögensverwaltern sowie bei Banken und Versicherungsgesellschaften.“
Diese Trends sprechen für nachhaltige Gebäude und nachhaltige Bauprodukte. Bei der Umstellung auf nachhaltiges Bauen müssen man nun weiter vorne in der Lieferkette nachsehen. Es sei entscheidend zu wissen, wie nachhaltig in Gebäude investiert wird, da dies konkrete Auswirkungen auf die Gebäudeinvestitionen hat.
6 Ziele für die Baubranche
Susanne Stolper: „Es gibt sechs Ziele, die erreicht werden müssen: Reduzierung der CO2-Emissionen, Verbesserung der Wiederverwertbarkeit von Rohstoffen, Verwendung recycelbarer Materialien, Einfluss der Herstellung von Bauprodukten auf die CO2-Bilanz, Organisation des Recyclings und Integration von Recycling in das Angebot von Bauprodukten.“
Hierbei gehe es auch um den Energieverbrauch von Gebäuden und die sogenannten „graue Energie“, die für die Herstellung der Bauprodukte aufgewendet wird. Susanne Stolper: „Wir müssen energieeffiziente Gebäudestandards erreichen und dafür brauchen wir entsprechende Bauteile. Auch bei Sanierungen sollten wir abwägen, welche Teile abgerissen werden müssen, und welche erhalten bleiben können, um Energie und CO2-Emissionen einzusparen. Glas spielt hier als nachhaltiges Bauprodukt eine wichtige Rolle.
Das sagt der Schüco-Mann
In seinem Vortrag zur European Taxonomie und der Circular Economy führte Hans-Walter Bielefeld von Schüco aus, welche An- und Herausforderungen auf Hersteller und Lieferanten von Bauprodukten zukommen werden. Die Taxonomie definiert im Großen und Ganzen drei Nachhaltigkeitsziele, von denen der Redner die Reduktion des CO2-Ausstoßes und vermehrtes Recycling besonders in den Fokus stellte.
Wie diese Ziele zu erreichen sind, hängt davon ab, um welches Objekt es sich handelt: Bei der Sanierung von Bestandsbauten sollte man sich auf die CO2-Reduktion konzentrieren, wohingegen beim Neubau der Focus besonders auf der grauen Energie liegen muss.
Bielefeld unterstrich: „Es wird nicht die eine Lösung geben. Unterschiedliche Aufgaben erfordern unterschiedliche Lösungen.“ So sei es z.B. bei einer Sanierung oft sinnvoll, individuell zu klären, welche Elemente, etwa Beton-Wände, stehen gelassen bzw. welche Türen oder Fenster anderswo wiederverwendet werden könnten.
Deshalb braucht es EPDs
Zum Thema EPDs hob Alexander Rudolphi von der DGNB hervor, dass diese keine Zertifikate seien. Er riet Glasherstellern und deren Zulieferer dazu, ihre Produkte zu deklarieren, da diese künftig sehr viel stärkeren Umweltanforderungen unterliegen würden. Klare und vergleichbare Angaben zu Rückbau- und Recyclingtauglichkeit stellten somit auch einen Wettbewerbsvorteil da.
Carl Pinnekamp für 20 Jahre Vorstandsarbeit geehrt
Im Rahmen der Tagung wurde Carl Pinnekamp, Geschäftsführer der Teutemacher Glas GmbH (www.teutemacher.de) für seine 20 Jahre Mitarbeit in der Isolar Gruppe und im Gruppenvorstand geehrt.
Hans-Joachim Arnold dankte Pinnekamp für sein Engagement: „Carl Pinnekamp hat über Jahrzehnte hinweg als Mitglied des Vorstands einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung unserer Glas-Gruppe (www.isolar.de) geleistet. Und dafür will ich mich nochmals im Namen der Gruppenmitglieder herzlich für seinen Einsatz und seine Leistungen bedanken.“
Die Sieger im Isolar Wettbewerb 2023 gekürt
Auf der Jahrestagung der Isolar Gruppe wurden auch die Gewinner des internen Objektwettbewerbs bekannt gegeben. Die Sieger kommen aus Deutschland, Österreich und Spanien.
In der Kategorie „Innovative Projekte“ wurde der Porsche Design Tower in Stuttgart ausgezeichnet (Bild). Die Fassade des Gebäudes wurde mit dem Vogelschutzglas Ornilux design lines von der Hunsrücker Glasveredelung Wagener ausgestattet.
In der Kategorie „Kreative Objekte“ siegte das Haus der Digitalisierung in Tulln (A); hierfür fertigte Isolar Klagenfurt digital bedruckte Gläser.
Und Sieger bei den „Repräsentativen Projekten“ war das Isolar Mitglied Tvitec aus Spanien für das neue L’Oréal Headquarter in Madrid.