Die Reduzierung des Carbon-Ausstoßes ist aktuell das ganz große Thema in der Architektur, in der Glas- und Fassadenindustrie sowie bei den Zuliefer-Industrien. Und das verwundert nicht, denn ein großer Teil der CO2 Emissionen entstammt aus Gebäudeverbräuchen, ebenso verbrauchen die Float-Herstellung und die Glasbearbeitung teils sehr hohe Mengen an Energie, was wiederum CO2 erzeugt.
Die gute Nachricht, mithilfe von Glas lassen sich nicht nur alte und neue Gebäude energetisch optimieren, auch für die Produktion und Bearbeitung ist die Glasbranche dabei, neue Wege und Möglichkeiten zu finden, den Energieverbrauch zu senken. Und sie ist dabei erfolgreich.
So drehten sich bei den GPD 2023 in der Nokia-Arena von Tampere nicht nur viele Vorträge um die CO2-Reduktion, sondern auch die Aussteller präsentierten dort neue, CO2-reduzierte und CO2-neutrale Produkte.
Wie das Carbon-Thema von Architekten aufgenommen wird, erläuterte Christoph Timm, Director bei Skidmore, Owings & Merrill (SOM). Die Lebensdauer eines Gebäudes müsste verlängert werden, um dessen CO2-Bilanz zu verbessern. Gleichzeitig müsste das Upgrade von Bauteilen/Bauelementen bei der Sanierung vereinfach werden, so Christoph Timm.
Und weiter: „Wir neigen dazu, den in Gebäuden bzw. in den Bauteilen eingebetteten Kohlenstoff am Anfang und am Ende des Lebenszyklus zu betrachten, während der operative Kohlenstoff am wichtigsten ist. Deshalb müssen wir aufhören, dem Gebäude mehr und mehr hinzuzufügen. Stattdessen brauchen wir leichtere Systeme und vereinfachte Strukturen, das schließt Glasfassaden und Glasprodukte ein. Wir glauben, dass wir durch den Einsatz von Mehrfach-Nutzungs-Konzepten und Reduzierung, wo immer möglich, den CO2-Fußabdruck eines Gebäudes erheblich senken können.“
Timm stellte die Ergebnisse einer Analyse von Glasfassaden in der Region Los Angeles vor. Das Ergebnis zeigte, dass dort in der gemäßigten Klimaregion eine einfache, vollverglaste Fassade in Bezug auf Kosten, CO2-Fußabdruck und Tageslichtbeleuchtung die besten Ergebnisse erzielen konnte, selbst gegenüber den neuesten Hightech-Fassaden.
Christoph Timm stellte weiter die Frage: „Wie können wir den gesamten Kohlenstoffverbrauch eines Gebäudes sowie den einer Stadt senken und die Kohlenstoffabsorption maximieren?“
Die Antwort: Indem wir die Lebensdauer von Gebäuden verlängern, und indem wir Gebäude zu „dynamischen Organismen“ machen.
Dazu stellte er das von SOM entwickelte Konzept des „Urban Sequoia-Baums“ vor. Dies ist ein Ansatz für intelligente Gebäude, die mit Solar-PV-Panels auf dem Dach sowie energieerzeugenden Fassaden und PV-Glasbrüstungen ausgestattet sind und zudem ein Maximum an CO2 binden.
„Glas ist das verborgene Juwel der CO2-neutralen Zukunft“
Spannend war auch der Vortrag von Bertrand Cazes, Generalsekretär von Glass for Europe: Die Carbon-Problematik fordert die Glasindustrie heraus, ihre Grenzen zu erweitern. Aber wie kann sie das tun?“
Seine Antwort: „Glas ist das verborgene Juwel der CO2-neutralen Zukunft, denn wir, die Glasindustrie, sind Teil der Lösung, um energie-autarke und CO2-optimierte Gebäude und Fassaden umzusetzen. Heute haben wir bereits kohlenstoffarmes Glas. Jetzt gehen wir daran die Floatglas-Prozesse umzustellen.“
Leider haben wir aktuell noch nicht die Energie, um „kohlenstofffreies Glas“ herzustellen. Aber das wird kommen, so Bertrand Cazes.
„Unser Ziel muss es sein, CO2-optimierte Fertigungsprozesse, zu entwickeln, die die Glasbranche dazu befähigen, mit weniger Carbon-Aufwand gleiche oder bessere Produkte herzustellen wie bisher. Dann werden wir Erfolg haben.“
Recycling-Glas: woher nehmen …
Weiteres Diskussionsthema war der Einsatz von Recycling Glas, das wiederum die CO2-Bilanz der Glasbranche verbessert. Eine der Herausforderungen ist, dass die aktuell benötige Rohstoffmenge für die Flachglasfertigung nur zu maximal 25 % durch Recycling Glas gedeckt werden kann.
Hier muss die Glasbranche neue Wege finden, um diese Menge zu erhöhen.—