Wann braucht man welches Gerät? Für einfache Montagen flacher Scheiben und deren vertikalen Einbau muss der eingesetzte Vakuumheber gemäß der EN13155 als 2-Kreis-Gerät ausgebildet sein. Weiter braucht es eine sinnvolle Verteilung der Sauger mit entsprechender Tragfähigkeit über die Scheibenfläche.
Für die Montage größerer Formate spricht nichts gegen die Verwendung von zwei einzelnen, durch eine Lasttraverse miteinander verbundenen Hebern. In diesem Fall ist auf eine gleichmäßige Verteilung der Last auf beide Vakuumheber zu achten. Sind diese Kriterien erfüllt, ist die Montage von Scheiben bis zum Jumbo-Format (6000 × 3210 mm) meist problemlos möglich. Aber Vorsicht: Keinesfalls dürfen die beiden Heber ohne die verbindende Traverse an einem gemeinsamen Kranhaken angeschlagen werden!
Sollen Großformate noch gedreht oder gegen die Vertikale geneigt oder horizontal verlegt werden, muss der Monteur jedoch leistungsstarke Einzelgeräte verwenden.
Gegenüber der rein vertikalen Montage ergeben sich in diesem Fall verschärfte Anforderungen an die Verteilung der Vakuumsauger über die Scheibenfläche. Zusätzlich sollten Dreh- und/oder Schwenkmechanismen und Fernsteuerungen für die Gerätefunktionen vorhanden sein.
Im Allgemeinen weisen Vakuumheber mit Tragfähigkeiten bis ca. 800 kg bzw. 1000 kg nur manuelle mechanische Positioniereinrichtungen auf. Bei exakt mittig angesaugten Scheiben stellt das manuelle Entriegeln der Dreh- bzw. Schwenkvorrichtung i.d.R. auch kein Problem dar. Vorausgesetzt, die Hebel sind durch die Monteure auch bei größeren Scheibenformaten leicht erreichbar. Einige Vakuumheber besitzen Seilzüge zur Bedienung der Sperrhebel.
Dies ist nur sinnvoll, wenn zusätzlich die Vakuumfunktion (Saugen/Lösen) des Gerätes ebenfalls über eine (in diesem Fall elektrische Kabel-) Fernbedienung gesteuert werden kann.
Mit einer solchen Lösung wird ein abruptes Abbremsen der Dreh- und/oder Schwenkbewegung beim Wiedereinrasten der mechanischen Verriegelungen nicht verhindert. Ebenso vermeidet dies das Pendeln/Schaukeln der Last nicht.
Eine passende und ergonomisch gute Lösung sind hier Vakuumhebegeräte mit elektrisch bzw. elektro-hydraulisch betriebenen Dreh- und/oder Schwenkeinrichtungen, die – wie auch die Vakuumfunktion – über eine Kabel- oder Funkfernsteuerung bedient werden. Hier ist zusätzlich die Ausstattung des Vakuumhebers mit einer Abblasfunktion möglich. Dabei werden die einzelnen Sauger nicht durch den atmosphärischen Umgebungsdruck, sondern durch die Abluft der Vakuumpumpe (viel schneller) belüftet. Gerade bei Hebern für schwere Lasten mit einer Vielzahl von Vakuumsaugern (Bild oben) sollte eine solche Option immer im Lastenheft des Bestellers stehen.
Heber für komplexe Scheiben
Vielfach bestehen heute Glaskonstruktionen (auch im Bauwerk) aus großen Scheiben mit unterschiedlichen Geometrien (teils mehrdimensional gebogen). Für solche Montagen muss der Monteur auf ein Hebegerät zurückgreifen können, das entsprechend der Geometrie und der Saugeranordnung veränderbar ist: So sind in der Länge anpassbare Hauptträger, demontierbare und in der Neigung von konvex bis konkav einstellbare seitliche Verbreiterungen und unter Umständen auch Gegengewichtsanlagen für gebogene Scheiben nötig. Zudem sollten die Saugerholme verschiebbar sein und die Sauger einzeln absperrbar. Weiter braucht es elektrische oder elektro-hydraulische Dreh- und Schwenkantriebe sowie verstellbare Kranaufnahmen und Kabel- oder Funkfernsteuerungen. Diese Funktionen lassen sich heute bei Baustellengeräten miteinander kombinieren.
Angesichts der Kosten komplexer und großer Scheiben – und möglicher Schadenersatzforderungen bei deren Beschädigung beim Einbau – relativieren sich die Investitionskosten für solche anspruchsvollen Geräte.
Im „Brot und Buttergeschäft“, d.h. bei der Montage von „normalen“ Scheibenformaten, reichen universal einsetzbare Vakuumheber mit einer Tragfähigkeit bis ca. 600 kg aus. Vor der Anschaffung sollte man klären, ob so ein Gerät rund 80 Prozent der gewünschten Arbeiten abdeckt. —