Mit rund 55000 Besuchern erfreute sich die glasstec 2008 trotz Finanzkrise über einen leichten Anstieg gegenüber der 2006. Projektleiterin Marianne Ingenhoven und ihr Team hatten auch diesmal wieder den richtigen „Riecher“ bewiesen: Mit der Wahl des Schwerpunktthemas „Glas und Energie“ traf man den Nerv der Zeit. Dies belegte eine Vielzahl an Produkten zum Wärmeschutz und zur Energiegewinnung aus den Unternehmen, ebenso wie die Exponate und Entwicklungen der Sonderschau.
Deutlich fiel die Zunahme an Solaranwendungen auf. Hier hat die Branche stark zugelegt. Viele marktreife Produkte, etwa Systeme mit Dünnschichtmodulen zur Energiegewinnung für den Fassadeneinsatz, waren zu sehen.
Insgesamt war die Resonanz der Unternehmen positiv, so die Gespräche der GLASWELT-Redaktion mit den Ausstellern. Bei einigen Ausstellern lief die Messe zu Beginn eher ruhig an, um sich dann teils deutlich zu steigern. Andere, wie die Abstandhalterproduzenten, freuten sich vom Beginn an über volle Stände. Und es gab auch Superlativen: so erklärte ein Geschäftsleiter der Tiffany Glas Kunst, dass man noch nie eine so gute Besucherresonaz erfahren habe, dies sei das bisher beste Messeergebnis
Über die Wirschaftskrise hörte man von großen, internationalen Unternehmen, dass sie die nahe Zukunft abwartend betrachten. Was den heimischen Markt angeht, schien die Krise bis dato keine Schatten vorauszuwerfen.
Der neue große Markt heißt Solar
Gerade der Solarmarkt entfaltet immer deutlicher sein Marktpotenzial für die Glasbranche. Auf der Messe waren viele Systeme zu sehen, die auf Dünnschichttechnologie basieren und mit ihrer nur wenige 1000stel mm dünnen Schicht eine Alternative zu herkömmlichen Silizium-Solarzellen darstellen. Gerade für den Fassadeneinsatz stellt diese Technik gute Marktchancen in Aussicht, und das nicht nur für die Unternehmen, die solche Anwendungen herstellen und vertreiben, sondern auch für die Anlagenhersteller.
Dazu Siegfried Glaser, Vorsitzender des glasstec-Ausstellerbeirats und Leiter des Arbeitskreises Photovoltaik im VDMA: „Die Solarbranche eröffnet für Maschinenbauer exzellente Zukunftsaussichten. Bereits heute erwirtschaften Firmen über 50 Prozent des Umsatzes mit Produkten für den Solarmarkt.“ Wie wichtig der Solarmarkt künftig für die Glasbranche wird, belegten die Zahlen, die auf der Messe vorgestellt wurden. So erwirtschaftet der Glasspezialist Scheuten erstmals mehr Umsatz mit seiner Solarsparte als mit seinem klassischen Glasgeschäft. Und nicht nur der Maschinenhersteller Glaston unterstrich, dass künftig neben den Anlagen für Architekturglas gezielt der Solarmarkt mit spezieller Maschinentechnik versorgt werden soll, die teilweise schon auf der glasstec präsentiert wurde. Zu den Top-Themen zählten weiter neueste Ver- und Bearbeitungstechnologien, Innovationen rund um technische Gläser sowie energieeffiziente Glasanwendungen.
In diesem Jahr war die Sonderschau „glass technology live“ der definitive Publikumsmagnet und das begleitende Symposium gab interessante Einblicke in die Zukunft der Glastechnik. Absolutes Highlight der Sonderschau war die gebogene Glasbrücke der Firma Seele aus kaltgeformtem Glas. Für manchen Besucher kostete es einiges an Überwindung dieses hervorragende Meisterstück der Ingenieurskunst zu betreten, da man dabei förmlich einen Schritt ins Nichts wagen musste.
Auf der Sonderschau waren aus allen Bereichen der Glas- und Solartechnik Innovationen zu sehen. Allerdings hatte man den Eindruck, dass diesmal die Überarbeitung und Optimierung von Produkten und Anwendungen gegenüber absoluten Neuheiten deutlich überwog.
Positives Resümee
Siegfried Glaser fasste die Messetage so zusammen: „Bei Ausstellern und Besuchern sah man überall zufriedene Gesichter. Die Auftragsvorläufe der Industrie sind weitgehend gut und stimmen trotz Finanzkrise optimistisch.“
„Die glasstec 2008 war für alle eine erfolgreiche Messe, die von Herstellern, Verarbeitern und Maschinenbauern gut genutzt wurde. Vor allem das Thema Solar gab neue Impulse“, so Messe-Geschäftsführer Joachim Schäfer.
Die kommende glasstec findet vom 28.09. bis 02.10.2010 in Düsseldorf statt. Eine ausführliche Messenachlese folgt in der nächsten Ausgabe.—
Matthias Rehberger
Absoluter Hingucker auf der Messe war die gebogene gläserne Brücke der Firma Seele aus kaltgeformtem Glas mit einer Stärke von nur 37 mm.