Das Erzbischöfliche Mädchengymnasium und das Erzbischöfliche Berufskolleg Marienberg sollten aufgrund ihrer beengten Grundstückssituation erweitert werden. Für neue geänderte Anforderungen an den Schulbetrieb bot das Schulgelände keine Erweiterungsflächen. Die Idee, eine freie am Hafenbecken in Neuss gelegene Lagerhalle zum „Forum“ umzubauen, bot für die Schule die Chance, das benötigte Raumprogramm mit Mensa und variablem Veranstaltungsraum zu realisieren. Die Anbindung zwischen dem alten Schulgebäude und neuem Forum erfolgt jetzt über eine verbindende gläserne Fußgängerbrücke.
Das planende Büro Ingenhoven & Ingenhoven Architekten aus Neuss konnte die bestehende Baustruktur der alten Lagerhalle weitestgehend erhalten. In Teilbereichen der Halle wurden Zwischenebenen eingezogen, um die notwendigen Funktionen für die Küche im Erdgeschoss, die Lüftungstechnik im Zwischengeschoss und des Schulzuganges im Obergeschosses unterzubringen. Der verbleibende Teil der Halle konnte in der gesamtem Raumhöhe erhalten und zum multifunktionalen Versammlungsraum umgebaut werden. Tagsüber dient er den Schülerinnen als Speisesaal, in den Abendstunden kann er für unterschiedliche Nutzungen flexibel umgebaut werden.
Wichtig war den Architekten die natürliche Beleuchtung des Raumes über eine große transparente Glasfassade. Neben energetischen Gesichtspunkten, wie die zu berücksichtigenden Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz, stand bei der Planung der Fassade die Realisierung des gewünschten Schriftzuges im Vordergrund.
Digital bedrucktes Weißglas
Für die optisch brillante An- und Durchsicht wollten die Architekten ein teilbedrucktes Sonnenschutz-Isolierglas aus Weißglas, welches in Teilbereichen mit einem Punktraster versehen ist. In Zusammenarbeit mit dem Objektberater der Flachglas MarkenKreis GmbH wurde eine passende Glaslösung gefunden: eingebaut wurde das Sonnenschutz-Isolierglas Infrastop Brillant 50/25 aus Optiwhite (8 mm ESG-H Außenscheibe und 12 mm VSG Innenscheibe).
Ein großer Teil der Gläser wurde auf Position 2 des Isolierglases mit einem Punktraster in Weiß bedruckt. Das gewählte Glas schützt im Sommer vor Überhitzung des Raumes und gewährleistet gleichzeitig einen guten Lichttransmissionswert sowie einen Ug-Wert von 1,0 W/m2K.
Das eisenoxidarme Basisglas wurde von den Architekten ausgewählt, da es im Vergleich zu normalem Float über eine sehr gute, neutrale Farbwiedergabe verfügt. Das Glas eignet sich insbesondere zur Weiterveredelung – speziell auch für den Glasdruck – da aufgrund der Farbneutralität die Farbbrillanz deutlich erhöht wird.
Die ausführende Flachglas Wernberg GmbH wählte für die Bedruckung einen Digitaldruck, da bei der Anwendung eines Siebdruckverfahrens rund 60 Siebe für die Umsetzung notwendig gewesen wären. Beim gewählten Digitaldruckverfahren wurde mit dem GlassJet-Drucker des Veredlers die keramische Farben direkt auf das Glas aufgetragen. Das Verfahren eignet sich insbesondere für individuelle Aufträge, da sich damit ab Losgröße 1 die unterschiedlichsten Designs pro Scheibe umsetzen lassen, ebenso für Mehrfarbendrucke.
„Für die Abbildung des Schriftzuges ‚Forum‘ wurde für jede Scheibe eine eigene Designvorlage erstellt“, erläutert dazu Paul Gora, Leiter Drucktechniken in Wernberg.
„Einen besonderen optischen Effekt erzielten die Architekten durch die optische Zweiteilung der Buchstaben. Die oberen Buchstabenteile erhielten keinen Punktraster, während die unteren Bereiche bedruckt wurden. So wechseln transparente und semitransparente Fassadenabschnitte. Die Punktgröße und der Rasterabstand sind allerdings bei allen bedruckten Scheiben gleich“, so Gora weiter.
Entstanden ist hier am Neusser Hafenbecken eine lichte Glasfassade, die das neue Gebäude prägnant kennzeichnet.
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Objektdaten
Bauherr
Stiftung Kinderheim St. Anna und Schule Marienberg, Neuss
Architekten
Ingenhoven & Ingenhoven, Neuss
Glasfassade
Metallbau Schuler KG, Übach-Palenberg
Glasherstellung Basisglas
Pilkington Deutschland AG, Gladbeck
Glasfertigung und Druck
Flachglas Wernberg GmbH, Wernberg-Köblitz
Druckverfahren bei Flachglas Wernberg
Der Veredlungsspezialist bedruckt Glas im Digitaldruckverfahren mit einer Druckauflösung von 360 dpi bis zu den Abmessungen von 2800 mm x 3700 mm.
Und im Siebdruckverfahren können Scheiben in den Dicken von 4 bis 19 mm bedruckt werden.
Bei beiden Verfahren werden die Gläser nach der Bedruckung vorgespannt (ESG) und die Farbe eingebrannt (Emaille). Die Schichtdicke ist beim Digitaldruckverfahren geringer als beim Siebdruck. Die Gläser können nach dem Druck im Unternehmen weiter zu VSG und/oder Isolierglas verarbeitet werden.
Ein weiteres Druckverfahren, das in Wernberg eingesetzt wird, ist der digitale Foliendruck. Dabei wird eine PVBFolie (für die VSG-Fertigung) mit einem Fotodruck (bis 1440 dpi) versehenen. Farben und Folie sind so aufeinander abgestimmt, dass die Sicherheitsglaseigenschaften voll erhalten bleiben. Die maximal mögliche Druckabmessungen betragen 2400 x 5800 mm.