Was die Gründung der Glaserei Roger Braun so besonders macht, ist ihr Gründungsjahr 1987. Damals war Sachsen noch Teil der DDR und Privatunternehmen gab es in dem sozialistischen Staat nur wenige. Und eine Betriebsgründung war in diesem Umfeld eine ganz spezielle Herausforderung.
Dazu Glasermeister Roger Braun: „Meine Familie war schon immer eine Unternehmerfamilie. Schon die Großeltern und der Vater waren eigenständig, hatten jedoch in den Nachkriegsjahren ihr damaliges Unternehmen verloren. Dem sozialistischen Staats-System zum Trotz haben wir uns Ende der 1980er Jahre dann entschieden, unter eigener Regie ein Unternehmen aufzubauen, und das war der Startschuss für die Gründung unserer Glaserei. Das war damals keine einfache Entscheidung, da privates Unternehmertum nicht gerne gesehen war.“
Zu Beginn standen Restaurierungen von Kirchenfenstern im Fokus des Glasermeisters sowie die Anfertigung von echten Bleiverglasungen und Glasplatten, dazu kamen Reparaturverglasungen für Privatleute.
Als dann die Mauer fiel, setzte im Rahmen der Wiedervereinigung und danach in den neuen Bundesländern ein Bauboom ein (Beginn der 1990er-Jahre). Durch eine steigende Nachfrage wurden das Angebot und die Geschäftsfelder der Glaserei ausgebaut. Dies wiederum erforderte eine Betriebserweiterung und den Umzug zum heutigen Firmensitz in Pockau (Freistaat Sachsen), wo auch ein Neubau errichtet wurde.
Roger Braun: „Mit der Betriebserweiterung starteten wir auch die Ausbildung von Lehrlingen. Das war eine gute Entscheidung. Einer unserer ersten Auszubildenden ist heute unser Vorarbeiter im Betrieb.“
Nicht nur Glaserei, sondern auch Bauzuliefer-Betrieb
Nach und nach erweiterten Braun und sein Team das Angebot um neue Sparten, etwa um den Einsatz von Sandstrahltechnik, und auch die Glasbearbeitung wurde ein neues Standbein. Hinzu kamen Glasbau- und Montagearbeiten aller Art, die auch heute zum täglichen Geschäft gehören.
Gleichzeitig fing der Betrieb an als Zulieferer für andere Handwerker zu agieren. Seit dem Jahr 2008 werden sandgestrahlte Gläser und Glaserzeugnisse aus eigener Produktion beispielsweise an Tischlereien und Metallbauer in der Umgebung geliefert. Und als jüngste Sparte kam nun auch die ESG-Fertigung dazu. So steht seit wenigen Monaten ein neuer Mazzaroppi-
Vorspannofen in den Werkhallen in Pockau.
Der Einstieg in die ESG-Fertigung
Heute leiten Marc und Roger Braun mit ihren 10 Mitarbeitern den Glas-Betrieb (www.bleiglas-braun.de). Einen Fokus richten die Glasprofis aus Sachsen unter anderem auf den Glasbau mit Ganzglaskonstruktionen sowie das Badsegment, wo jeweils viel ESG verbaut wird.
Dazu Marc Braun: „Nachdem in letzter Zeit bei uns im Erzgebirge mehrere größere Glaswerke vom Markt verschwunden sind, wurde es für viele (kleinere) Betriebe immer schwieriger ESG aus Glas-Lohnhärtungen zu bekommen. Vor diesem Hintergrund haben wir uns dann entschlossen, selbst ESG zu fertigen und in einen Ofen zu investieren.“
Und Vater Roger ergänzt: „Das ist die größte Investition in unserer Firmengeschichte.
Auf der Suche nach der passenden Technik haben wir Glasfirmen in Dortmund und München besucht und uns dann letztendlich für den Mazzaroppi-Härteofen aus Italien entschieden. Hierbei handelt es sich nicht nur um die neueste Technik, sondern auch um eine sehr energieeffiziente Anlage mit minimiertem Stromverbrauch.“
Bei der effizienten Ofen-Anlage werden die zu härtenden Scheiben punktgenau aufgeheizt, also nur dort, wo auch wirklich das Glas liegt erfolgt die Aufheizung.
Roger Braun: „Dieses intelligente System bringt eine massive Energie-Ersparnis und zeichnet den Ofen aus. Die Anlage ist zudem dafür konzipiert, dass eine tägliche Abschaltung möglich ist, ohne als Verschleiß-Beschleuniger zu fungieren.
Mit der Investition und dem Ausbau der Kapazitäten wurde auch die Produktionsfläche erweitert. Zudem erfolgte eine Modernisierung des Maschinenparks sowie die Optimierung der Prozess-Abläufe, um eine effektive Produktion zu gewährleisten. Dies wiederum erlaube es neue und vor allem erweiterte Kunden- bzw. Produkt-Anfragen zu erfüllen. Gleichzeitig stand bei den Maßnahmen das Wohl der Mitarbeiter im Fokus: Durch die Investition und den Einsatz moderner Hebetechnik wird die körperliche Belastung der Mitarbeiter deutlich verringert und es werden Fehler- und Gefahrenquellen reduziert.
Marc Braun: „Mit diesen Erweiterungen unserer
Produktion und den Kapazitäten konnten wir auch unsere Umsätze weiter ausbauen. Wobei wir die Gewinne selbstverständlich wieder in das Wachstum unseres Unternehmens investieren.“
Roger Braun: „Das eigene Härten von Flachglas ist für uns ein wichtiger Entwicklungsschritt, der uns von Fremdfirmen unabhängig macht. Gleichzeitig treten wir nun selbst als ESG-Zulieferer in der Region auf. In unseren Augen war die Investition der richtige Schritt in die Zukunft, da gehärtetes Glas in sehr vielen Bereichen im Interieur und der Fassade benötigt wird. Die Investition hat sich gelohnt, wir sind mit unserem neuen Vorspann-Ofen sehr zufrieden.