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Glasbau 2011 in Dresden

Die DIN 18008 — das unbekannte Wesen

Nicht nur die neuesten Entwicklungen im konstruktiven Glasbau wurden in Dresden vorgestellt, es wurden dazu auch viele Detailfragen diskutiert sowie Modellrechnungen gezeigt. Insbesondere die kommende Glas-DIN 18088 und die damit einhergehenden Veränderungen für die Glasbranche wurden sehr praxisbezogen erläutert, so der Tenor der Besucher. „Glasbau 2011 und das Seminar Glasbau-Praxis 2011 waren auch für mich als Verarbeiter beides sehr gute Veranstaltungen“, meinte Ralph Icks von Contzen Glas, Düsseldorf, gegenüber der GLASWELT.

Glasermeister Clemens Kastenholz aus Frechen bei Köln bestätigte dies: „Wir setzen im Betrieb komplexe Glasprojekte und Konstruktionen um. Deshalb war es für mich sinnvoll hierher zu kommen, um zu sehen, was heute Stand der Forschung ist. Hier konnte ich mir ein Bild davon machen, welche Auswirkungen dies auf die praktischen Umsetzung hat. Es ist wichtig, dass man sich als Glasverarbeiter permanent weiterbildet, wenn man an interessanten Bauprojekten mitarbeiten will. Hierher zu kommen hat sich für mich definitiv gelohnt.“

Volle Hallen an beiden Tagen

An beiden Veranstaltungstagen war das Hörsaalzentrum der TU Dresden gut gefüllt. Über 240 Teilnehmer waren jeweils zu den Veranstaltungen gekommen, um sich über die technischen und normativen Entwicklungen zu Informieren.

Im Fokus standen neben den aktuellen Regelwerken, Entwicklungen in der Klebetechnik und Glasfügetechniken im konstruktiven Glasbau.

So erläuterte Felix Nicklisch, vom Institut für Bau­konstruktion, im Rahmen der Glasbau-Praxis Grundlagen der Klebetechnik bei der Glasverklebung. Er beleuchtete die Frage: „Warum ist das Kleben interessant für den Glasbau? Hier rücke wieder die Besonderheit des Werkstoffs Glas – die Transparenz – in den Vordergrund. Kleben wirkt sich nicht nur positiv auf den Spannungsverlauf im Glas aus, es erlaube darüber hinaus tragende Bauteile, die komplett transparent sind.

Tragwerke aus Glas im Fokus

Durch geklebte Glasverbindungen lasse sich selbst auf den Einsatz von Metallbeschlägen verzichten. So wurde in weiteren Beiträgen aufgezeigt, wie man im konstruktiven Glasbau einen ausschließlich geklebten Glasträger berechnen kann. Solche Bauteile sind nicht genormt, dafür braucht man eine Einzelfallzulassung. Wie man an solche Aufgaben herangehen kann, wurde von den Referenten sowohl von der Vorgehensweise als auch von der rechnerischen Umsetzung im Detail dargelegt.

Die DIN 18008, die künftig die TRAV, TRLV, TRPV, die DIN 18516-4, die DIN 4426 i.V. und die GS Bau ersetzt, wurde im Detail erörtert. Dazu meinte Markus Broich, Technischer Leiter des Bundesverbands Flachglas: „Viele offene Fragen wurde geklärt. So wurden umfassende, sehr praktische Bemessungsbeispiele für die Dimensionierung von 3-fach-ISO vorgestellt. Dabei konzentrierte sich einer der Schwerpunkte auf die Klimalasten, die auf die Scheiben wirken. Aufgezeigt wurde, wie man damit in der Fertigung umgehen muss, um markttaugliche ISO-Produkte zu fertigen. Dabei wurde dargestellt, wie der Scheibenaufbau mit den entsprechenden Scheibenzwischenräumen aussehen kann. Erörtert wurde weiter, dass man in der DIN 18008, Teil 4, die geforderten Pendelschlagversuche jetzt auch rechnerisch über Computerprogramme ermitteln kann. Diesem Punkt widmete sich am zweiten Veranstaltungstag auch Prof. Jens Schneider von der Uni Darmstadt.

Und Prof. Dr.-Ing. Gerald Siebert, von der Universität der Bundeswehr, München, gab als Vorsitzender des Normenausschusses zur DIN 18008 eine guten Überblick über die relevanten Änderungen. Diese beinhalten auch neue Begriffe: So wird aus der Überkopfverglasung im neuen Regelwerk eine Horizontalverglasung.

Zudem wurden in der Norm auf Wunsch des Handwerks Konstruktionsvorgaben mit eingearbeitet. Siebert: „Seien Sie vorsichtig, der Abstand von Glasrand zu Bohrung beträgt nun mindestens 80 mm.“ Auf die Frage, wann man die neue Glas DIN, Teil 1 und 2, einsetzen kann, lautete die Antwort: Realistisch betrachtet sei damit nicht vor 2012 zu rechnen. Die Teile 3, 4 und 5 sollen bis dahin als Weißdruck vorliegen. —

Matthias Rehberger

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