Der 1929 gegründete Familienbetrieb Glas Wulfmeier beschäftigt heute 65 Mitarbeiter, davon 45 in der Produktion. „Wir produzieren heute hauptsächlich für den B-2-B-Bereich, also für Systemhäuser aus der Region, die Faltanlagen und Wintergärten bauen, Automatiktüren, Fenster, Fassadensysteme herstellen oder im Innenausbau tätig sind“, erläutert Geschäftsführer Frank Wulfmeier.
Das war nicht immer so. Verändert habe sich der Fokus, als das Unternehmen in 2008 mit der ESG-Produktion begann. „Bis dahin hatten wir einen wesentlich höheren Anteil an Handwerkern als Kunden,“ so der Geschäftsführer. Aus der Historie heraus bedient man nach wie vor das Endkundengeschäft, auch wenn das im Gesamtumsatz nur 5 Prozent bringe.
Die Zusammenarbeit mit den Systemgebern habe zudem die Kundenansprache bei Wulfmeier verändert: Waren es früher die Wulfmeier-Glastage mit Fachvorträgen, sind heute eher interne Schulungen für neue Produkte und die Besichtigung der Produktion gefragt. „Dabei geht es viel um das gegenseitige Verständnis von Produktion auf der einen und Anforderungen und Wünsche auf Seiten der Partner. Wir sind sehr stolz auf unsere langjährigen Kundenbeziehungen, die wir so fördern und erhalten. Das machen wir auch umgekehrt, indem wir zu unseren B-to-B Kunden gehen: Wir waren z.B. mit 30 Leuten zur Produktionsbesichtigung bei Solarlux in Melle und haben dort gesehen, wie unsere Gläser weiterverarbeitet werden,“ so Wulfmeier.
Mit der Produktionserweiterung durch ESG, VSG, Alarmglas etc. und dem entsprechenden Ausbau der Kapazitäten und dem Glashandel ist Wulfmeier heute einer der größten und vielseitigsten Anbieter in Ostwestfalen.
„Mit unserer Vielfalt und dem großen Lagersortiment können wir uns am Markt gut behaupten. Wir haben ständig viele verschiedene Spezialgläser unseres Hauptlieferanten Saint-Gobain auf Lager und können so kurzfristig und flexibel reagieren. Bei uns sind vielleicht die Mengen geringer, aber die Produktvielfalt ist hoch. Das entspricht bei Spezialgläsern ja durchaus den Anforderungen der Bauprojekte: Es sind ja nicht alle Scheiben mit einem höheren Einbruchsschutz versehen oder mit einem höheren Sonnenschutz, das ist ja in der Regel immer nur ein Teilbereich. Diese Gläser liefern wir dann häufig auch an Kollegen, die Bauprojekte betreuen, aber solche Gläser nicht selber herstellen und auf Lager halten,“ so der Geschäftsführer.
„Die Glasindustrie braucht einen neuen Paukenschlag!“
Nach den Innovationssprüngen der vergangenen Jahrzehnte in der Glasproduktion erwarten die Kunden ständig etwas Neues. Nicht nur deswegen vermisst Frank Wulfmeier einen Technologiesprung in der Glasindustrie: „Aus meiner Sicht brauchen wir Weiterentwicklungen bei den schaltbaren Gläser im Sonnenschutzbereich. Die Produkte sind nicht ausgereift genug, als dass sie dem breiten Markt zur Verfügung stehen könnten. Die Herstellung ist zu kompliziert und aufwendig. Die Preise, die dafür aufgerufen werden, gibt der Markt nicht her; die Größen sind eingeschränkt, die Lieferzeiten sind lang; das sind alles Faktoren, die in der vielschichtigen Vertriebskette Probleme bereiten. Der Paukenschlag, der uns hier fehlt, ist eine Innovation im Herstellungsprozess und ein kurzer Weg zum Kunden für dieses Produkt.“
Hier wünscht sich der Geschäftsführer eine Industrie, die den Mut hat, solche Produkte schneller und kostengünstiger zu produzieren und auf den Markt zu bringen. Eine noch fehlende Entwicklung sind transparente Gläser, die Energie produzieren, so Wulfmeier.
Automatisierung kompensiert fehlende Mitarbeiter
Aufgrund der schwierigen Lage, Nachwuchs und auch neue Mitarbeiter zu finden, setzt Glas Wulfmeier in der Produktion stark auf Automatisierung, um Kapazitätserhöhungen und Qualitätsverbesserungen zu erreichen.
Glas Wulfmeier …
… ist ClimaPlusSecurit Partner und fertigt und veredelt Produkte von Saint-Gobain, u.a. Isoliergläser mit Wärmeschutz, Securit-ESG und Stadip-Protect und bietet im Handel viele Sondergläser an.