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Glas Müller in Bozen

Südtiroler Frauenpower

Besucht man Christine Müller, wird man sogleich von ihrer Dynamik und ihrer freundlichen Präsenz eingenommen. Man müsse Freude an der Arbeit haben, so ihr Credo. Und diese Freude und die Begeisterung für ihre Firma, die auf 101 Jahre Glasverarbeitung zurückblickt, strahlt sie auch aus. Im Gespräch merkt man sofort, hier steht eine Unternehmerin, die ihr Metier versteht, eine klare Linie verfolgt und genau weiß, was sie tut.

„Ich bin traditionellen Werten verpflichtet, das habe ich von meinem Vater gelernt“, so Müller. „Dazu gehört auch, dass wir immer halten, was wir versprechen. Im Zweifelsfall sagen wir lieber einmal Nein zu einem Auftrag, als unsere Kunden zu enttäuschen. Das schafft Vertrauen.“

Bei der Firmenleitung stehen ihr Geschäftsführerin Francesca Righetti und Vertriebsleiter Andreas Canal zur Seite, der seit 25 Jahren zur Firma gehört. Ursprünglich hatte die promovierte Juristin nicht vor, in die Firma einzusteigen. Nach dem Tod ihrer Brüder fand sie aber den Weg ins Unternehmen, das sie innerhalb der letzten zehn Jahre grundlegend erneuert und modernisiert hat.

Ohne Partner geht es nicht

Der RAL-zertifizierte Betrieb konzentriert sich heute schwerpunktmäßig auf die Isolierglasfertigung. Diese macht etwa 90 Prozent der Produktion aus, die restlichen 10 Prozent entfallen auf Handelsaktivitäten.

Werden vom Kunden noch weitere Glasprodukte verlangt, arbeite man eng mit anderen Glasverarbeitern zusammen. Auch das liegt in der Tradition des Vaters: Eugen Müller war es, der vor fast 50 Jahren eine Interessensgruppe gründete, aus der dann im Jahr 1969 die Sanco Partnerbetriebe hervorgegangen sind. Auch heute ist das Unternehmen Mitglied im Sanco-Verbund, wo es sich aktiv in die Gruppe mit einbringt.

Was beeindruckt, ist der Weitblick, mit dem Christine Müller an ihre Arbeit herangeht. Sie sagt, sie müsse alle Anforderungen der gesamten Prozesskette kennen, d. h. auch alles, was der ISO-Fertigung vor- und nachgelagert ist. Nur so könne man optimale Produkte liefern und Dienstleistungen anbieten. Ihre Überlegung: Fensterbauer und Isolierglashersteller müssen gemeinsam auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Deshalb fing sie bereits vor Jahren an, Kunden aus dem Fensterbau in Sachen Isolierglas und Vertrieb zu schulen.

Das hat sich gelohnt: „Heute fordern die Fensterbauer regelmäßig Informationen und Schulungsunterstützung von uns an“, so die Geschäftsfrau. Ihre Mitarbeiter werden heute häufig eingeladen, um Fensterbauer zu beraten und ihnen Verkaufsargumente in Sachen Isolierglas an die Hand zu geben. Müller: „Neben den Produkten beraten wir unsere Kunden sowie Architekten in allen technischen Fragen und bedienen uns hierbei auch unseres Expertennetzwerks.“

Selbst im italienischen Glasverband Assovetro ist Dr. Christine Müller aktiv. Dort leitet sie als Präsidentin das Segment Bauglas. Hierbei ist es ihr Ziel, die Normenarbeit voranzubringen. In diesem Zusammenhang arbeitet sie mit dem Bundesverband Flachglas zusammen, dessen visuelle Qualitätsrichtlinien sie ins Italienische hat übersetzen lassen. Diese sollen, so ihr Ziel, auch an die italienischen Marktgegebenheiten angepasst und angewandt werden.

Ebenso sucht sie als Verbandsvertreterin den Kontakt zu den Italienischen Fensterverbänden. Hierbei lautet ihre Direktive: „Wenn Europa zusammenwächst, müssen auch wir eng zusammenarbeiten. Und hier sehe ich in unserer Branche noch Nachholbedarf.“

Gesundes Wachstum als Ziel

„Mein Ziel ist es, konstant zu wachsen und entsprechend zu investieren, in Mitarbeiter, Maschinentechnik und neue Softwaremodule, erläutert die Unternehmerin. „So sind wir den letzten zehn Jahren kontinuierlich und vor allem gesund gewachsen.“

Dazu komme, dass man in Bozen räumlich sehr begrenzt sei und deshalb den Platz optimal nutzen und am Standort alles optimieren müsse. Und das Ergebnis beeindruckt: Betritt man die Produktion, erwartet einen ein Heer von Fächerwagen und drei Schneidlinien, eine für Float und zwei für VSG, da in Italien aufgrund der Uni-Norm 7697 bei ISO-Scheiben sehr viel VSG verlangt wird. Jede Linie ist mit einem Hegla-Remaster ausgestattet, das ist weltweit einmalig. Was besonders auffällt, ist die Sauberkeit in der gesamten Werkstatt. Dazu Christine Müller: „Von neuen Maschinen lassen sich Mitarbeiter schnell überzeugen, aber es hat mich viel Mühe gekostet, sie auch von der Sauberkeit in der Werkstatt zu überzeugen.“ Diese sei aber ein maßgeblicher Bestandteil, wenn man einen optimalen Produktionsfluss, hohe Qualität und eine schnelle Durchlaufzeit realisieren wolle.

Neben der Technik investiert Glas Müller auch konstant in Personal, die jüngsten Zugänge sind zwei Mechatroniker. Müller: „Wir müssen mit der Zeit gehen. Heute brauchen wir junge Mitarbeiter, die in der Lage sind, die sich wandelnden technischen Anforderungen umzusetzen.“

Optimierte Anlagentechnik

In der ISO-Produktion wird bei Glas Müller die komplette Beschichtungspalette verarbeitet, wobei man heute im Zuschnitt komplett auf die Anlagentechnik von Hegla setzt. Der Maschinenhersteller zeigt bei Glas Müller, welches Potenzial Hightech-Anlagen erschließen. Mit einer Schneidlinie für Floatglas und zwei Schneidlinien für VSG-Glas wird dort optimal zugeschnitten.

Dazu Christine Müller: „Seit wir 2002 den ersten Schneidtisch von Hegla angeschafft haben, sind wir sehr zufrieden mit der Anlagentechnik des Herstellers. Deshalb haben wir in den letzten Jahren unsere gesamte Schneidtechnik umgestellt.“

Die Scheiben werden aus zwei automatischen Kompaktlagern mittels Portalbeschickung entnommen und den drei Schneidlinien zugeführt. Bei der Floatlinie ist eine schnelle Optimax Plus mit X-Brechanlage für den automatischen Zuschnitt von unbeschichtetem und beschichtetem Glas im Einsatz. Diese Schneidanlage arbeitet der Glasart angepasst – mit optimaler Geschwindigkeit und optimalem Schneiddruck. Die zwei VSG-Schneidlinien bestehen aus einer automatischen ProLam Kombi 46, für eine Schnittlänge von 4600 mm (auch bis 6000 mm möglich) und einer automatischen AdvaLam Schneidanlage. Die ProLam lässt sich durch ihre einfache Bedienung und hohe Schnelligkeit flexibel einsetzen: VSG-Scheiben mit einer maximalen Traverenlänge bis 4600 mm lassen sich dabei versatzfrei schneiden. Selbst ganze Bandmaße (Floatglas) lassen sich auf dem verlängerten Brechtischmodul brechen, auch traveren­orientiert. Anfallende Restplatten werden in den dynamischen Restplattenspeichern vom Typ ReMaster zwischengelagert.

Mit der VSG-Schneidanlage AdvaLam lässt sich die gesamte Prozesskette von Beschicken, Positionieren und Trennen vollautomatisch bearbeiten, für VSG-Bandmaße bis zu einer Traverenlänge von 4600 mm. Vor dem Zuschnitt entfernt die neue Hegla-Folienabschälvorrichtung automatisch die überstehende VSG-Folie.

Zusätzlich wurden oberhalb der Schneidanlagen drei platzsparende Restplattenspeichersysteme für die dynamische Zwischenlagerung von Restplatten installiert; dies garantiere eine optimale Materialausnutzung. Eine definierte Schnittstelle ermöglicht den Datenaustausch mittels Optimierungsprogramm, sodass die entstehenden Resttafeln sofort wieder mit verplant werden. Transportfluss und Bearbeitungsprozess von nachfolgenden Glastafeln werden so nicht gestört.

Eine integrierte Lagerverwaltung sorgt für Transparenz über den kompletten Lagerbestand und den effektiven Zugriff auf alle Lagerplätze.

Bei Glas Müller sind die Schneidlinien mit einem modernen Diagnose- und Fernwartungssystem von Hegla ausgestattet. Dies war Christine ­Müller wichtig, um eine kontinuierliche Fertigung zu gewährleisten. Dieser Servicedienst bietet nicht nur kurze Reaktionszeiten für eine zügige Fehler­diagnose, sondern auch die Möglichkeit, Software-Updates einzuspielen und sogar Online-Schulungen für die Bediener durchzuführen. —

Matthias Rehberger

https://glasmueller.it/

Anlagentechnik von Hegla

Bei den drei Linien von Glas Müller kommen folgende Schneidanlagen zum Einsatz:

Optimax Plus mit X-Brechanlage (Float)

ProLam Kombi 46 (VSG)

AdvaLam (VSG)

Alle Schneidlinien sind mit ReMaster-Rest-plattenspeicher ausgestattet und werden durch zwei automatische Kompaktlager mit Portalbeschickung ergänzt. https://www.hegla.com/

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