Viele Unternehmen produzieren heute Isolierglas. Manche mehr, manche weniger erfolgreich. Glas Herzog zählt zu den erfolgreichen ISO-Herstellern. Der Schlüssel dazu liegt u.a. in der hochgradigen Automatisation bei der Herstellung. Heute verarbeiten bei dem ClimaPlusSecurit-Partner 65 Mitarbeiter Tag für Tag rund 20 t Glas, zu über 800 ISO-Scheiben. Herzog: „Unser Programm umfasst die gesamte Palette der Isolier- und Funktionsgläser von Saint-Gobain Glass. Rund 70 Prozent unserer Produkte sind Isoliergläser (davon 30 Prozent 3-fach-ISO); die restlichen 30 Prozent sind Sonderprodukte wie ISOscreen, eine Jalousie im Isolierglas, Glasslight, ein Isolierglas mit LED-Technik, und anderes.“
Stolz ist man besonders auf die Glasheizung Glastherm aus eigener Produktion. Hier wird das Glas mittels Strom über eine leitfähige LowE-Schicht zur Heizung. Diese lässt sich im Bad ebenso wie für Fenster einsetzen, die so nicht beschlagen. Und Ruth Herzog ergänzt: „Wir haben auch eine eigene Glasschleiferei, wo Spiegel, Tischplatten und Glasmöbel aller Art gefertigt werden und einen kleinen Ausstellungsraum.“
Automatisierung als Erfolgsrezept
Andreas Herzog erläutert, wie man in den letzten Jahren immer mehr den Automatisationsgrad erweiterte: „Bereits vor Jahren hatte ich die Idee und den Wunsch, den Arbeitsfluss ohne Unterbrechung – etwa durch Umladen der Scheiben – zu organisieren. Ich wollte die so genannte Online-Fertigung umsetzten. Ziel war es, jedes einzelne Isolierglas konstant und reproduzierbar in höchster Qualität fertigen zu können. Bereits seit 1994 – damals noch ohne Sort Jet – haben wir begonnen unsere Produktionsabläufe so zu organisieren, dass die einzelnen Scheiben so wenig wie möglich durch die Mitarbeiter in die Hand genommen werden mussten. Hierbei wurde das beschichtete Glas online transportiert und alle restlichen Gläser dazugestellt
Aber das war den Isolierglasprofis nicht genug: Vor gut vier Jahren setzten sich Andreas Herzog und seine Söhne mit Hegla zusammen. Gemeinsam erörterte man, wie sich die Produktion weiter optimieren lasse und wollte den Schritt in die komplette Online-Produktion wagen. Zwei Gründe waren ausschlaggebend für die Entscheidung: „Wir suchten aus Platzgründen eine kompakte, platzsparende Lösung. Und wir wollten endlich die durchgehende Fertigung umsetzen, ohne dass wir noch Scheiben auf Fächerwagen zwischenstapeln mussten.“
Andreas Herzog: „Gemeinsam mit Hegla und den Software-Profis von Albat+Wirsam wurde dann ein System entwickelt, durch das wir unsere heutige Online-Produktion umsetzen können. Unsere Anfrage stellte die beiden Unternehmen vor einige Herausforderungen, die diese jedoch, wie ich meine, mit Bravour umgesetzt haben.“
Bei Glas Herzog wurde so vor gut drei Jahren die allererste Online-Anbindung mittels SortJet umgesetzt. Heute läuft der Produktionsfluss durchgängig vom Zuschnitt der einzelnen Gläser bis hin zum Zusammensetzen der ISO-Einheit ohne händischen Eingriff.
Dazu Manfred Vollbracht, Geschäftsleiter von Hegla: „In den letzten Jahren hat sich mit Glas Herzog eine sehr gute Partnerschaft entwickelt, von der beide Seiten profitieren. Der SortJet war der Schlüssel und Beginn der Zusammenarbeit. Wir haben den bereits erprobten Offline SortJet modifiziert und in die bestehende Anlagenperipherie von Herzog integriert. Damit war die Idee zur Direktanbindung realisiert. Zusammen mit der Fertigungssteuerung von Albart+Wirsam haben wir dann alles zum Laufen gebracht.“
Heute wird die ISO-Fertigung durch zwei Schneidtische, einer für Floatglas und einer für VSG, bedient. Durch das Sortier- und Verdichtersystem SortJet (Hegla) und die dynamische Sortierung mittels DynOpt-Software (A+W) lassen sich jedoch nicht nur die Isolierglasprodukte effizient fertigen. Mit dem dynamischen Restplattenspeicher ReMaster wird zusätzlich der Verschnitt drastisch reduziert. Dazu Thomas Herzog: „Bei Gläsern der Stärke 4, 5 und 6 mm fallen praktisch keine Restplatten mehr an. Und das System bewährt sich bei uns seit gut drei Jahren.“
Das platzsparende Restplattenspeichersystem wurde oberhalb der Kombischneidanlage ProLam installiert. Auf dieser kann nicht nur VSG versatzfrei geschnitten werden, der große Vorteil ist die Kombination mit einem vollwertigen Floatglas-Zuschnitt. Zudem wurde dem hohen Automatisierungsgrad mit dem Einsatz der neuen automatischen Folienabschälvorrichtung (Hegla) für VSG weiter Rechnung getragen. Die überstehende VSG-Folie wird vor dem Zuschnitt automatisch entfernt. Das spart Zeit, erhöht die Maßgenauigkeit und reduziert mögliche Transportprobleme auf den Förderstrecken der ISO-Linie.
Der Maschinenpark erlaube es, einen konstanten Produktionsfluss umzusetzen. Wobei man, bildlich gesprochen, quasi ein Endlosband an Isolierglas fertige. Das spare dem Betrieb nicht nur bei der Materialausbeute eine Menge Geld, sondern reduziere auch deutlich den Logistikaufwand.
Andreas Herzog jun.: „Wir haben jetzt drei Jahre Erfahrung mit der Online-Produktion. In dieser Zeit hatte wir keine relevanten Störungen oder Probleme. Die Angst, die Maschinen könnten ausfallen und stehen bleiben und damit die gesamte Produktion stoppen sind unbegründet.“
Wohin geht die Marktentwicklung?
Auf die Frage, wie er den Isolierglasmarkt in Deutschland einschätze, meint Andreas Herzog sen.: „Wir sehen einen starken Anstieg beim 3-fach-ISO. Aber auch 2-fach-ISO mit warmer Kante wird noch deutlich zulegen.
Zunehmend werden auch Isoliergläser nachgefragt, die mehrere Funktionen wie Sonnen- und Wärmeschutz sowie Schall- und Einbruchschutz in sich vereinen. Der Anteil an solchen Funktionsgläsern wird steigen. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass die Funktionsvielfalt, die ein Glas in sich vereint, weiter anwachsen wird.“
Was die eigene Unternehmensstrategie angehe, so stehe der Ausbau der Automatisierung weiter im Fokus, bei Optimierungen- bzw. Erweiterungen in der Produktion. Geplant ist eine eigene ISO-Linie für Sondergläser.—
Matthias Rehberger
Kontakt: https://www.glas-herzog.de/
Vorteile der Online-Produktion
Nur ein Mitarbeiter für den Zuschnitt der Hauptglasarten sowie das Zustellen der Sondergläser (VSG/ESG/Ornamente/…)
Da keine Gläser mehr von der Linie genommen werden, vermindertes Verletzungsrisiko
Kein interner Transport von geschnittenen Gläsern im Betrieb verringert Beschädigungen
Bruch- und Ersatzscheiben werden automatisch nachgeschnitten und dem Auftrag zugeordnet
Gleichmäßige Auslastung der ISO-Linie, da das Glas kontinuierlich zur Waschmaschine transportiert wird und damit Verringerung von Leerlaufzeiten.