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Edgetech: Flexible Abstandhalter von der Rolle

Hohe Effizienz bei der Isolierglas-Produktion

In Deutschland werden nach aktuellen Angaben der Branchenverbände rund drei Viertel der Fenstereinheiten in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als 3-fach-Glas ausgeführt. In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich der Anteil für thermisch optimierte Abstandhalter. Diese verhindern die Bildung von Wärmebrücken am Glasrand über die wertvolle Energie verloren geht. Wer sich für eine Warme Kante mit Passivhaus-Zertifikat entscheidet – sei es als Verarbeiter, Architekt oder Bauherr – entscheidet sich für ein ausgereiftes, zukunftsfähiges Produkt.

Hebel 1: Der Aufbau des Randverbunds

Der Satz „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, gilt auch für den Randverbund. Der Abstandhalter und seine Trockenmittelkapazität sind in Verbindung mit Primär- und Sekundärdichtstoff ein wesentliches Element für Wasserdampf- und Gasdichte und energetische Performance der Isolierglas-Einheit über das gesamte Produktleben, das nach verbreiterter Meinung auf mindestens 25 Jahre ausgelegt ist.

Flexible Super Spacer Abstandhalter

Foto: Edgetech

Flexible Super Spacer Abstandhalter

Die unterschiedlichen Abstandhalter-Technologien am Markt lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen, die deutliche Unterschiede bei der Isolierglas-Fertigung mit sich bringen: starre Hohlprofile, die mit Trockenmittel befüllt und zu Abstandhalterrahmen zusammengesetzt werden sowie flexible Systeme, die bereits ein Trockenmittel enthalten. Flexible thermoplastische Abstandhalter aus Polyisobutylen werden im heißen Zustand aus einem Fass auf die Glasscheibe aufextrudiert, Abstandhalter aus Silikon-Strukturschaum kommen vorgefertigt von der Rolle und werden ebenfalls automatisch entlang der Glaskante appliziert. Bei flexiblen Abstandhaltern entfallen also mindestens die Produktionsschritte Profile Sägen, Biegen und Zusammenstecken sowie Trockenmittelbefüllung und das separate Butylieren außerhalb der Isolierglas-Linie.

Abstandhalter müssen gegen Wind- und Klimalasten, UV-Strahlung, Temperatur sowie mechanische Beanspruchung beständig sein und mit den jeweiligen Dichtstoffen wie PU, Hot-Melt-Butyl oder Silikon eine dauerhafte Verbindung eingehen. Es darf weder Gas aus dem Inneren entweichen noch Feuchte durch den Randverbund eindringen und last but not least übernimmt der Randverbund auch Verantwortung für die strukturelle Integrität von Glaskonstruktionen in der Fassade.

Der elastische Silikon-Strukturschaum des Super Spacer macht den Randverbund flexibel, federt quasi den Druck ab und die Bruchgefahr für das Glas wird deutlich reduziert. Weniger Belastung im Randverbund bedeutet bessere Dichtigkeit und Langlebigkeit der Glaseinheiten. Der ganze oder teilweise Ausgleich der auf den Randverbund einwirkenden Lasten ist ein Vorteil, den alle flexiblen Abstandhalter im Vergleich zu rigiden Abstandhaltern für sich beanspruchen können.

Die Materialeigenschaften weist der Hersteller mit entsprechenden Prüfungen nach. So haben wir bei Edgetech/Quanex beispielsweise die Scherbelastungsfähigkeit getestet.

Eine rund 6 × 3 m große Isolierglas-Einheit wurde nur über die Primär- und dem hochfesten Acrylkleber, mit dem Super Spacer bereits werkseitig ausgestattet wird, verklebt. Die Einheit wurde mit Vakuumsaugern angehoben und der Abstandhalter gab während der 30 Minuten keinen Millimeter nach. Der Versuch zeigt: Diese zusätzliche Haftebene entlastet die primäre PIB-Dichtung, die somit ausschließlich als Wasserdampf- und Gasbarriere zur Sekundärdichtung fungiert.

Im sogenannten Dade-County Hurricane-Test hielten die Einheiten Windgeschwindigkeiten von 350 km/h bei positivem Winddruck und von fast 400 km/h bei Sogwirkung stand.

Die Super Spacer lassen sich auch bei Modellscheiben einsetzen sowie automatisiert bei XXL-Isoliergläsern.

Foto: Edgetech

Die Super Spacer lassen sich auch bei Modellscheiben einsetzen sowie automatisiert bei XXL-Isoliergläsern.

Hebel 2: Variabilität und Flexibilität

Eine Mischung aus Serienfertigung und Individualfertigung sowie aus Automatisierung und manuellen Tätigkeiten, etwa für das Handling und die Montage von Scheiben und Abstandhaltern, kennzeichnet die Situation in vielen europäischen Isolierglas-Betrieben. Der Trend zu großflächigen Panoramascheiben sowie zu freigeformten und gebogenen Gläsern erhöht zusätzlich die Komplexität in der branchentypischen Varianten­fertigung.

Dies bedeutete traditionell, dass ein großer Vorrat an verschiedenen Abstandhaltersystemen vorgehalten werden musste: vom preisgünstigen Edelstahlprofil über rigide Hohlprofile aus Kunststoff bis hin zu flexiblen Abstandhaltern, die ihre Vorteile vor allem bei der automatisierten Fertigung ausspielen.

So verfolgt Edgetech/Quanex die Philosophie „einer für alles“. Super Spacer eignen sich für die automatische Verarbeitung von Isolierglas (mit und ohne Sprossen), Isolierglas-Einheiten für Structural Glazing-Fassaden sowie für warm und kalt gebogenen Isoliergläser, ebenso für die manuelle Applikation bei Sonderanfertigungen.

Zudem verträgt sich der Strukturschaum mit allen gängigen Dichtstoffen wie Hot Melt Butyl, PU, Silikon und Polysulfid. Und wichtig: Isolierglas-Einheiten mit Super Spacer Abstandhalter können direkt nach der Verarbeitung gehandhabt, verpackt und im Außenbereich gelagert werden.

Der Mehrpreis für Super Spacer Abstandhalter liegt pro laufendem Meter im niedrigen Centbereich. Ich empfehle daher bei jeder Investitionsentscheidung das erhebliche Einsparpotenzial an anderer Stelle mit einzubeziehen.

Auch Unterschiede im Energieverbrauch, den die verschiedenen Abstandhalter-Technologien mit sich bringen, werden in Zeiten steigender Energiepreise immer wichtiger.

Hebel 3: Automatisierung, Economies of Scale

Durch größeren Output senken sich die Stückkosten. Automatisierung zur Effizienzsteigerung lohnt sich nach dieser Maxime erst ab größeren Produktionsmengen. Die Digitalisierung ermöglicht für die Isolierglas-Fertigung heute jedoch auch das Gegenteil: Wir nutzen Verbundeffekte, die sogenannten „Economies of Scope“.

Die Kosten werden gesenkt, indem wir die Produktionslandschaft, die Prozesse und die Infrastruktur so optimieren, dass wir sie für die Fertigung verwandter Produkte bis hinunter zu Losgröße 1 nutzen können.

Schneller, effizienter und kundenspezifischer zu produzieren, wird auch für KMU ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Im besten Fall ist es der ISO-Linie egal, ob auf eine Rechteckscheibe eine trapezförmige folgt oder ein 3-fach- auf ein 2-fach-Isolierglas: Das ERP-System stellt alle notwendigen Informationen bereit und kümmert sich um die digitale Organisation von Auftragsabwicklung, Arbeitsvorbereitung, Materialbereitstellung, Handling und Logistik. Diese in der Theorie quasi unbegrenzte Angebotsvielfalt zwingt uns dazu, die Komplexität weitestgehend zu reduzieren.

Auf die Spacer heruntergebrochen, bringen auch hier flexible Abstandhalter das größte Potenzial. Weniger Maschinen und der Wegfall von platzraubenden Magazinen für unterschiedliche Profile und der Wegfall von Arbeitsschritten reduzieren den Maschinenpark, den Flächenbedarf sowie Lager- und Personalbedarf gegenüber der Verarbeitung rigider Spacer.

Die Applikation flexibler Spacer erfolgt direkt in der Isolierglas-Linie. Super Spacer können über einen Doppelkopf-Applikator in verschiedenen Breiten unterbrechungsfrei und vor allem millimetergenau aufgebracht werden. Da sie werkseitig bereits mit Trocknungsmittel, Barrierefolie und Acrylkleber ausgestattet sind, unterstützen sie automatisierte Prozesse und stellen eine hohe Fertigungsgenauigkeit sicher, gerade auch bei 3-fach-Isoliergläsern und Großformaten.

Der Autor

Christoph Rubel
ist als European Technical Manager der Edgetech Europe GmbH am Europa-Standort in Heinsberg aktiv.

Foto: Edgetech

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