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Druckverfahren für Glas

Jetzt wird‘s bunt

Die Anforderungen, die an Farben für die Applikation auf Glas oder auf eine VSG-Folie gestellt werden, sind hoch in Bezug auf Qualität, Dauerhaftigkeit und Farbechtheit und müssen durch entsprechende Prüfungen in Langzeittests nachgewiesen werden.

Keramische Farben

Mit keramischen Farbsystemen (Emails) lassen sich Mehrfarbdrucke, Rutschhemmung, Ätzimitationen (auch farbig), elektrische Leitfähigkeit, Nachleuchteffekte (lesen Sie hierzu auch Seite 36) u.v.m. realisieren. Dabei weisen diese Drucke neben ihrer langen, fast unbegrenzten Lebensdauer eine hohe Kratzfestigkeit und gute Chemikalien- und Feuchtebeständigkeit auf. Bei den keramischen Farben stehen heute fast alle RAL-Farbtöne und Zwischentöne (NCS oder Pantone) zur Auswahl sowie eine Reihe an Sonderfarben.

Keramische Farben können, um spezielle Farbtöne zu erreichen, blei- und cadmiumhaltig sein. Für die normale Farbpalette setzt man heute aber vorwiegend blei-, cadmium- und lithiumfreie Farben ein. Bei keramischen Farben wird das Trägerglas grundsätzlich vorgespannt (ESG oder TVG), und ist somit hoch belastbar und temperaturwechselbeständig.

Organische Farben

Auch organische Farben können auf das Glas oder auf eine VSG-Folie ­appliziert werden. Organische Farben haben eine geringere Kratzfestigkeit sowie eine geringere Chemikalien- und Feuchtebeständigkeit und sind oft weniger UV- und lichtbeständig als keramische Farben. Deshalb werden sie überwiegend für Glasbedruckungen im Interieur eingesetzt.

Eine Ausnahme bildet die Herstellung von bedrucktem VSG mit der ­SentryglasExpressions-Technologie, wie sie in Europa heute wohl nur von der Flachglas Wernberg GmbH eingesetzt wird. Damit lassen sich mit organischen Farben bedruckte Gläser auch im Außenbereich einsetzen.

Auftragsverfahren

Bei den Auftragsverfahren findet man heute als Techniken Sieb- und Digitaldruck; das Rollercoating-Verfahren, Airbrushtechnik, Folientransfer, Elektro-stat- und Pulverbeschichtung. Diese Drucktechniken können sich ergänzen, wobei keine dieser Techniken alle Einsatzbereiche abdecken kann. Die meisten Verfahren sind für eine Serienfertigung ausgelegt, da pro Farbe und ­Design in der Regel hohe Fixkosten anfallen.

Anders ist dies beim Digitaldruckverfahren, das in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird, da der Verarbeiter mit dieser Technik sehr schnell und sehr flexibel auf Kundenanfragen reagieren kann und darüber hinaus keine hohen Fixkosten bei verschiedenen Designs und Farben bzw. bei Einzelstückanfertigungen anfallen.

Siebdrucktechnik

Die Siebdrucktechnik ist ein Verfahren, das sich eher für die Serienfertigung eignet, da pro Design ein Sieb hergestellt werden muss und pro Farbe ein Rüstvorgang notwendig ist. Bei einer großen, mehrfarbigen Glasfassade können dabei Sieb- und Rüstkosten von 100000 Euro und mehr anfallen.

Im Siebdruck werden in der Regel Keramikfarben, in Sonderfällen auch organische Farben, auf das Glas gedruckt. Dabei sind Keramikfarben erhältlich, die über die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-70.1- 75 verfügen und somit für verklebte Fassadensysteme (Structural Glazing) geeignet sind.

Rollercoating-Verfahren

Das Rollercoating-Verfahren eignet sich gut für die vollflächige Bedruckung von Scheiben, bei denen eine hohe Deckkraft (ca. 100 µm Nassschichtdicke) der Farben gewünscht wird, in den meisten Fällen für den Einsatz als Fassadenglas. Auch für das Rollercoating-Verfahren gibt es Farben, die über die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-70.1- 75 verfügen und die für verklebte Fassadensysteme (Structural Glazing) geeignet sind.

Digitaldruckverfahren auf Glas

Bei dieser digitalen Drucktechnik werden Keramikfarben mit einem speziellen Drucker (DesignJet) direkt auf das Glas appliziert. Dieses Verfahren ist im Augenblick das einzige am Markt, bei dem Keramikfarben digital direkt auf Glas mittels Piezo-Technik DOD Inkjet aufgebracht werden können.

Vorteile sind die geringen Fixkosten (keine Siebkosten, nur geringe Rüstkosten) – das Design wird direkt vom PC auf das Glas übertragen. Bis zu vier Farben können mit 16 bis 24 Druckköpfen gleichzeitig in einem Druckvorgang auf das Glas gedruckt werden.

Es stehen bestimmte Farben, schwarz, weiß, Ätzimitation und verschiedene Spotfarben (z.B. gelb, orange, grün, blau, türkis und lachsrot) zur Verfügung. Mit dieser Farbpalette kann eine Vielzahl von Zwischentönen (auch RAL-­Töne) hergestellt werden. Die eingesetzten Farben sind blei-, cadmium- und lithiumfrei. Auch farbige, fotorealistische Drucke in verschiedenen Rastertechniken sind machbar, wobei die Machbarkeiten hier von den Designs und den Farben abhängig sind. Bei schwarzer und weißer Bedruckung gibt es keine Einschränkungen. Schwarz-Weiß-Bilder in Rastertechnik aber auch vollflächige Drucke für Rahmenbedruckungen in schwarz mit hoher Deckkraft (TL < 0,1%) lassen sich umsetzten.

Ein weiterer Vorteil dieser Technik ist die Passgenauigkeit. Doppeldrucke (double vision), schwarzer Punkt auf weißem Punkt oder umgekehrt, sind ohne Versatz möglich.

Die Druckauflösung im DesignJet-Verfahren liegt heute bei 360 dpi ­(maximal sind 760 dpi möglich). Als Dateiformate lassen sich pdf-, eps-, tif-, jpg-, ai- oder cdr-Formate umsetzen.

Digitaldruckverfahren auf Folie

Im Digitaldruck lassen sich auch Polyvinylbutyral-Folien (PVB) zur Herstellung von VSG nach DIN EN 14449 mit organischen Farben bedrucken. So wurden beispielsweise die SGX-Folien von DuPont speziell für den VSG-­Foliendruck konzipiert. Die eigens von DuPont entwickelten Farben und die Oberfläche der PVB-Folie sind genau aufeinander eingestellt. Dadurch sind langzeitbeständige Drucke, auch für den Außenbereich, mit höchster Auflösung, d.h. bis 1400 dpi möglich (Dateiformate: eps, tif, jpg etc.) .

Mittels Foliendruck lässt sich gestaltetes VSG nach DIN EN 14449 aus Float, ESG oder TVG (der verschiedensten Anforderungen nach TRAV und TRLV) produzieren. Die Foliendrucke sind als fotorealistische Bilder/Grafiken sowie in allen Farbvariationen umsetzbar. Darüber hinaus lassen sich die Folien vollflächig in jedem beliebigen Farbton herstellen, auch weiße Farbe kann gedruckt werden. Der Druck wird in CMYK oder RGB ausgeführt.

Neben einer klaren bedruckten Folie besteht die Möglichkeit, verschiedene Farbfolien mit dieser Technik zu kombinieren – z.B. Mattfolien (soft-weiß, weiß-transluzent oder coconut-weiß) oder auch andere Farbfolien.

Ausblick

Bei der ständigen Weiterentwicklung der Drucktechniken sowie der Farben und Druckanlagen wird besonders der Digitaldruck auf Glas in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Er wird den Siebdruck zwar nicht ersetzen können, aber bei gewissen Anforderungen (Einzelstücke, Mehrfarbigkeit, individuelle Lösungen) den Siebdruck in bestimmten Bereichen ablösen. Designern, Künstlern und Architekten stehen heute mehr denn je vielfältige Möglichkeiten der Glasgestaltung im Fassadenbereich und für die Inneraumgestaltung mit Glas offen.—

ISAAG in München

Am 27. und 28. Oktober findet zum dritten Mal die Tagung ISAAG in München an der Universität der Bundeswehr statt. Wie der hier in Auszügen vorveröffentlichte Beitrag der Flachglas Wernberg GmbH zeigt, ist auch diesmal wieder ein interessantes Programm zu erwarten. Nähere Informationen zur Veranstaltung unter http://www.isaag.com.

Beide Autoren sind für die Flachglas Wernberg GmbH tätig, einem Unternehmen mit großem Know-how in der Glasveredlung, u.a. mit speziellen Fachkenntnissen für die Bedruckung von Glas und PVB-Folien für VSG.

Dipl.-Ing. Paul Gora ist Leiter der Drucktechnik bei Flachglas Wernberg.

paul.gora@flachglas.de

Co-Autor Dipl. -Wirt.- Ing. Frank Greiner ist in der Anwendungstechnik von Flachglas Wernberg tätig.

frank.greiner@flachglas.de

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