Die Glaswerke Arnold zählen zu den fortschrittlichen Glasveredlern Europas. Dies bezieht sich beim Lizenzgeber der Isolar-Gruppe nicht nur auf das Produktspektrum: Neueste Techniken werden auch konsequent in Fertigung und Administration eingesetzt.
Für Erforschung und Entwicklung neuer Lösungen nutzt Arnold Glas die Synergien aus der Vernetzung aller Unternehmen innerhalb der Gruppe.
So wurde das 1993 eröffnete Werk Lichtenstein bei Chemnitz seit 2003 zum Isolar-Technologiezentrum für ihre Brandschutzverglasungen ausgebaut. Hier sind neben den Fertigungsanlagen auch alle nötigen Testvorrichtungen für die Hightech Brandschutz-Gläser untergebracht.
Diese Spezialgläser werden unter dem Namen Arnold-Fire als F30, F60, F90 und F120 in Deutschland vertrieben, analog dazu EU-weit als die entsprechenden EI-Gläser. Die Brandschutzverglasungen sind in verschiedenen Systemen zugelassen (Holz, Metall, Trockenbau) und verfügen weiter über Prüfungen als integrativer Bestandteil von Trennwandsystemen und Türen sowie im Überkopfbereich. Die maximal zugelassenen Glasformate liegen bei 150 x 350 cm. „„nsere Brandschutzverglasungen zeichnen sich gerade durch ihre starke Hitzeabschirmung (Kaltseite < 100 °C) sowie ihre hohe Temperaturbeständigkeit aus“ erläutert Werksleiter Ulrich Fleischer. Weitere Vorteile seien eine hohe UV-Beständigkeit, eine geringe Glasdicke sowie das niedrige Gewicht der Gläser.
Die fast farbneutralen Gläser sind als Doppelverglasung mit einem nichtbrennbaren Abstandhalter aufgebaut. Dabei wird in den Scheibenzwischenraum (ab 12 mm) ein Brandschutzgel – ähnlich wie Gießharz – eingefüllt. Aufgrund der sehr kontrollierten und konstanten Fertigungsabläufe schaffen es die Lichtensteiner, eine gute optische Qualität zu erhalten. Diese reiche laut Fleischer nahe an Standardisoliergläser heran.
Mit der aktuellen Generation der „Fire“-Gläser, so der Niederlassungsleiter, kombiniere man modernen Brandschutz auf Spitzenniveau mit höchster architektonischer Gestaltungsfreiheit. Denn die Brandschutzgläser hätten fast keine Eigenfarbe, d.h. fast keinen Grünstich. Sie lassen sich zudem mit vielen vorspannbaren Gussgläsern kombinieren. Darüber hinaus könne man die Gläser problemlos mit Folie, Siebdruck, Emaille und aufgeklebten Sprossen weiterveredeln und sie dann zu Wärmedämm-Isolierglas weiter verarbeiten.
Neben den „reinen“ Brandschutzgläsern fertigt das Werk in Lichtenstein auch Brandschutz-Isolierglas (anteilig rund 20 Prozent). Beide Segmente erfahren einen kontinuierlichen Zuwachs, so Fleischer: „Mit der Entwicklung beim Brandschutz sind wir zufrieden und rechnen künftig mit einer weiteren Zunahme.“
Der Schlüssel zur Qualität dieser Spezialgläser liege in der kontrollierten Produktion. Diese erstrecke sich auch auf die weitere Isolierglasfertigung: Um optimierte Prozesse für höchste Qualität zu erreichen, setzte dabei das Glaswerk konsequent auf automatisierte Prozesse und High-End IT-Lösungen.
Synergien im Netzwerk
Das Lichtensteiner Werk ist der zentrale Stützpunkt für die Glashüttenlogistik der Gruppe. Von hier aus werden mit einer Innenlader-Flotte sämtliche internen und externen Abnehmer mit Basisglas in Jumbo-Abmessungen versorgt.
Neben den Brandschutzgläsern wird vor allem Isolierglas (für den Fensterbau) für die Region Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern gefertigt und ausgeliefert: 90 Mitarbeiter in zwei Schichten produzieren ca. 1400 Einheiten pro Tag, davon rund 30 Prozent 3-fach-ISO – Tendenz steigend. Zwei Bystronic-Fertigungslinien mit automatischem Hegla-Glaseinzug und speed’sealer Hochgeschwindigkeits-Versieglern ermöglichten dabei eine gute Qualität bei hohem Durchsatz.
In der Produktion wird das manuelle Handling der Scheiben auf ein Minimum reduziert. Von der Portalbeschickung über den vollautomatischen Zuschnitt und die dynamische Sortierung bis hin zum automatischen ISO-Einzug sind alle Komponenten in ein „rundes“ Gesamtkonzept eingebunden. Dies soll fließende Abläufe gewährleisten.
Ulrich Fleischer: „Der Schlüssel zu erfolgreicher Fertigungslogistik liegt im Zuschnitt. Effizienz und hohen Durchsatz erreichen wir unter anderem auch durch die intelligente Bereitstellung der Gläser vor der Waschmaschine, die im Schneid- und Sortierprozess organisiert wird.“ Das digitale Rückgrat dieser automatisierten Fertigung ist die A+W Software DynOpt, die im Zusammenspiel mit dem Hegla SortJet und dem Restplatten-Verwaltungssystem Remaster die gewünschten Fertigungssequenzen bei bester Ausbeute automatisch bereitstellt. Fleischer: „Unsere Mitarbeiter sind gesünder, der Krankenstand ist seit der Automatisierung des Zuschnitts deutlich gesunken. Das automatische Einfädeln vermeidet ungesunde Bewegungsabläufe beim Einstellen der Scheiben in die Fächerwagen. Zudem sehen wir kaum noch Schnittverletzungen, die bei manuellem Handling doch immer wieder auftreten.“ Dieser Aspekt gewinne mit wachsendem Anteil größerer und schwererer (VSG) Gläser an Bedeutung.
„Die Automation verbessert ganz klar die Produktqualität“, ergänzt Winfried Hänchen, der im Werk Lichtenstein unter anderem für die IT-Prozesse in der Produktionsplanung und -steuerung verantwortlich ist. „Wir haben heute weniger Reklamationen durch zerkratzte Scheiben oder Schäden an den empfindlichen Beschichtungen. Je weniger Glas von Hand hin- und hergetragen und in Fächerwagen eingestellt wird, umso geringer wird die Zahl der Bruch- und Schlechtscheiben.“ —
Zentrale Schnittstelle
Wie alle Standorte der Arnold-Gruppe wickelt auch das Werk Lichtenstein sämtliche kommerziellen Prozesse mit A+W Enterprise (ALCIB) ab, einer ERP-Lösung für Firmenverbunde und Konzerne. Die Mitarbeiter in Administration und Auftragsbearbeitung arbeiten über das Glaswerke-Arnold-Gruppen-Netzwerk, auf einer hochverfügbaren RZ-Server-Farm am zentralen Standort Remshalden. Dies geschieht in Echtzeit. Die IT-Zentrale in Remshalden stellt mit Unterstützung des A+W-Service-Teams einen 24 Stunden-Support sicher, was sich besonders im Mehrschichtbetrieb als sehr wertvoll erwiesen habe.