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BGT-Bischoff

Aus Bretten in die weite Welt

GLASWELT: Sehr geehrter Herr Wittmann, was muss man tun, wenn man weltweit Aufträge abwickeln will – ist das nicht riskant?

Klaus Wittmann: Wir wissen, wie man Aufträge im Ausland umsetzen kann. Und wir akzeptieren, dass in anderen Ländern andere Sitten herrschen. Was die Bezahlung angeht, fordern wir bei Aufträgen den sogenannten ‚Letter of Credit‘, der eine finanzielle Absicherung gewährleistet. Damit wird alles überschaubarer, ähnlich wie bei Inlandsaufträgen. Allerdings haben wir im Laufe der letzten Jahre eine entsprechende Auftragsabwicklung, ein Planungssystem (EDV-System Sol3) sowie die dazugehörige innerbetriebliche Produktions- und Versandlogistik entwickelt. Ohne dies ginge es nicht.

GLASWELT: Und welche Märkte sind momentan international interessant?

Wittmann: Spannende Märkte sind aktuell der Mittlere Osten, Großbritannien und der Großraum Moskau. Aber auch in Deutschland gibt es für uns schöne Projekte, etwa das neue ADAC-Gebäude in München, die tanzenden Türme in Hamburg oder die Elbphilharmonie. Solche Prestigeobjekte sind für uns wichtige Referenzen. Allgemein gesprochen werden hierzulande aber wenig Vorzeigeobjekte gebaut, da die Investitionen zurückhaltender sind.

GLASWELT: BGT konzentriert sich heute vorrangig auf Großprojekte im Ausland, wie das Finacial Center in Abu Dhabi. Wie kam das?

Wittmann: Der Vorteil bei internationalen Großaufträgen mitzuwirken liegt darin, dass man saisonale, wirtschaftliche Schwankungen abfangen kann. Und sobald ein solcher Auftrag da ist, hat man Planungssicherheit, die über ein halbes Jahr und mehr betragen kann. Positiv ist weiter, dass wir bei solchen Aufträgen unsere Stärke bei den Sonderprodukten, insbesondere bei Großformaten, voll ausspielen können. Solche Aufträge können nicht viele Veredler bearbeiten, was den Wettbewerb reduziert. Zudem arbeiten wir mit zuverlässigen großen Fassadenherstellern zusammen, bei denen wir uns als Glaspartner etabiert haben und die unsere Leistung zu schätzen wissen.

GLASWELT: Aus welchen Ländern erhalten Sie heute Ihre Anfragen?

Wittmann: Hierzulande werden heute Standardprodukte und -Isoliergläser verlangt. Das ist nicht unsere Baustelle. Anders sieht es in Großbritannien, Polen, den Emiraten sowie im US-Markt aus. Von dort erhalten wir Anfragen nach komplexen Glasprodukten, bei denen auch die Margen interessant sind. Um solche hochwertigen Produkte fertigen zu können, ist gutes Personal wichtig. Ohne das geht es nicht, wenn man Spezialgläser fertigten will. Nehmen Sie einen Siebdrucker, der muss sich mit Chemie, Farben, Sieben, Plänen und Maschinen auskennen. Wir haben nur hochqualifizierte Fachkräfte.

GLASWELT: Wo liegen ihre Produktions-Schwerpunkte?

Wittmann: Wir fertigen mit hoher Fertigungstiefe meist Spezialgläser und viele Unikate. Dabei richten wir unseren Fokus auf hochwertige Spezialitäten und (großformatige) Siebdrucke. Je extravaganter desto besser. Das ist für uns wie eine riesige Spielwiese, für die wir mit 5 ESG-Öfen (auch für ESG-H), 10 Color-Drucktischen, einschließlich Siebdruck mit Spiegel-Chrom, gut für künftige Aufträge gerüstet sind. Zudem fertigen wir VSG und haben hierfür u.a. zwei Autoklaven. Weiter können wir Schleifen, Fräsen, Bohren etc. Dazu kommt noch unsere ISO-Fertigung. Für die genannten Produkte dienen wir auch als Zulieferer für andere Glasveredler.

GLASWELT: Arbeiten Sie auch mit anderen (großen) Glasveredlern Hand in Hand?

Wittmann: Wir sind da sehr flexibel und richten uns nach dem was wir an Gläsern brauchen. Wir arbeiten mit den Firmen zusammen, die uns die besten Zulieferprodukte liefern können. Es mag etwas verrückt klingen, aber je nach Auftrag können die Kollegen Kunde, Zulieferer oder Wettbewerber von uns sein. Alles ist möglich. Damit das geht, muss man einen kollegialen und partnerschaftlichen Umgang pflegen.

GLASWELT: Welche Ziele haben Sie für Ihr Unternehmen für 2011 gesteckt?

Wittmann: Wir werden auch künftig am Weltmarkt aktiv sein. Zudem wollen wir die Entwicklung für Produkte, die sich weltweit einsetzen lassen vorantreiben. Wir wollen und wir werden investieren: aber wenn wir das tun, dann immer nur gekoppelt mit einen Großauftrag, der dies erfordert und rechtfertigt. Für das kommende Jahr rechnen wir mit einem gleichbleibenden Umsatz wie in 2010, jedoch bei höherer Produktionskapazität – sprich mit mehr Mitarbeitern und neuen Maschinen. Und auch in Zukunft werden wir weiterhin als Zulieferer für andere Glasveredler arbeiten. —

http://www.bgt-bretten.de

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