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5 Antworten zur Digitalisierung an Udo Hornung von Pro-Glas

„Die Digitalisierung erfordert hohe Managementqualitäten“

Glaswelt – Wird sich die Produktion in den kommenden Jahren grundsätzlich ändern?

Udo Hornung – Ja, es wird zu viel mehr Auto­matisation und Vernetzung der einzelnen Betriebsteile kommen und das ist auch notwendig. Nur so wird sich künftig von Losgröße 1 bis zur Serie effizient fertigen lassen. Gerade auch bei kleineren Aufträgen, bzw. wenn Aufträge viele unterschiedliche Gläser verlangen. Die von uns vertretenden Lieferanten bieten viele Anlagen und Maschinen an, die für die Vernetzung geeignet sind.

Glaswelt – Was sind die Gründe dafür?

Hornung – Der Kostendruck auf die Glasveredler ist enorm. Zudem ist Fachpersonal immer schlechter zu bekommen. Also müssen Anlagen bereitgestellt werden, die mit wenigen oder quasi ohne Bediener auskommen. Durch die zunehmende Automatisation wird das Glas immer weniger manuell gehandhabt, was wiederum die Qualität entscheidend hebt, da viel seltener Schäden, wie Kratzer und andere Glasschäden, in der Produktion anfallen. So müssen weniger Scheiben nachgefertigt werden, was viel Geld spart und Diskussionen mit unzufriedenen Kunden bzw. Regressforderungen entfallen. Insgesamt lassen sich Aufträge durch Automation schneller durchschleusen.

Udo Hornung, Geschäftsführer von Pro-Glas

Foto: Pro-Glas

Udo Hornung, Geschäftsführer von Pro-Glas

Glaswelt – Welche Rolle spielt zukünftig die Software?

Hornung – Die Software wird immer wichtiger, wobei sich der Markt immer stärker auf den einzelnen Kunden und dessen Spezialisierung ausrichten muss. Einen Verarbeitungsbetrieb ohne leistungsfähige Software wird es nicht mehr geben. Damit steigt die Verantwortung der Software-Anbieter, gerade auch, weil durch eine zunehmende Vernetzung mögliche Stillstandszeiten die gesamte Produktion betreffen, sobald nur ein einzelner Teil ausfällt. Somit darf es quasi
keine Ausfälle bei der Software geben. Die Folge davon ist, dass Unterbrechungen für Updates etc. im Vorfeld geplant werden müssen, etwa für das Wochenende.

Glaswelt – Und was ändert sich bei der Wartung für die Verarbeiter?

Hornung – Die Betriebe müssen vorausschauend warten und die Wartungsarbeiten besser planen als bisher, am besten an mehreren Maschinen gleichzeitig. Auch hier wieder der Fakt, dass eine Vernetzung die gesamte Produktion betrifft.

Durch eine Wartungsplanung lassen sich die Stillstandszeiten optimieren und so Ausfälle in der Hauptsaison minimieren. Unterstützt wird dies zunehmend durch die leistungsstarken Fernwartungsmöglichkeiten der Maschinenhersteller.

Die Ferndiagnose bzw. die Fernwartung wiederum sparen Zeit und Geld, da vielfach keine Techniker mehr in der Produktion dabei sein müssen, um langwierig einen Fehler zu suchen. Über die „Rückmeldungen“ der Maschinen an den technischen Support der Hersteller lässt sich der Wartungsbedarf viel besser steuern.

Mit steigender Automatisation steigt auch die Anforderung an die Qualifikation des Personals. Der Verarbeiter braucht jetzt zwar weniger Leute, jedoch mehr Spezialisten. Das heißt, künftig wird es mehr Mechatroniker in der Glasbearbeitung geben und es werden mehr Ingenieure und Software-Spezialisten gebraucht, die die gesamte Produktion besser überblicken und steuern.

Glaswelt – Wie können Verarbeiter von der Digitalisierung profitieren, wie sind die Kosten, wo lauern Gefahren und gibt es auch Bereiche, die darauf verzichten können?

Hornung – Zunächst einmal ist die Digitalisierung eine Chance, die Prozesse zu beschleunigen und so schneller auf die Kundenwünsche zu reagieren. Die Gefahr dabei ist, sich hier zu sehr zu verzetteln und den „Leitfaden“ des Betriebs zu verlieren.

Digitalisierung alleine löst noch keine Probleme. Die Unternehmen müssen vorab entscheiden, wo sie ihre Produktionsschwerpunkte setzen bzw. künftig setzen wollen. Dies hat dann entsprechende Konsequenzen, was die Anlagen, deren Vernetzung und die zugehörige Software angeht, sprich die Digitalisierung. Diese muss mit allen Beteiligten, also auch den Maschinenanbietern, den Softwarehäusern und den Zulieferern und immer mehr auch unter Einbindung der Kunden (Produktion just in time) geplant und umgesetzt werden. Das erfordert hohe Managementqualitäten.

Aus meiner Sicht kann kein Unternehmensbereich mehr auf eine vernetzte Digitalisierung verzichten. Eine große Gefahr sind sicher unzureichend geschützte Netzwerke und damit verbundene mögliche Hackerangriffe. Hier sollten die Glasverarbeiter nicht sparen. Ein Ausfall der Produktion wird sonst schnell zum Super-Gau.

Udo Hornung

ist Gschäftsführer der Pro-Glas GmbH. Diese vertreibt Anlagen großer Maschinenbauer, u. a. Forel und Immmes, sowie Diamantwerkzeuge für die Glasindustrie. Sein Team übernimmt die Maschineninstallation sowie den Service, die Wartung und die Reperatur.
www.pro-glas.at

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