Bereits im Dezember habe ich geschrieben, dass wir in Europa pro Jahr den CO2-Ausstoß durch Tausch alter Verglasungen gegen Low-E- oder selektive Gläser um 625 Mio. Tonnen senken könnten. Von 1975 bis in die 90er Jahre haben die Niederlande den Tausch von Einfachverglasungen gegen Isolierglas subventioniert. Das Ergebnis: Heute verfügen in den Niederlanden 90 % der Gebäude über einen guten Wärmeschutz.
Wärmeschutzverordnungen kennen Deutsche (DIN 4108) und Niederländer (NEN 1075) schon seit 1975. Die Normen wurden zwar über die Jahre novelliert und auf ein höheres Niveau gebracht, aber eigentlich immer zu spät. Schlimmer als zu spät eingeführte Normen, sind die bauphysikalischen Fehler in den Verbrauchsberechnungen, auf die Dr. Ing. Gerald Knaust (ITA Ingenieurgesellschaft Weimar) schon 2004 (in Bauphysik 26) hingewiesen hat. Er zeigte auf, dass die Entscheidung über Bauart von Gebäude und Fassade nicht unter Berücksichtigung wirtschaftlich optimierter Maßnahmen zum sommerlichen Wärmeschutz gefällt wird.
Dr. Knaust hat auch nachgewiesen, dass im Großstadtraum mit einer zu niedrigen Außentemperatur gerechnet wird. Die Folge ist, dass in vielen öffentlichen und privaten Gebäuden die Raumtemperatur nicht nur in den Sommermonaten Werte von 28° C überschreitet. Anfang Mai hatten wir erfreulicherweise bereits sommerliche Temperaturen von über 28°C. In den letzten 30 Jahren hat sich das durchschnittliche Monatsmittel der Außentemperatur in den Sommermonaten hin zu höheren Werten verschoben. Thermostress mit Todesfolge ist statistisch signifikant während solcher Hitzeperioden festzustellen. Das müsste nicht so sein.
Betrachten sollte man zudem, dass die Arbeitsproduktivität um über 15 Prozent fällt, wenn die Raumtemperatur 23°C überschreitet. Hier entstehen hohe versteckte volkswirtschaftliche Kosten, die man durch eine umfassende Gebäudeplanung inklusive Sonneschutzmaßnahmen senken könnte. Leider werden bei der Fassadenplanung meist nur die reinen Investitionskosten gerechnet, ohne weitere Berücksichtigungen.
Aus Liebe zu Mensch und Umwelt sowie für bessere Zukunftsperspektiven folgender Generationen, sollte für Hausbesitzer kein Preis zu hoch sein, um in die energetische Sanierung zu investieren, um so die Folgen der Klimaänderung zu stoppen – ob mit oder ohne Subventionen.
Ihr Paul Bastianen p.bastianen@planet.nl | Mobil (+31) 6 43 88 87 28
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