Das Wort „Prämienlohn“ treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Weil man den Mitarbeiter/-innen misstraut, werden in den Unternehmen interne Anreize geschaffen, anstatt die Menschen ordentlich zu bezahlen und die Dinge, für die es ein „Leckerli“ gibt als Grundvoraussetzung in einer guten Zusammenarbeit anzusehen.
Den Begriff „Leckerli“ habe ich aus der Hundeerziehung entnommen und es ist ein sehr guter Vergleich mit dem Prämienlohnsystem. Die professionellen Hundeausbilder haben immer die Tasche mit Leckerli am Gürtel, um die gut ausgeführten Kommandos bei ihren Hunden sofort zu belohnen (Hund macht Platz = Leckerli, Hund macht Sitz = Leckerli etc.).
Komisch, es gibt doch tatsächlich Hunde, die die Kommandos auch ohne die Belohnung „Leckerli“ ausführen. Ich selbst hatte auch einmal eine tolle Boxerhündin, die ich geliebt, manchmal verwöhnt, gut erzogen, gelobt und, wenn es erforderlich war, geschimpft habe. Sie hörte auf jedes Kommando, weil ich ihr wichtig war und sie wusste, dass es ihr bei mir sehr gut ging. Ich war der Chef, die Bezugsperson in ihrem Leben und zuständig für ihre Motivation, durch Zuneigung, Lob und Anerkennung.
Verzeihen Sie mir diesen direkten, aber sinnvollen Vergleich eines Präminenlohnsystems. Wenn Sie so etwas im Betrieb haben, schaffen Sie es ab. Schenken Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Vertrauen, das ihnen gebührt und setzen Sie Dinge auch ohne „Leckerli“ in der gemeinsamen Zusammenarbeit voraus.
Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter sinnvoll und zum richtigen Zeitpunkt. Ein Lob ist oft viel mehr wert als ein „Leckerli“. Ein Lob macht aber nur dann wirklich Sinn, wenn auch die Bezahlung stimmt. Im letzten Seminar sagte ein Teilnehmer zu mir, er habe sich bei seinem Mitarbeiter für die tolle Arbeit bedankt, da bekam er als Antwort: „Chef ich war mit einer Tüte voller ‚Dankeschöns‘ im Aldi, hab‘ dort aber nichts dafür bekommen!“
Stimmt hier die grundsätzliche Bezahlung oder was ist sonst noch so im Argen in der Firma?
Prämienlohnsysteme schaffen Misstrauen unter den Mitarbeitern, denn die eine Gruppe hat immer die guten Baustellen, bei denen es Prämien gibt, und die anderen gehen eh immer leer aus. Die Missstimmung ist vorprogrammiert; der toll geplante Motivationsschuss des Prämienlohnsystems geht nach hinten los und entwickelt sich zum selbstlaufenden Demotivationsmotor.
Wollen Sie Ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun, sorgen Sie für echte Anreize, von denen alle etwas haben: Denken Sie über eine Gewinnbeteiligung nach. Da gibt es viele funktionierende Systeme, die nicht auf Misstrauen gründen und Ihre Mitarbeiter motivieren mitzumachen.
Klaus Steinseifer
Der gelernte Bankkaufmann, Maler- und Lackierermeister, Seminarleiter ist heute als Referent, Berater, Seminarleiter für das Handwerk aktiv. In seinen Seminaren für mittelständische Unternehmer zeigt er Wege in die zukunftsorientierte, nachhaltige und erfolgreiche Unternehmensführung auf.