_ Wieland Frank, geschäftsführender Gesellschafter der Siegenia-Aubi KG, äußert sich auf der Pressekonferenz anlässlich des Firmenjubiläums zufrieden über den aktuellen Geschäftsverlauf: Der Umsatz sei insgesamt noch im Plus gegenüber dem vergleichsweise guten Vorjahr, obwohl auch der Beschlaganbieter eine Beruhigung der Geschäftstätigkeit im 2. Quartal festzustellen habe. Besonders der August sei schwach gewesen, jetzt würden aber die Auftragseingänge wieder anziehen. Man müsse beachten, dass im letzten Jahr das 2. Halbjahr sehr stark gewesen sei. In diesem Jahr ist alles anders: Da sei man ordentlich gestartet – nicht zuletzt aufgrund des ausgefallenen Winters. Am Ende geht Frank aber noch von einem leichten Plus gegenüber 2013 aus.
Was den Ertragsbereich angeht, so sei man gut aufgestellt. Wenn es Probleme geben würde durch beispielsweise eine anhaltende Russland/Ukraine-Krise, hätte man noch ausreichende Reserven.
Auf die Frage nach den Investitionen bei Siegenia wurde bekannt gegeben, dass man bis 2016 insgesamt 98 Mio. Euro in die Standorte investieren werde. Davon würden bereits in diesem Jahr 26 Mio. Euro ausgegeben werden.
Ismail Sayguen, Leitung Geschäftsbereich „Management und Support“: „Wir investieren, damit wir noch schneller und hochwertiger produzieren können. Das betrifft unter anderem die firmeninterne Infrastruktur, unsere Prüftechnik und die Services und die Galvanik.“ Am Standort Wilnsdorf laufen derzeit die Vorbereitungen für den Bau einer neuen Galvanikanlage, die 8000 Tonnen Stahl pro Jahr veredeln kann. So würden zeitraubende Transportzwischenschritte entfallen können. Eine weitere Investition wäre die verkettete Ecklager-Laserschweißanlage und eine Servopresse, die die Ausbringung um bis zu 50 Prozent erhöhen könne. Im nächsten Jahr würde eine Kippriegel-Montageanlage in Polen dazukommen und an allen Standorten Montage- und Handlingsvorrichtungen, um Lieferzeiten nochmals deutlich zu verkürzen.
Am Wochenende wurde dann gefeiert: Rund 1200 Kunden konnten am 5. September im großen Festzelt im „Siegenia-Garten“ begrüßt werden. Ein Tag danach, am Samstag gab es dann mit 1800 Personen ein großes Mitarbeiterfest.
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Eine Kurze Siegenia-zeitreise
Der ursprüngliche Plan des Gründers Wilhelm Jäger ist die Fertigung von Kesselböden. 1914 gründet er das „Press- und Stanzwerk Kaan-Marienborn“ in einem Vorort von Siegen. Schon bald tritt sein Schwiegersohn Adolf Frank ins Unternehmen ein. Zug um Zug stellt er die Produktion auch auf Fensterlüftungsbeschläge um.
Die Produktionsstätten werden im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Zusammen mit seinem Sohn Gerhard macht sich Adolf Frank an den Wiederaufbau. Für Expansion sorgen vor allem die gefertigten Fensterlüftungsbeschläge, die bereits damals – als Hommage an die Region – unter dem Produktnamen „Siegenia“ im In- und Ausland vertrieben werden.
Ein Meilenstein ist der erste rechts/links verwendbare Dreh-Kipp-Beschlag, der 1954 vorgestellt wird. Bereits ein Jahr später folgt der erste verdeckt liegende Dreh-Kipp-Beschlag.
Und 1966 entscheidet man sich, im Wilnsdorfer Ortsteil Niederdielfen neu zu bauen.
Mit der Entwicklung des inzwischen weit über 250 Mio. Mal verkauften Dreh-Kipp-Beschlags „Favorit“ schafft man Anfang der siebziger Jahre ein Synonym für den modernen Fensterbau. Erstmalig bringt das Unternehmen einen Einhand-DK-Beschlag auf den Markt, den der Fensterhersteller mit wenigen einfach zu koppelnden Beschlagteilen und zwei Ablängschnitten montieren kann. Mit dem „Trial-Getriebe“ werden 1973 neue Maßstäbe in der Fensterfertigung gesetzt. Die Aufnahmetasche für den Schlosskasten wird mit einem einfachen Bohrvorgang erzeugt und muss nicht mehr in den Falz gefräst werden.
In den 80er-Jahren folgen Hebe-Schiebe-Beschläge für großflächige Schiebefenster und -türen sowie Schalldämmlüfter. Der Exportanteil beträgt nun schon mehr als 20 % und es gibt bereits Niederlassungen in Österreich, Frankreich und der Schweiz.
Der Wechsel in die vierte Generation verläuft unplanmäßig: Gerhard Frank verstarb 1988 im Alter von 68 Jahren. Sein Sohn Wieland Frank übernimmt mit 29 Jahren die Führung als geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter.
Mit der Einführung des klemmbaren DK-Beschlags für Aluminiumprofile schafft man einen weiteren Branchenstandard für die Fensterfertigung.
1998 wird die Firma Aubi übernommen. Diese Integration sorgt abermals für Wachstum – vor allem auf den internationalen Märkten. Seit 2003 firmiert man unter dem Namen Siegenia-Aubi KG.
Zwischen 1998 und 2004 werden in Polen und China Werke erworben bzw. eröffnet, um die Nachfrage in Osteuropa und Asien zu bedienen. Zeitgleich wird eine Innovation eingeführt, die erneut den Fertigungsablauf revolutioniert: Das Beschlagsystem Titan iP ermöglicht es, Beschlagkomponenten bereits in die einzelnen Stäbe eines Flügelrahmens zu montieren.
2004 wird zudem die Siegenia-Aubi Sicherheits-Service GmbH gegründet – ein Tochterunternehmen, das sich auf Lösungen für den nachträglichen Einbruchschutz und die Fensterreparatur spezialisiert.
Im Jahr 2006 übernimmt schließlich das Unternehmen mit der Firma KFV Karl Fliether GmbH & Co. KG den deutschen Marktführer für hochwertige Haustürbeschläge, der damals kurz vor der Insolvenz stand, und rundet damit das eigene Angebot für Raumkomfortlösungen weiter ab.
Natürlich blieb man 2008 nicht von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise verschont, die insbesondere den Bausektor hart betrifft. Aber auch das gehört zur Unternehmensgeschichte dazu – und gibt letztlich den Ausschlag für eine konsequente Neuausrichtung der Organisationsstruktur. Die Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise haben das Unternehmen weiter gestärkt.
Längst liefert Siegenia nicht mehr nur klassische Fenster- und Türbeschläge, sondern denkt auch an deren intelligente Vernetzung und Automatisierung. Ob motorisches Haustürschloss oder Fenster- und Schiebetürantriebe: Alles ist über das Smartphone oder die Hausautomationssysteme ansteuerbar, intelligente Lüftungsgeräte sorgen für ein gutes Raumklima, sodass maximaler Raumkomfort ermöglicht werde.